Mehr

Thomas Tuchel legt los: Ohne Schonfrist Richtung WM-Titel?

Thomas Tuchel steht in England unter genauer Beobachtung
Thomas Tuchel steht in England unter genauer BeobachtungPaul Currie/Colorsport/Shutterst / Shutterstock Editorial / Profimedia
Thomas Tuchel steht vor seinem Debüt als Trainer der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Der 51-Jährige steht unter strenger Beobachtung, die Zweifler warten nur auf einen Ausrutscher.

Ein Foto von Thomas Tuchel mit Mütze, Trillerpfeife und Stoppuhr auf dem Trainingsplatz ist omnipräsent in den Medien. Die BBC berichtet vor dem Debüt des deutschen Trainers sogar mit einem Liveticker aus dem Quartier der englischen Nationalmannschaft. 

Jedes Wort der Stars um Harry Kane und Jude Bellingham zum neuen Coach wird auf die Goldwaage gelegt. Das ganze Getöse macht schon vor dem Auftakt Tuchels am Freitag unmissverständlich klar, dass er keine Schonfrist auf der Insel bekommen wird.

Der Job sei "eine große Ehre, und ich bin sehr stolz darauf", sagte Tuchel, für den es im Wembley-Stadion in der WM-Qualifikation gegen Albanien (20:45 Uhr/DAZN) gleich ernst wird: "Ich bin mir dessen sehr bewusst und werde dafür sorgen, dass ich mir diesen Platz verdient habe."

Die kommenden Herausforderungen für Tuchels Three Lions
Die kommenden Herausforderungen für Tuchels Three LionsFlashscore

Der 51-Jährige macht sich keine Illusionen darüber, dass seine Amtszeit letztlich an den Erfolgen bei den großen Turnieren wie der WM 2026 gemessen werden wird.

Match-Center: England vs. Albanien

Überraschende Nominierungen

Englands Warten auf den ersten großen Titel seit 1966 soll endlich ein Ende haben. Deshalb rechnete Tuchel seinen Schützlingen schon beim ersten Treffen vor, dass es nur noch 24 Trainingstage und sechs Lehrgänge bis zur Endrunde sind. Doch kann ausgerechnet ein Deutscher das Mutterland des Fußballs mit all seinen Stars wie Kane, Bellingham oder Phil Foden zum Erfolg führen?

Viele Fans und auch die Presse sind skeptisch, zumal Tuchel mit seinem ersten Kader viel Unverständnis auslöste. Besonders die Rückholaktion von Mittelfeldmann Jordan Henderson und Angreifer Marcus Rashford – das Duo war von seinem Vorgänger Gareth Southgate aussortiert worden – sorgte für Schlagzeilen. Zudem überraschte Tuchel mit Dan Burn, der 32 Jahre (!) alte Verteidiger von Newcastle United wurde erstmals nominiert.

Medienhetze und Lob aus dem Buckingham Palace

Keine Frage, Tuchel hat trotz seines Champions-League-Titels mit dem FC Chelsea 2021 kaum Kredit auf der Insel. "Man hat schon gemerkt nach seiner Verpflichtung, dass einige Fußballfans in England lieber einen Engländer auf dem Posten gesehen hätten", sagte Thomas Hitzlsperger dem kicker.

Besonders die Zeitung Daily Mail habe eine "klare Agenda, die sie abarbeitet". Das beweisen die Schlagzeilen. "Wo Tuchel falsch liegt", titelte das Blatt – und schob die Liste derer hinterher, die der Coach besser nominiert hätte.

Auch Tuchels Work-Life-Balance war schon Anlass für Gemoser, schließlich habe er in den ersten zehn Wochen seiner Amtszeit einige Spiele der Premier League verpasst – weil er zeitweise von Deutschland aus gearbeitet hat.

"Hören Sie, ich brauche ein bisschen Vertrauen von Ihnen, dass Sie mir zutrauen, den Job mit hoher Intensität und auf die bestmögliche Art und Weise zu erledigen", sagte Tuchel in Richtung der Medien und verwies darauf, dass er auch zu Hause das Geschehen verfolge: "Es ist kein Geheimnis, dass ich von Zeit zu Zeit zu meinen Kindern nach München fahre."

Unterstützung erfährt Tuchel aus dem britischen Königshaus. "Ich verstehe die Debatte, ob ein Nationaltrainer Engländer sein muss", sagte Prinz William der Sun: "Aber für mich sollte es die beste Person für den Job sein – und Thomas ist genau der Richtige." Tuchel sei "einer der besten fünf Trainer der Welt", sagte der Thronfolger, der auch Präsident des englischen Fußballverbands FA ist: "Es wäre unglaublich, wenn er nächstes Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen könnte. Es ist definitiv möglich."