"Euphorie entfachen": Zeitz exklusiv über Handball-EM & deutsche „Spieler der Zukunft“

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige

"Euphorie entfachen": Zeitz exklusiv über Handball-EM & deutsche „Spieler der Zukunft“

Christian Zeitz traut der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM eine gute Rolle zu
Christian Zeitz traut der deutschen Mannschaft bei der Heim-EM eine gute Rolle zuChristian Zeitz
David Späth und Nils Lichtlein haben mindestens drei Dinge gemeinsam: Sie sind aktuelle U21-Weltmeister im Handball, sie haben es in den vorläufigen deutschen EM-Kader von Alfred Gislason geschafft, und sie wurde von Christian Zeitz als deutsche "Spieler der Zukunft" bezeichnet. Im zweiten Teil des exklusiven Interviews mit Flashscore News spricht Zeitz, der 166 Einsätze für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte und dabei Olympia-Silber und die Weltmeisterschaft gewann, zudem über die Entwicklung im internationalen Handball und die Chancen des DHB-Teams bei der anstehenden Heim-EM.

Zeitz: Euphorie kann wieder entfacht werden

F: Hallo Christian. Bei der WM 2007 in Deutschland galten Kroatien, Frankreich und Dänemark als Favoriten. Am Ende schnappte sich Deutschland die Goldmedaille. Auch bei der EM 2024 wird Deutschland trotz Heim-Vorteil nicht als Favorit antreten. Siehst du andere Parallelen zu 2007 – und wenn ja, welche?

A: Aktuell gibt es wieder viele Verletzungen bei den Deutschen. Paul Drux und Fabian Wiede zum Beispiel, Andi Wolff ist gerade erst wieder dazugekommen. Man kann aktuell nicht sagen, mit welcher Mannschaft man im Januar dasteht und das Turnier spielt. Das war auch 2007 so. Wir waren ebenfalls nicht Favorit, haben aber im eigenen Land gespielt. Ich glaube, dass wir damals von den Fans von Sieg zu Sieg getragen wurden. Das hat man auch in der Mannschaft gespürt. Bei jedem Sieg wurde die Euphorie größer. Im Halbfinale gegen Frankreich in Köln war sie dann an ihrem Maximum. Solch eine Euphorie kann man auch im Januar wieder entfachen mit der Mannschaft.

David Späth und Nils Lichtlein: Zwei U21-Weltmeister mit dem gewissen Etwas

Auf welche Spieler der deutschen Mannschaft freust du dich besonders? Bei wem könnte der Knoten platzen?

Man muss bedenken, dass aktuelle sehr viele jungen Spieler in der Nationalmannschaft spielen, und die Erfahrung der älteren Spieler definitiv fehlt. Allerdings machen es die jungen Spieler wirklich gut. Ein Julian Köster oder Juri Knorr zum Beispiel können die Erfahrung wettmachen, die ihnen fehlt.

Der vorläufige EM-Kader der deutschen Handballnationalmannschaft

Ich denke geplatzt ist der Knoten bereits bei allen Spielern, die jetzt dabei sind. Bis zur EM kann auch noch viel passieren hinsichtlich Verletzungen, man weiß daher noch nicht genau, wer am Ende im Aufgebot stehen wird.

Ein David Späth (Rhein Neckar Löwen) kann international für Furore sorgen, wenn er dabei ist. Das würde ich ihm wünschen, dass er dieses Erlebnis jetzt schon mitnehmen kann. Auch ein Nils Lichtlein, der aktuell bei den Füchsen groß aufspielt, könnte bei der EM reinschnuppern. Das sind die Spieler der Zukunft, die Deutschland hat.

Alfred Gislason sagte letzte Woche, dass es schwieriger ist, die EM zu gewinnen, als die WM oder Olympia. Stimmen Sie dem zu?

Früher hat man das auf jeden Fall so gesagt, da in Europa die besten Mannschaften spielen. Aber mittlerweile würde ich es so einschätzen, dass eine WM oder Olympiade genauso schwer zu gewinnen sind. Es gibt keine schwächeren Mannschaften mehr. Deutschland hat vor zwei Wochen beispielsweise Unentschieden gegen Ägypten gespielt. Das hätte es früher nicht gegeben. Die Mannschaften außerhalb Europas haben stark aufgeholt. Das liegt auch daran, dass sie internationale Trainer verpflichten. Japan wird beispielweise aktuell von Dagur Sigurdsson (von 2014 bis 2017 deutscher Nationaltrainer) trainiert. Da lernen die Mannschaften so viel. Jeder Gegner muss ernst genommen werden und kann an einem guten Tag auch Deutschland schlagen. Von daher kann ich diese Aussage nicht mehr so unterschreiben.

Handball-EM 2024: Dänemark der große Favorit

Stichwort Favoriten der EM: Das spiegelt sich aus meiner Sicht auch darin wider, dass heutzutage zwischen einer Halbfinalplatzierung und Platz 10 viel mehr passieren kann, als noch vor 10 bis 15 Jahren.

Das sehe ich genauso. Dänemark ist sicherlich der große Topfavorit. Das haben sie in den letzten Jahren bewiesen. Sie könnten sogar zwei Teams zur EM schicken, einfach da sie so viele Ausnahmetalente haben. Da sind sie Deutschland weit voraus. Dahinter ist vieles offen. Man kann nicht mehr sagen, dass es einen Underdog gibt.

Wenn du dich festlegen müsstest, wen würdest du noch als Favoriten sehen und wo siehst du Deutschland im Vergleich?

Dicht hinter Dänemark sehe ich Schweden und Frankreich. Sollte Deutschland ins Halbfinale kommen und die genannte Euphorie entfachen können, denke ich schon, dass sie auch ins Finale kommen können. Die drei Topfavoriten sehe ich für das Halbfinale aber schon als gesetzt. Wer dann das vierte Team sein wird, das wird sich während des Turniers entscheiden.