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Medaillen-Hoffnung ohne Klon: Alpin-Ass Aicher gibts nur einmal

Emma Aicher ist die deutsche Hoffnungsträgerin bei der Alpin-WM in Saalbach.
Emma Aicher ist die deutsche Hoffnungsträgerin bei der Alpin-WM in Saalbach.JENS BÜTTNER/dpa Picture-Alliance via AFP
Ginge es nach Wolfgang Maier, er würde Emma Aicher am liebsten klonen lassen. Weil das nicht möglich ist, und schon gar nicht auf die Schnelle, mochte der Sportvorstand des Deutschen Skiverbandes (DSV) zumindest einen naheliegenden Scherz loswerden. "Wir wollten", sagte er vor dem nächsten Wettbewerb bei der alpinen WM mit einem Grinsen, "eigentlich mit Emma und Aicher ein Team bilden."

Der Gedanke selbst wäre so verkehrt ja nicht: Die 21 Jahre alte deutsche Hoffnungsträgerin ist bei der alpinen WM in der Abfahrt nur knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt - dabei ist normalerweise der Slalom ihre beste Disziplin. Was läge also näher, als in der neuen Team-Kombination am Dienstag (10.00 und 13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) erst Emma in der Abfahrt und anschließend Aicher im Slalom fahren zu lassen.

Weil der neue Wettbewerb allerdings ausdrücklich "Team" im Namen trägt, ist die Allrounderin Aicher nur Teil des Teams Deutschland 1: Sie wird die Abfahrt bestreiten, danach folgt in der zweiten Disziplin in Lena Dürr die beste deutsche Slalom-Läuferin. Prädikat: Weltklasse. Die Zeiten der beiden werden addiert, weshalb Maier auch ohne eine geklonte Emma betont: "Wir glauben, dass wir Potenzial für eine Medaille haben."

Das glauben andere allerdings auch. "Das ist eine Medaille, die hat einen Wert, deswegen wollen sie auch alle", sagt Maier und berichtet: "Die fahren alle mit richtig guten Leuten." Die USA etwa schicken unter anderem die neue Abfahrts-Weltmeisterin Breezy Johnson und Slalom-Königin Mikaela Shiffrin ins Rennen, die Schweiz die beiden Power-Duos Lara Gut-Behrami und Wendy Holdener sowie Corinne Suter und Camille Rast. Jede Nation darf bis zu vier Teams melden.

Für Team Deutschland 1 war zunächst Kira Weidle-Winkelmann als Partnerin für Dürr vorgesehen, Aichers starke Leistung in der Abfahrt aber haben Maier und die Trainer umdenken lassen. "Als ich sie hier gesehen habe, habe ich gemerkt, dass sie den Abfahrtssport einigermaßen kapiert hat. Ich hatte keine Sorge, dass sie ihre Siebensachen nicht beinander hat", sagt der Sportvorstand. Weil Weidle-Winkelmann dagegen enttäuscht hat, fährt sie nun in Team "GER 2" mit Jessica Hilzinger.

Aicher in der Abfahrt gefordert

Was Maier allerdings nach der ersten Woche der WM bedauert: Dass Aicher am Podest vorbeifuhr. "Die erste Medaille war so nah zum Greifen", sie habe "auf dem Silbertablett" gelegen, nachdem die Hoffnungsträgerin trotz Startnummer 30 nach der Hälfte der Strecke nur 0,01 Sekunden hinter der neuen Weltmeisterin Breezy Johnson gelegen habe. "Man hofft auf den Lucky Punch, das würde viel Druck von dem ganzen Team abwenden", ergänzte der 64-Jährige.

Ja, eine Medaille sei nicht zu erwarten gewesen in der ersten WM-Woche, jetzt aber werde so langsam Zeit, sagt Maier: "Da lastet auch auf uns eine gewisse Erwartung." Was ihm in diesem Zusammenhang nicht gefällt, ist die frappierende Ungleichheit der beiden Disziplinen in der neuen Kombination. "Ein großer Rückstand in der Abfahrt ist im Slalom kaum aufzuholen", befürchtet Maier.

Ehe Slalom-Ass Dürr eingreift, sollte die echte Emma also nicht zu viel Zeit verlieren.