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"What a feeling!" Wühler Woltemade buddelt sich frei – PL-Erfahrung als Trumpf

Ein zufriedener Nick Woltemade (r.) beim Abklatschen mit Trainer Nagelsmann nach dem Sieg in Nordirland
Ein zufriedener Nick Woltemade (r.) beim Abklatschen mit Trainer Nagelsmann nach dem Sieg in NordirlandCHRISTIAN CHARISIUS / DPA PICTURE-ALLIANCE VIA AFP

Beim Beschreiben seiner Emotionen bediente sich "Big Nick" Woltemade seiner neuen Berufssprache. Das erste Tor für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft? "What a feeling", sagte der England-Legionär beglückt, was für ein unglaublich gutes Gefühl! Vor allem, weil er so lange darauf hatte warten müssen - und es dann gleich der in jeder Hinsicht erlösende Siegtreffer war.

"Das Tor war sehr wichtig für mich persönlich", sagte Woltemade befreit, "meine Spiele waren nicht ganz so glücklich bislang." Seit seinem Debüt für das DFB-Team beim missratenen Final-Four-Turnier der Nations League im Juni wirkte er bisweilen verloren im personell ausgedünnten Sturmzentrum. 347 lange Minuten dauerte es, ehe im sechsten Spiel endlich der Knoten platzte.

Zum Match-Center: Nordirland vs. Deutschland

"Dass es dann mit der Schulter passiert, passt", sagte Woltemade schmunzelnd, über seinen Treffer zum 1:0 (1:0)-Erfolg in der WM-Qualifikation in Belfast gegen zähe Nordiren. Dass ihm die Tor-Premiere ausgerechnet in diesem Kampfspiel glückte, war kein Zufall.

"Durch meinen Wechsel in die Premier League bin ich jetzt ein bisschen was anderes gewöhnt", sagte der 23-Jährige, der sich als "Wühlemade" unermüdlich durch den dichten nordirischen Abwehrwall buddelte. Die vielen Zweikämpfe, meinte der Newcastle-Profi begeistert, hätten ihm "Spaß gemacht".

Julian Nagelsmann sah diese Widerstandskraft als Schlüssel. Woltemade sei "fleißiger" gewesen, das habe "der Fußball-Gott" belohnt. David Raum, der den Treffer per Ecke vorbereitet hatte, ergänzte: "Das hat er sich verdient, der Junge, er hat viel geackert und gekämpft. Wir brauchen ihn."

Nagelsmann: Woltemade eher "hängende Spitze"

Zumal Spieler wie Kai Havertz oder Tim Kleindienst, die in der Stürmer-Rangliste eigentlich vor Woltemade standen, auch im November fehlen werden, wenn das direkte WM-Ticket vergeben wird. Gut möglich aber, dass Woltemade wichtig bleiben wird, wenn sie Richtung WM zurückkommen. Sein Vorteil gegenüber der Konkurrenz ist sein ganz eigenes Profil.

Kleindienst oder der ebenfalls verletzte Fanliebling Niclas Füllkrug seien "klassische Mittelstürmer", sagte Nagelsmann, Havertz könne "vorne alles spielen". Und Wühler Woltemade, den sie auf der Insel nicht nur wegen seiner Größe "Big Nick" nennen? "Nick sehe ich eher als hängende Spitze."

Dass er bis zur Tor-Premiere einen langen Anlauf benötigte, muss übrigens kein schlechtes Omen sein. DFB-Sportdirektor Rudi Völler, einst Weltklassestürmer und 1990 Weltmeister, stand nach sechs Länderspielen ebenfalls bei nur einem Treffer. Es folgten acht weitere in den nächsten sieben Partien und insgesamt 47 in 90.

Gemach, betonte Nagelsmann, Woltemade entwickle sich gerade erst. "Im September des vergangenen Jahres wurde er nicht einmal für die Champions League gemeldet. Dann ist er in der Rückrunde durch die Decke gegangen", sagte der Bundestrainer und betonte: "Er ist ein Spieler, der noch viele Schritte gehen kann und wird." Ein Anfang ist gemacht.