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"The Raumdeuter" ist da: Ganz Vancouver liegt Thomas Müller zu Füßen

Thomas Müller bei seiner Vorstellung.
Thomas Müller bei seiner Vorstellung.Canadian Press / Shutterstock Editorial / Profimedia
Beim rituellen Trommel-Marsch des Musqueam-Stammes wippte Thomas Müller ehrfürchtig mit - auf dem Höhepunkt der "Muller Mania" aber konnte er nur noch lachen und lachen. Die Herzen der Menschen flogen dem deutschen Fußball-Weltmeister am Flughafen von Vancouver nur so entgegen, in der Sportsbar "White Spot" tanzten die Fans auf den Bänken und sangen schon seinen Namen. Die Zeitung Vancouver Sun jubelte dazu: "The Raumdeuter ist now a Whitecap!"

Und Thomas Müller unterschrieb. Er unterschrieb Deutschland-Fahnen, er unterschrieb Whitecaps-Trikots, Bälle, Mützen, Bayern-Shirts, Schals, Schuhe, ja, er unterschrieb dem überaus freundlichen Häuptling Wayne Sparrow sogar die Trommel. Der revanchierte sich mit einem traditionellen Umhang der in Kanada so wichtigen First Nations: "Lege ihn um, wenn du deine Familie vermisst. Möge er dir dann wie eine warme Umarmung sein."

Bis Müller erste lockere Worte an die Fans richten konnte, war nach seiner Landung am Nachmittag Ortszeit einige Zeit vergangen. "Ich bin glücklich, hier zu sein und ein Whitecap zu sein", sagte die Legende des FC Bayern München und hob einen Daumen in die Höhe. "Wir wollen die Zukunft gemeinsam gestalten."

Aber, der Fußball regiert, deshalb zeigte Müller auf die TV-Wand in der Bar: "Leute, wir müssen die Jungs jetzt unterstützen! Wir müssen gewinnen!" Denn parallel spielte sein neuer Klub im Halbfinal-Hinspiel der kanadischen Meisterschaft beim Forge FC, es ging 2:2 aus. "Ich wäre selbst gerne auf dem Platz", sagte Müller.

Das kann er haben. Nicht erst im Rückspiel Mitte September. Schon am Sonntag gegen Houston Dynamo soll er sein Debüt in der Major League Soccer (MLS) geben, seine Schlaftracking-Systeme, sagte Müller jedenfalls nach der ersten Nacht in Kanada, hätten ihm trotz einer Zeitumstellung von neun Stunden "einen guten Schlaf attestiert. Somit bin ich ready to go".

Sein Ziel? "Wenn ein großer Name kommt", sagte Müller bei seiner Vorstellung, "ist es völlig normal, dass alle ein bisschen aus dem Häuschen sind. Und diesen Hype wollen wir natürlich mitnehmen."

Mit Leberkäse 

Seine Ankunft hat eine für nordamerikanische Verhältnisse bemerkenswerte Euphorie ausgelöst: "Alle Spiele für den Rest der Saison werden ausverkauft sein. Unser Fanshop hatte den größten Verkaufstag in der Geschichte des Klubs", berichtete Whitecaps-Sportdirektor Axel Schuster.

In einem dunklen Van wurde Müller, sichtlich beeindruckt, durch die einstige Olympia-Stadt am Pazifik gefahren, die zu Recht als eine der schönsten der Welt gilt. Er konnte sich dabei selbst ins Gesicht schauen: Litfaßsäulen und Werbetafeln waren großflächig plakatiert.

Auch Downtown am BC Place Stadium, Heimat der Whitecaps und Schauplatz der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele 2010, hingen riesige Banner: "A legend arrives." Üblicherweise öffnet für den Fußball dort nur der Unterrang – jetzt nicht mehr.

Müller wird bald auch über die wunderschöne Bucht blicken können, wo minütlich Wasserflugzeuge starten und gewaltige Frachtschiff-Monster vor Anker liegen. Ein schickes Apartment mit Bay-Aussicht und ein Auto stehen schon bereit. Bei der Vorstellung am Donnerstagabend deutscher Zeit servierten die Whitecaps gar bayrischen Leberkäse.

Ob er immer noch "leicht nervös" ist, wie er am Münchner Flughafen bekundet hatte? Mit der bayrischen Bierruhe, die er üblicherweise ausstrahlt, war es dort nicht mehr so weit her gewesen, schließlich "ist es das erste Mal nach langer Zeit, dass ich zu einer neuen Mannschaft stoße". Und, wie Müller im Flieger in einem witzigen Video feststellte: der erste Flug "ohne Manuel Neuer seit vielleicht 15 Jahren".