"Als ich ins Stadion kam, gab mir die Unterstützung der Fans viel Energie. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich gewinnen würde", sagte Jepchirchir: "Es war nicht mein ursprünglicher Plan, auf den letzten Metern zu sprinten, aber als ich sah, dass ich nur noch 100 Meter vor dem Ziel war, habe ich einfach angefangen zu laufen. Da habe ich noch etwas versteckte Energie gefunden."
Beide waren nach einem Rennen unter brutalen Bedingungen zusammen ins Nationalstadion eingelaufen, erst dann fiel die Entscheidung - mit dem besseren Ende für die Olympiasiegerin von vor vier Jahren.
Besonders bitter: Für Assefa war es ein Déjà-vu. Schon bei den Olympischen Spielen in Paris im Vorjahr war sie von der Niederländerin Sifan Hassan knapp auf den Silberplatz verwiesen worden.
Die Amerikanerin Susanna Sullivan hatte zu Beginn das Tempo vorgegeben, fiel aber bei Kilometer 30 zurück - danach duellierten sich dann Jepchirchir und Assefa. Bronze ging an Julia Paternain aus Uruguay mit einer Zeit von 2:27:23 Stunden.
"Schrecklich": Ingebrigtsen raus, Farken souverän
Schock für Laufstar Jakob Ingebrigtsen: Während Robert Farken (Leipzig) bei der Leichtathletik-WM in Tokio über 1500 m souverän ins Halbfinale eingezogen ist, platzte der Traum des Norwegers vom ersten WM-Gold über diese Strecke bereits in den Vorläufen.
Ingebrigtsen, Olympiasieger von Tokio vor vier Jahren über die 1500 m, wurde in dieser Saison von einer Achillessehnenverletzung geplagt wurde und schied nach 3:37,84 Minuten und Platz acht in seinem Vorlauf bereits in der ersten Runde aus.
Dennoch peilt Ingebrigtsen in Japan weiter seinen Gold-Hattrick übr die 5000 m an. "Ich werde mich erholen und ein paar gute Tage haben, bis ich wieder antrete und es erneut versuche", sagte der 24-Jährige mit Blick auf die Vorläufe über diese Strecke am Freitag: "Alles ist eine Prüfung. Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, um ins Halbfinale zu kommen, aber es war schrecklich."
Farken hat hingegen die erste Hürde auf dem Weg ins ersehnte Finale über 1500 m gemeistert. Taktisch klug lief der deutsche Rekordhalter in 3:42,06 Minuten auf Platz zwei in seinem Vorlauf hinter Olympiasieger Cole Hocker (USA).
"Morgen Abend wird es sicher schwerer als heute früh, also gilt es jetzt, alle Kräfte zu mobilisieren und morgen ein noch besseres Rennen zu bestreiten als heute", sagte Fraken mit Blick auf das Halbfinale am Montag (14.30 Uhr MESZ/ARD). Das Finale steigt dann am Mittwoch.
Wie schon zuvor Weitsprung-Star Malaika Mihambo oder Sprinterin Gina Lückenkemper zeigte sich Farken nicht zufrieden mit der Organistaion der der Titelkämpfe. "Es ist eine stressige WM: Lange Wege, schwierig, die Erwärmung zu gestalten mit einem Warm-up-Stadion, das 15 Minuten vom Stadion weg ist. Das ist eine Herausforderung für uns alle, aber die Bedingungen sind für alle gleich."
Neben der Verletzung hatte Ingebrigtsen in diesem Jahr auch der Prozess gegen seinen Vater und ehemaligen Trainer Gjert umgetrieben. Ingebrigtsen hatte ihm Misshandlungen vorgeworfen, ein gericht hatte den Vater aber vom Vorwurf freigesprochen. Die Schuld des Angeklagten Gjert Ingebrigtsen hätte in diesem Fall nicht zweifelsfrei bewiesen werden könne.
Jakob Ingebrigtsen, zweimaliger Olympiasieger, sowie seine Brüder Henrik und Filip hatten ihren Vater beschuldigt, während ihrer Erziehung "körperliche Gewalt" und "Drohungen" eingesetzt zu haben. Der Vater hat den Vorwurf stets zurückgewiesen.
Vor Sprint-Showdown: Lyles siegessicher
Es kann nur einen geben: Sprintstar Noah Lyles (USA) geht voller Selbstvertrauen in den Showdown um 100-m-Gold bei der Leichtathletik-WM in Tokio.
"Ich weiß nicht, warum mich jemand schlagen sollte", sagte der 28-Jährige, der nach seinem Olympiasieg von Paris und dem WM-Triple von Budapest vor zwei Jahren der Gejagte ist, der Bild-Zeitung: "Ich habe keinen Druck. Die anderen haben Druck, sie müssen mich schlagen."
Vor dem mit Spannung erwarteten Finale (15.20 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) stehen noch die Halbfinals auf dem Programm (13.45 Uhr MESZ). Als härtester Rivale um den Titel für Lyles gilt der Jamaikaner Kishane Thompson, Lampenfieber verspürt der US-Amerikaner vor dem Duell nicht mehr.
"Auf dieser Bühne, wo alle nervös sind und sich fragen, ob sie gewinnen – da sage ich: Warum sollte ich mehr sein müssen als ich bin, wenn das, was ich bin, gut genug ist?", sagte Lyles: "Ich habe alles getan, was ich tun musste. Das ist meine Chance. Und die nutze ich."