Ronaldos Zaubertor, Traumpass von Kaká: Mailänder Derbys, an die wir uns gerne erinnern

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Mehr
Anzeige
Anzeige

Ronaldos Zaubertor, Traumpass von Kaká: Mailänder Derbys, an die wir uns gerne erinnern

Ronaldos Zaubertor, Traumpass von Kaká: Mailänder Derbys, an die wir uns gerne erinnern
Ronaldos Zaubertor, Traumpass von Kaká: Mailänder Derbys, an die wir uns gerne erinnernProfimedia
Immer schon galt das Derby in Italien Fußball-Hauptstadt von großen Emotionen geprägt. Etliche Stars gaben sich in Mailand die Klinke in die Hand. Ronaldo, Shevchenko, Crespo, Zanetti, Kaká, Zanetti - die Vergangenheit ist voll von Superstars, die in hitzig geführten Mailänder Derbys bis zum letzten Moment um drei Punkte und die eigene Ehre kämpften. Wir nehmen euch mit auf eine kurze Zeitreise, hin zu den spektakulärsten Duellen der letzten 25 Jahre.

Das Mailänder Derby diesen Sonntag (20:45 Uhr, live auf DAZN) wäre auch ohne historische Brisanz ein Spitzenspiel, in dem es um alles geht. Das liegt in der Natur der Sache. Sowohl Inter als auch der AC Milan dominierten die vergangenen Dekaden und zählen trotz mancher Krisen weiterhin zur europäischen Elite. Aktuell kämpfen beide Vereine um den Anschluss an Tabellenführer Napoli. Einen zusätzlichen Adrenalinstoß bekommen die Fans, wenn historische Triumphe und Niederlagen in Erinnerung gerufen werden, deren Spielverlauf und Geschichte über alles Gewöhnliche hinausgingen. Das Mailänder Derby ist mit nichts in der Serie A zu vergleichen. 

Ronaldo stellt sich in Mailand vor (1997-98)

Es war Ronaldos erstes Jahr in Italien. Die Spannung, die dem brasilianischen Mittelstürmer damals zuteilwurde, war unvergleichlich. Für umgerechnet knapp 26 Millionen Euro Ablöse - in den 1990er-Jahren noch eine fast unvorstellbare Summe - war Ronaldo vom FC Barcelona gekommen. Man erhoffte sich viel, im ersten Stadtderby war "O Fenômeno" per Strafstoß zumindest das zwischenzeitliche 2:1 für Inter gelungen. Einen Sieg für die Nerazzurri gab es nicht, sein Landsmann Andre Cruz erzielte auf der Gegenseite rechtzeitig vor Abpfiff das 2:2.

Eine ebenso ruhmreiche wie tragische Periode: Ronaldo bei Inter Mailand
Eine ebenso ruhmreiche wie tragische Periode: Ronaldo bei Inter MailandProfimedia

Beim zweiten Versuch kam es dann zum von Inter-Fans herbeigesehnten Spektakel. Er trug das Trikot mit der Nummer 10 und sorgte für eine ausgeprägte Krise beim Stadtrivalen. Inter gewann 3:0. Der heutige Atlético-Trainer Diego Simeone erzielte per Kopf den ersten Treffer des Spiels. Dann schlug Ronaldos erste große Sternstunden in Mailand. Mit einem traumhaften Volley nach Flanke von Francesco Moriero baute er die Führung damals auf 2:0 aus. Ein Kunststück, das ganz Italien, insbesondere den Inter-Fans, noch lange in Erinnerung geblieben ist. Weitere sollten folgen, in 68 Pflichtspielen für Inter erzielte der Brasilianer 49 Treffer - häufig machte ihm zu seiner Zeit in Mailand aber das Verletzungspech zu schaffen. 

Unter anderem sorgte ein Bänderriss im rechten Knie für eine 17-monatige Rehabilitationsphase. 2002 folgte der für Fans der Nerazzurri bittere Wechsel zurück nach Spanien. Statt nach Katalonien zog es den damals frisch gebackenen Weltmeister diesmal in die Hauptstadt, zu Real Madrid.

