Brandur Olsen lächelte keck. "Wir sehen uns in Amerika", sagte der Mittelfeldspieler der Färöer und ließ sich nach einem der "größten Siege" in der Fußball-Geschichte der kleinen Inselgruppe noch ein bisschen von den Fans in Tórshavn feiern. Denn: Im Nordatlantik lebt der Traum von der WM 2026, 55.000 Färinger hoffen mehr denn je auf die Sensation.
Die Färöer mittendrin bei der XXL-WM in den USA, Mexiko und Kanada? Klingt wie ein Scherz, ist nach dem überraschenden 2:1 (0:0) gegen Tschechien aber längst nicht mehr völlig unmöglich. "Ich habe schon mehrmals gesagt, dass wir kurz davor waren, gegen einen der ganz Großen zu gewinnen, und heute Abend haben wir es geschafft", jubelte Trainer Eydun Klakstein.
Für die Nummer 136 der Weltrangliste war es der dritte Sieg in Serie, in ihrer Qualifikationsgruppe L liegt die Inselgruppe auf Rang drei nur noch einen Punkt hinter Tschechien. "Wir haben ein bisschen aufgeholt", sagte Klakstein mit einer Tasse Kaffee in der Hand.
"Beste Leistung aller Zeiten"
Dass es auf den Färöern im Nordatlantik-Nirgendwo zwischen Island und Schottland für die großen Favoriten schon einmal richtig ungemütlich werden kann, ist in der Fußball-Welt schon länger bekannt.
Auch diesmal ließen Olsen und Co. nicht locker, sie suchten ihre Chance – und Hanus Sörensen (67.) sowie Martin Agnarsson (81.) versetzten die Fans in der Hauptstadt Tórshavn drei Tage nach dem 4:0 gegen Montenegro schon wieder in Ekstase.

"Was wir am Donnerstagabend und heute Abend gesehen haben, ist fast das Beste, was die färöische Nationalmannschaft je gezeigt hat", sagte Verbandsboss Christian Andreasen. Und doch: Für das Wunder muss noch einiges passieren. Platz eins - und damit das direkte Turnierticket – ist an Kroatien vergeben, Platz zwei reicht für die Play-offs im Frühjahr. Und genau da wollen die Färinger hin.
Grenzenloser Optimismus
Doch außerhalb der Färöer glaubt wohl kaum jemand ernsthaft daran. Schließlich brauchen sie im abschließenden Spiel in Kroatien am 14. November mindestens ein Unentschieden. Gleichzeitig müsste Tschechien drei Tage später zu Hause gegen Gibraltar (nach sechs Spielen noch punktlos) erneut böse patzen. Erst dann würden die Färöer in den Play-offs um die erste Teilnahme an einem großen Turnier spielen.
"Wir müssen mit beiden Beinen auf dem Boden" bleiben, sagte Klakstein, gleichzeitig sieht der Trainer aber auch "keinen Grund", nicht an die große und vielleicht einmalige Chance zu glauben.