Und die begann in einem schlichten Konferenzraum des Teamhotels mit einer Ansprache an Spieler und Betreuerstab. "Ich glaube, dass eine persönliche Beziehung mehr bewirken kann als eine rein berufliche", hatte der Erfolgscoach, Meistermacher in den fünf stärksten Ligen Europas sowie fünfmal Champions-League-Triumphator mit AC Mailand und Real Madrid, schon bei der Vorstellung seines ersten Kaders hervorgehoben.
Zum Match-Center: Ecuador vs. Brasilien
Denn zuletzt krachte es kräftig in der Kabine der Seleção, der WM-Rekordchampion zerfiel Ende März beim 1:4 in Argentinien in seine Einzelteile. Und jetzt ein ausländischer Trainer? "Es kann funktionieren", meinte Luiz Felipe Scolari. Doch der Weltmeister-Coach von 2002 sieht die Bringschuld bei anderen: "Viel hängt von den Spielern ab. Sie müssen enger zusammenrücken."
Dass Ancelotti eine gute Wahl ist, glaubt Joachim Löw. Er passe gut zur Seleção, sagte der Ex-Bundestrainer der Sport-Bild: "Er kann sehr gut Stars führen, ohne dabei laut zu werden. Er ist ein Ruhepol, das wird Brasilien guttun."
Der erste Schritt aus der Krise soll am Donnerstag in Guayaquil gemacht werden. Der Tabellenzweite Ecuador (23 Punkte) empfängt die viertplatzierten Brasilianer (21). Am Dienstag kommt Paraguay (21) nach Sao Paulo. Schon am vorletzten Doppelspieltag der Eliminatorias sollen die letzten Zweifel an der Qualifikation für die WM-Endrunde im kommenden Jahr in Nordamerika beseitigt werden.
Ex-Real-Schützling Casemiro zurück
Neben dem bereits qualifizierten Titelverteidiger Argentinien (31), am selben Abend beim Schlusslicht Chile zu Gast, wollen auch noch Uruguay (21) in Paraguay sowie Kolumbien (20) am Freitag gegen Peru ihr WM-Ticket lösen. Denn hinter der Top-Sechs klafft bereits eine Fünf-Punkte-Lücke zu Venezuela, das die 15. von 18 Spielrunden gegen Bolivien abschließt.
Viel Zeit, seine Ideen einzubringen, bleibt Ancelotti nicht, deshalb habe er "Spieler berufen, die in der Lage sind, ihren Teil zum Erfolg zu leisten". Routinier Casemiro (33), ein alter Vertrauter aus gemeinsamen Erfolgsjahren in Madrid, kehrt wie einst Toni Kroos beim DFB-Team in die Seleção zurück. Für Neymar, an dessen Ernsthaftigkeit beim Comeback-Projekt immer mehr Zweifel aufkommen, ist dagegen (noch) kein Platz.
Seinen eigenen in der Historie des fünfmaligen Weltmeisters will sich "Carletto" nun selbst verschaffen. Behütet von einem gelben Käppi, das Ancelotti am Samstag beim Besuch der Christusstatue hoch über Rio von Padre Omar, dem Wächter der Wallfahrtsstätte, noch schnell segnen ließ.