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Pogacar auf Heimatbesuch: Rücktrittsgedanken in der Wohlfühloase

Tadej Pogacar nach seinem vierten Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt
Tadej Pogacar nach seinem vierten Gesamtsieg bei der Frankreich-RundfahrtFoto von MARCO BERTORELLO / AFP
Tadej Pogacar bestreitet in der slowenischen Heimat sein erstes Rennen nach seinem Gesamtsieg bei der Tour de France - und gewährt Einblicke in sein Seelenleben.

Natürlich stand Tadej Pogacar am Ende wieder ganz oben auf dem Podest. Im Regenbogentrikot des Weltmeisters - nicht mehr im Gelb der Tour de France - riss der Radsport-Superstar am Samstagabend vor Freunden, Familie und Fans die Arme in die Höhe und genoss das Wohlfühl-Ambiente in seiner Heimatstadt Komenda. "Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein", sagte der Slowene am Rande des von ihm selbst organisierten Kriteriums, das er wenig überraschend gewann.

Last des Erfolgs nagt an Pogacar

Zwei Wochen lang war es still geworden um Pogacar. Nach seinem vierten Gesamtsieg bei der Frankreich-Rundfahrt Ende Juli legte der Ausnahmesportler eine dringend benötigte Auszeit ein, suchte Ruhe und Abstand vom allzu großen Trubel, der ihm in Frankreich zuletzt merklich an die Substanz gegangen war.

Dem Rampenlicht stellte er sich beim "7. Pokal Tadeja Pogacarja" nur kurz. Der Besuch in der Heimat - er war nur eine Pause von der Pause. "Manchmal wünsche ich mir, etwas weniger berühmt zu sein", sagte Pogacar. Die Fotoshootings und Autogrammstunden seien mitunter anstrengend, "aber ich versuche, es allen recht zu machen."

Die Last des Erfolgs nagt an Pogacar. Bei der Tour, bei der sein Gesamtsieg nie in Gefahr geriet, wirkte er mitunter müde und genervt. Er habe, sagte Pogacar damals, "die Kilometer bis Paris" gezählt. Man könne nicht erwarten, "dass ich während aller 21 Etappen vor Glück strahle", ergänzte Pogacar nun: "Die Tour war wirklich hart, eine der härtesten, die ich je gefahren bin."

Saisonende kann nicht früh genug kommen

Die Kilometer bis Paris sind gezählt. Die bis zum Karriereende noch lange nicht. Noch fünf Jahre läuft sein bestens dotierter Millionenvertrag beim Team UAE Emirates-XRG. Pogacar, der im Radsport fast alles gewonnen hat und alle erdenklichen Rekorde brechen kann, dürfte in absehbarer Zukunft beispielsweise zum alleinigen Tour-Rekordsieger aufsteigen. Zwei Titel fehlen ihm dazu noch.

Doch will er das überhaupt? Oder muss er? "Tatsache ist, dass ich bereits die Jahre bis zu meinem Rücktritt zähle", sagte Pogacar. "Ich werde wahrscheinlich noch ein paar Mal die Tour fahren, obwohl man nie sicher sagen kann, ob man dabei sein wird. Aber die Tour ist das größte Rennen. Ich bezweifle, dass das Team mich in den nächsten Jahren zu Hause lassen wird."

Vorerst kann sich Pogacar noch ausruhen. Die Vuelta in Spanien lässt er aus, die WM in Ruanda, die EM in Frankreich sowie die Lombardei-Rundfahrt gelten als seine verbleibenden Saisonziele. "Ich habe den Reset-Knopf gedrückt und bin bereit für neue Herausforderungen", sagte Pogacar. Das Saisonende kann trotzdem nicht früh genug kommen.