Der Star ist das Stadion? Der Star ist der See - so sagt es Mirwan Suwarso. Der Vereinspräsident, Statthalter der indonesischen Magnaten-Brüder Robert Budi und Michael Bambang Hartono (geschätztes Vermögen: 40 Milliarden Euro), soll den kleinen Serie-A-Klub, der vor sechs Jahren noch viertklassig war, zum "weltweit führenden Reiseziel für Fußballtourismus" erheben. Nach Vorbild eines Weltkonzerns.
"Es gibt Parallelen zwischen Como und Disney", behauptet Suwarso. Für Disney sei Disneyland der Themenpark. "Für uns sind der Fußballverein und das Erlebnis am Spieltag unser Themenpark." Also: Die Millionen Touristen, die ohnehin die zuckersüße Uferpromenade und die historische Altstadt überrennen, sollen ruhig auch zum Fußball kommen und dort ihr Geld lassen. Umgekehrt kann der Sport Promis anlocken und Märkte erschließen: Marketing, Mode, Merchandise. Como, das ist "Glitzer, Glanz und Gloria", wie es in einem Reise-Blog heißt.
So kommt es vor, dass die Hollywood-Größen Keira Knightley, Adrien Brody und Michael Fassbender beim Tor nebeneinander jubelnd aufspringen. Klick-klick, das zieht. Auch Hugh Grant oder Benedict Cumberbatch haben vorbeigeschaut - gerne auf Einladung der Hartonos, die den Grundstein für ihren märchenhaften Reichtum einst mit einer Marke für Nelkenzigaretten legten. Kretek heißen diese in Indonesien, nach dem Knacken der gemahlenen Gewürznelken beim Herunterbrennen.
Wer Milliarden besitzt, für den sind ein paar Hunderttausend Euro (nach mehreren Insolvenzen des Vereins) nicht mehr als eine Kleckerei. Aber dennoch ist es ein strategisches Investment. "Wir wollen einen Weg finden, den Fußball zu einem echten Geschäft zu machen", sagt Suwarso. Mit dem Sport als Türöffner, Hollywood als Multiplikator und der Stadt als Traumkulisse. Dazu ein Bier mit Vereinsbranding? Gern! Am Sonntag (18.30 Uhr/DAZN) kommt zum Saisonstart Lazio Rom.
Alisha Lehmann bringt weitere Aufmerksamkeit nach Como
Der Comer See, das ist "eine globale Marke", betont Suwarso. "Es wäre töricht von uns, dies nicht zu nutzen - wir binden den Fußball ins Ökosystem ein, nicht als Mittelpunkt, sondern als integralen Bestandteil." Das Disney-Prinzip: Der Fußball soll über Como auf die große, weite Welt abstrahlen. Und umgekehrt. Es erinnert an Paris Saint-Germain.
Wie gut, dass Como Calcio selbst Stars hat. Trainer Cesc Fàbregas hielt der Klub gegen jedes Zerren von Bayer Leverkusen oder Inter Mailand, Thierry Henry ist Anteilseigner und erklärt Jeff Goldblum auf der VIP-Tribüne taktische Feinheiten. 105 Millionen Euro hat der Klub im Sommer investiert: 19 Millionen davon in den deutschen Offensivspieler Nicolas Kühn von Celtic Glasgow. In dieser Stadt lässt sich den Touristen, die ihre Kinder im Urlaub zum Kicken in die Jugend-Abteilung geben sollen, alles anbieten, nur keine Langeweile.
Wohl auch deshalb ist der wichtigste Transfer eine Frau. Die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann kam gerade von Juventus Turin - und mit ihr sagenhafte 16,6 Millionen Instagram-Follower. Die blicken seitdem auf viele Lehman-Fotos: vor dem Panorama des Comer Sees.