"Klar wünscht man sich, dass man die Ausrüstung an solchen Tagen nicht anziehen muss", sagt Sonntag im SID-Gespräch und lacht, für sie sei es aber noch "aushaltbar", man habe schon "viele Hitzespiele" gehabt. Und dennoch: In Mönchengladbach steigen die Temperaturen momentan auf über 30 Grad an, teilweise finden die Spiele zur Mittagszeit statt. Auch wenn das DHB-Team bei dem Turnier bislang mit Partien in den Abendstunden Glück hat: "Wir werden uns natürlich optimal darauf vorbereiten."
"Schmaler Grat"
Sport wird derzeit zur Herausforderung - weltweit. Erst kürzlich schwammen Vierfach-Weltmeister Florian Wellbrock und Co. in der "Badewanne" von Singapur um die WM-Medaillen bei Wassertemperaturen knapp unterhalb der erlaubten 31 Grad. Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten aus den Rennen aussteigen müssen.
Der "schmale Grat" zwischen dem, was gerade noch so geht und dem, was eben nicht mehr geht, sei "nicht nur erreicht, sondern in Teilen auch schon überschritten" worden, sagt Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln, dem SID: "Das ist am Ende des Tages kalkulierter Raubbau an der Gesundheit der Athletinnen und Athleten, ob mit deren Einverständnis oder nicht, aus medialen und kommerziellen Gründen."
"Hitzebreaks" und Terminverschiebungen?
Es sei bei den Wettkämpfen vor der Insel Sentosa eigentlich darum gegangen, "wer das am meisten ertragen kann", meinte auch Bundestrainer Bernd Berkhahn, der die Bedingungen als "grenzwertig für den menschlichen Körper" bezeichnet hatte. In den USA, wo in wenigen Tagen die US Open beginnen, zwang die drückende Hitze den französischen Tennisspieler Arthur Rinderknech zuletzt zur Aufgabe.
Extreme Beispiele, doch Predel warnt generell vor zu hoher Belastung unter solchen Umständen und den möglichen Folgen. Alles ab 35 Grad aufwärts sei "für den Organismus eine massive Herausforderung", erklärt er. Die Risiken? "Bis zum Hitzschlag und schweren Kreislaufproblemen, das kennen wir alles", sagt Predel. Hinzu können subtilere Langzeitschäden kommen, wie zum Beispiel Hautveränderungen.
In der Pflicht sieht der Sportmediziner auch die Veranstalter und Organisatoren von Sportereignissen. Diese müssten gegebenenfalls auch "Hitzebreaks einkalkulieren", möglicherweise sogar Terminverschiebungen, "was natürlich bei globalen Vermarktungen von Sportereignissen ein riesiges Politikum ist."
Leitlinien gefordert
Eine dynamische Leitlinie und Indizes zu entwickeln, "die eine rote Linie markieren", damit das Thema Hitzeschutz nicht in der individuellen Entscheidungskompetenz von Veranstaltern liegt, sollte derweil "von den großen Organisationen des Sports kommen", fordert Predel. Den Sportlern könne "dosiertes Hitzetraining" helfen, denn: Der Organismus sei "bis zu einem gewissen Grad anpassungsfähig".
Auch Sonntag und ihre Teamkolleginnen haben ihre Strategien. Im Vorfeld "viel, viel Wasser trinken, Elektrolyte zu sich nehmen", einfach darauf achten, "dass alle Speicher komplett voll sind", erklärt die Torhüterin. Während des Spiels arbeite sie mit Eis und speziellen Getränken, um sich herunterzukühlen.
Und im Breitensport? "Viel mehr Informationen, Verlegung von Trainingszeiten an Randzeiten, wo es noch kühl ist, Bekleidungshinweise, Trinkmanagement - und natürlich auch die Vermeidung von direkter ungeschützter UV-Einstrahlung", betont Predel: "Das ist sicherlich ganz entscheidend."