Es wurde eine Rechtfertigung, zugleich eine Bitte um Verständnis bei den Fans des VfB Stuttgart vor dem Start in die WM-Qualifikation. "Ich will das Höchstmögliche erreichen."
"Ich spiele jetzt Champions League und in der besten Liga der Welt", sagte Woltemade über seinen spektakulären 90-Millionen-Euro-Wechsel zu Newcastle United. "Ich bin Sportler. Das ist auch mein Beruf." Er bedankte sich ausführlich und zeigte zum Abschied ein Peace-Zeichen: "Liebe Grüße!"
Weiter geht's. Und zwar gleich zum nächsten Blick in eine weit entfernt erscheinende, aber doch sehr nahe Vergangenheit. Woltemade wird zum Spiel am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD und Flashscore-Audioreportage) wieder das schmucke Nationalstadion der Slowakei in Bratislava betreten.
Wie am 28. Juni, an dem er dort das EM-Finale verlor - als U21-Nationalspieler und VfB-Profi. Nun gehört er fest zum A-Team und ist ein neuer Top-Star der Premier League. Waren das nur zwei Monate?
Stuttgart? Bayern? Newcastle!
Ja, aber in ihnen ist viel passiert. Julian Nagelsmann verbirgt gar nicht seine Erleichterung darüber, dass sie vorbei sind. Besonders der öffentliche Poker mit dem FC Bayern hat dem Bundestrainer überhaupt nicht gefallen. "Ich glaube, dass so ein Wechseltheater an einem Spieler nicht spurlos vorübergeht", sagte er schon während seiner Pressekonferenz zur Kader-Nominierung.
In diesem Gezerre gebe es keine Gewinner. "Das ist für den Spieler schlecht, für die Vereine schlecht", sagte Nagelsmann. Der FC Bayern hatte mehrere Angebote überbracht, die der VfB empört ablehnte, vieles trugen die Parteien in allen Details über die Medien aus.

Am Ende wurden die Münchner um Längen überboten - und Woltemade saß am Samstag im Anzug in Leeds auf der Tribüne. Sein neuer Klub mühte sich dort zu einem 0:0.
Wie soll ein junger Mann derartige Irrungen und Wirrungen verpacken? Nagelsmann hat den Stürmer in den vergangenen Wochen immerhin "ganz ruhig" wahrgenommen. "Ich habe zweimal mit ihm gesprochen und gefragt, was so seine Ideen und Wünsche sind", berichtete der Bundestrainer.
Füllkrug als Premier-League-Mahner
Er habe ihm auch "Dinge mitgegeben" - nicht, wohin er wechseln solle, "sondern, dass mir wichtig ist, dass er spielt". So hat Nagelsmann ihm beschieden, er könne "gerne" nach München wechseln - "aber auch, dass mit 25 Prozent Spielzeit die WM eng wird".
Wird der 23-Jährige nun in Newcastle spielen? In der rauschhaft einkaufenden Premier League sind 90 Millionen Euro Ablöse dafür keine Garantie. Am Montag umarmte Woltemade in Herzogenaurach zur Begrüßung herzlich seinen (einzigen) Sturmkollegen Niclas Füllkrug.
Im Gespräch könnte er sich anhören, wie schwierig es in England ist: Bei West Ham United wartet der seit mehr als einem Jahr auf den Durchbruch.