Mehr

Tuchels Überangebot auf der Position 10: Droht Phil Foden das WM-Aus?

Englands Phil Foden droht die Nicht-Nominierung für die WM 2026.
Englands Phil Foden droht die Nicht-Nominierung für die WM 2026.JAN KRUGER / Getty Images via AFP

Von außen betrachtet schien Phil Fodens Platz im englischen WM-Kader lange sicher. Das Eigengewächs von Manchester City galt als Symbol einer goldenen Generation, technisch brillant, taktisch vielseitig und mit 25 Jahren nun im besten Fußballeralter. Doch plötzlich steht seine Nominierung für die kommende Weltmeisterschaft auf der Kippe: ein Schicksal, das er sich selbst und den Umständen rund um Klub und Nationalteam zu verdanken hat.

Seit Thomas Tuchel das Zepter bei der englischen Nationalmannschaft übernommen hat, weht ein anderer Wind. Der Bundestrainer macht kein Geheimnis daraus, dass er lieber eine funktionierende Einheit formt, statt sich auf große Namen zu verlassen. „Wir sammeln nicht die talentiertesten Spieler, sondern bauen eine Mannschaft“, betonte Tuchel zuletzt vor dem 3:0-Testspielsieg gegen Wales. Seine jüngste Kaderauswahl sprach Bände: Weder Jude Bellingham noch Jack Grealish noch Phil Foden standen im Aufgebot.

Tuchel orientiert sich damit an Erfolgsmodellen wie den US-Footballern der New England Patriots: kollektive Stärke vor individueller Brillanz. Für Foden, der bislang 45 Länderspiele bestritten und dabei nur vier Treffer erzielt hat, ist das ein deutliches Warnsignal.

Englands Überangebot auf der Zehn

Gerade auf Fodens bevorzugter Position zentral hinter der Spitze ist die Konkurrenz enorm. Bellingham gilt als gesetzt, sobald er wieder fit ist. Dahinter drängen Cole Palmer, Eberechi Eze, Morgan Gibbs-White und Morgan Rogers nach. Selbst Grealish, obwohl auf dem Flügel beheimatet, bleibt ein Kandidat.

Tuchels Problem ist ein Luxusproblem: zu viele kreative, technisch starke Zehner, aber zu wenig Zielstrebigkeit im Abschluss. Foden konnte bislang nicht konstant beweisen, dass er derjenige ist, der Englands Offensivspiel auf das nächste Level hebt.

Nach einer überragenden Saison 2023/24, in der Foden mit 27 Toren und 12 Vorlagen zum PFA Players’ Player of the Year gewählt wurde, fiel sein Stern im Folgejahr deutlich ab. Verletzungen, Formschwächen und ein allgemeiner Leistungsabfall bei Manchester City – vor allem nach Rodris Kreuzbandriss – ließen den Offensivmann aus dem Rhythmus kommen.

In den letzten zehn Premier-League-Spielen der abgelaufenen Saison stand Foden insgesamt nur 244 Minuten auf dem Platz, ohne Torbeteiligung. Erst jüngst, beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Napoli, zeigte er wieder jene Spielfreude, die ihn einst zu Englands größtem Hoffnungsträger machte. „Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr wir Phil vermisst haben“, lobte Pep Guardiola.

Foden auf der Kippe

Die Zeichen stehen also auf Neubeginn, doch ob Tuchel ihm bei den Three Lions die Chance dazu gibt, bleibt offen. In einem Umfeld, in dem Leistung und Teamfit über Reputation stehen, muss Foden konstanter liefern als je zuvor. Sein Talent ist unbestritten, doch die Konkurrenz schläft nicht, und sie punktet mit Stabilität, Einsatz und taktischer Disziplin.