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"Titan von Milano": Oliver Baumann positioniert sich als deutsche Nummer 1

Baumann lieferte am Mittwoch eine überzeugende Leistung ab
Baumann lieferte am Mittwoch eine überzeugende Leistung abALESSANDRO SABATTINI/GETTY IMAGES EUROPE/Getty Images via AFP
DFB-Torhüter Oliver Baumann hat das Vertrauen von Bundestrainer Julian Nagelsmann beim 2:1-Sieg in Italien mit einer Klasseleistung belohnt.

Rudi Völler hatte keinen Hut auf – deshalb zog er seine Brille, bevor er den "Titan von Milano" väterlich in den Arm nahm. Oliver Baumann, neue Nummer eins auf Zeit in der Nationalmannschaft, hatte sich mit mehreren Wundertaten im San-Siro-Tempel auch die Note eins verdient.

"Unbeschreiblich. Das war echt schön mit dieser Truppe", sagte Baumann, während ihm Lobeshymnen von allen Seiten in den Ohren klangen: "Ich genieße es gerade, aber es ist erst der erste Schritt." Ein Schritt Richtung Final Four der Nations League – aber auch einer für Baumann, um sich möglicherweise doch im deutschen Tor festzubeißen.

Match-Center: Italien vs. Deutschland

Drei Länderspiele – nur ein Gegentor

Joshua Kimmich übertrieb beim Flechten seines Lorbeerkranzes um exakt 97 Spiele. "Man hat so das Gefühl bei Oli, der hat schon alles erlebt in seiner Karriere", sagte der Kapitän, "er hat jetzt sein 100. Länderspiel gemacht, gefühlt." Es war das dritte. Mit dem ersten Gegentor.

Der 34-Jährige begann verhalten, "fraß" zwar den Treffer von Sandro Tonali, wurde dann aber zum Kraken. Er riss blitzschnell die Fäuste hoch, um das italienische 2:0 zu verhindern, er rettete mit dem Fuß im Eins-gegen-eins.

"Er hat zwei Dinger gehalten, die er nicht halten muss", sagte Julian Nagelsmann, der sich damit über Bande selbst lobte: Schließlich hatte der Bundestrainer die Entscheidung pro Baumann getroffen, Alexander Nübel hatte das Nachsehen.

Realistisch gesehen waren es sogar drei bis vier "Dinger", die durchaus auch Gegentore hätten sein können. Die wahrscheinlich schwierigste Prüfung bestand Baumann ebenfalls bravourös – ein Teamkollege hatte sie ihm auferlegt. "Ich habe ihn auch noch mal geprüft", sagte Tim Kleindienst lachend. Der Stürmer hatte den Ball im eigenen Strafraum dramatisch falsch erwischt, Baumann tauchte überragend ab.

Baumann (l.) zeigte in Mailand eine Leistung auf allerhöchstem Niveau
Baumann (l.) zeigte in Mailand eine Leistung auf allerhöchstem NiveauDOMENICO CIPPITELLI/NurPhoto/NurPhoto via AFP

Nach dem Abpfiff jubelten die beiden gemeinsam. "Es freut mich, dass er so präsent war", sagte Baumann. "Da haben wir das noch mal wegzelebriert. Er war echt gut."

So gut, dass er nun definitiv im Tor stehen wird, bis Marc-André ter Stegen aus einer langen Zwangspause wegen einer Patellasehnenverletzung zurückkehrt. Der Bundestrainer wollte das eigentlich nach dem Viertelfinal-Rückspiel in Dortmund am Sonntag (20:45 Uhr/RTL) überdenken - das kann er sich nach dieser Leistung sparen.

Denn: "Oli ist ein sehr, sehr starker Rückhalt für uns", sagte Kimmich. Auch noch im Sommer? Beim kleinen Heimturnier? Oder darüber hinaus? Vielleicht.