Da sind die wiedererstarkten Italiener, die zuletzt Frankreich und Belgien bezwangen. Da ist "der kürzeste Lehrgang", den Nagelsmann je hatte: Mit nur zwei Trainings vor dem Viertelfinal-Hinspiel am 20. März in Mailand und noch weniger Zeit vor dem Rückspiel in Dortmund (23.). Das meiste Kopfzerbrechen beschert Nagelsmann aber die Sturmproblematik.
"Wir brauchen Spieler, die zuverlässig Tore schießen", sagte er der FAZ. Jungstar Wirtz habe in dieser Hinsicht "eine beachtliche Entwicklung" hingelegt, "das macht seine Verletzung umso ärgerlicher". Der Ausfall von Havertz "tut uns ebenso weh", zumal Füllkrug noch immer nicht wieder spielen kann.
Dabei gilt für den Bundestrainer doch der Grundsatz: "Auf Verbandsebene gewinnt die Mannschaft, die am stabilsten in ihren Abläufen ist." Das hätten Europameister Spanien und Weltmeister Argentinien zuletzt bewiesen. "Die haben immer gleich gespielt." Mit demselben Personal und demselben System.
Quintett verletzt - Stammkräfte fehlen weiter
Nagelsmann aber muss jetzt umplanen. Von den 23 November-Nominierten sind Wirtz, Havertz, Benjamin Henrichs, Robin Koch und Felix Nmecha verletzt oder krank, auch die Stammkräfte Füllkrug, Aleksandar Pavlovic und Marc-André ter Stegen fallen aus. Die Dortmunder Julian Brandt und Waldemar Anton sind dazu außer Form - Alternativen müssen her.
In der Offensive sollten Jamal Musiala, Leroy Sané, Serge Gnabry, Deniz Undav und Tim Kleindienst ihre Plätze sicher haben. Der genesene Stuttgarter Jamie Leweling, im Oktober Matchwinner gegen die Niederlande (1:0), könnte zurückkehren. Der Mainzer Jonny Burkardt drängt sich auf, sein Klubkollege Nadiem Amiri ist nach mehr als vier Jahren DFB-Pause ein Comeback-Kandidat. Der gehandelte Mika Biereth (AS Monaco), Däne mit deutschen Wurzeln, wurde erstmals für Dänemark nominiert, Stuttgarts Nick Woltemade ist wohl für die U21 eingeplant.
Dahinter wird über eine Rückkehr von Leon Goretzka spekuliert. Der Münchner bekannte am Montag, dass er sich "wünschen würde", wenn zu seinen 57 Länderspielen "noch welche dazukommen". Kontakt zu Nagelsmann habe er aber nicht, eine Nominierung scheint unwahrscheinlich.
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Dabei bestünde Bedarf, weil die Sechser Pavlovic und Nmecha ausfallen, Robert Andrich zuletzt weniger spielte und Pascal Groß schon bessere Tage hatte. Nur der Stuttgarter Angelo Stiller zeigt sich stabil, Kapitän Joshua Kimmich bleibt laut Nagelsmann rechts hinten. In der Abwehr dürfte Yann Bisseck (Inter Mailand) eine Chance bekommen, das deutete der Innenverteidiger selbst an.
Der Bundestrainer dürfte zudem die Nummern von Oliver Baumann und Alexander Nübel wählen: Er hat angekündigt, sich auf einen der beiden Torhüter als Vertreter von ter Stegen festzulegen. Im Herbst sah er Baumann einen "Tick" vorne, der Hoffenheimer war zuletzt aber ebenfalls verletzt und nicht fehlerfrei.