Milan fegt Inter mit 6:0 vom Rasen (2000-01)

Die heftigste Derby-Niederlager aller Zeiten erlebte Inter am 11. Mai 2001. Es war der 30. Spieltag in der Serie A, beide Teams befanden sich in der Tabelle klar hinter dem Tabellenführer und späteren Meister aus Rom. Erstaunlicherweise erzielte in diesem Spiel der heute fast unbekannte Gianni Comandini einen Doppelpack - mit den Treffern zum 1:0 und 2:0 brachte Milan bereits nach 19 Minuten eindeutig auf die Siegerstraße. Es sollten die einzigen Treffer Comandinis im rot-schwarzen Trikot bleiben. Auch das ist eine einzigartige Geschichte.

Die Namen der restlichen beteiligten Akteure sind etwas geläufiger. Geleitet wurde die Begegnung von Schiedsrichterlegende Pierluigi Collina, auf der Trainerbank saß Cesare Maldini, sein Sohn Paolo organisierte Milans Abwehr. Andriy Shevchenko brillierte mit einem Doppelpack, welcher ihm im Kampf um die Torjägerkrone neue Hoffnung gab. Am Saisonende blieb der Ukrainer bei 24 Treffern und belegte Platz zwei in der Torschützenliste. Zum treffsichersten Stürmer wurde der damalige Lazio-Angreifer Hernán Crespo gekürt. 2002 zog es ihn zu Inter, nach seinem Wechsel zu Chelsea verbrachte Crespo später auch ein höchst erfolgreiches Leihjahr beim AC Milan (2004/05).

Inter verliert Kaká aus den Augen (2003-04)

Dort sollte er von den Traumpässen Kakás profitieren. Unter Carlo Ancelotti entwickelte sich der schnelle, trickreiche und mit viel Spielverständnis gesegnete Brasilianer zu einem der besten Fußballer seiner Zeit. 2003, als er aus São Paulo nach Norditalien kam, erlebte der italienische Fußball gerade eine Blütezeit. Das Champions-League-Finale zwischen Juventus und dem AC gewannen Ancelottis Team im Elfmeterschießen. Bereits mit Kaká im Team gewannen die Rossoneri 2004 zum ersten Mal unter besagtem Trainer den begehrten Scudetto.

Es gibt wohl etliche Fußballfans, die noch heute Milans Startelf von damals auch aus dem Schlaf gerissen auf Anhieb aufsagen könnten. Das Mittelfeld bestand aus dem "Magischen Viereck". Gattuso als Abräumer, Pirlo als Regista, Seedorf leistete viel läuferische Arbeit und Kaká war sowohl als Vorbereiter als auch als Torschütze ein ständiger Gefahrenherd. Milan befand sich auf dem Höhepunkt.

Dennoch wäre am 21. Februar 2004 Inter beinahe die große Überraschung gelungen. Durch Treffer von Stankovic und Cristiano Zanetti ging der Außenseiter noch in Halbzeit eins in Führung. Ein atemberaubendes Comeback sollte folgen, welches mit etwas Kreativität auch mit dem CL-Finale von Istanbul eineinhalb Jahre später in Verbindung gebracht werden könnte. Zur Erinnerung: damals egalisierte der FC Liverpool noch einen 4-Tore-Rückstand und schnappte Milan und Ancelotti die schon in Händen geglaubte Trophäe im Elfmeterschießen weg.

Den Torreigen eröffnete der Däne Thomasson, wenige Minuten später erzielte ein sträflich allein gelassener Kaká den Ausgleich. Mit einem fantastischen Distanzschuss sorgte Clarence Sendorf für die endgültige Wende.

Milan kämpft bis zur letzten Sekunde gegen dominante Nerazzurri  (2006-07)

Der Calciopoli-Skandal erschütterte die Serie A kurz nach dem Weltmeistertitel durch die Squadra Azzurra. Schiedsrichter waren durch Drohungen und Geschenke manipuliert worden. Als der Skandal ans Licht kam, hatte er den Abstieg von Juventus Turin in die Serie B zur Folge. Besonders treue Seelen wie Gianluigi Buffon und Alessandro del Piero störte die Zweitklassigkeit nur bedingt, sie blieben ihrem Verein erhalten. Mitunter ein Grund, wieso sie bis heute Legendenstatus im Piemont genießen.

Zuvor hatte Juve die Liga dominiert, 2011/12 stieg Juve wieder auf den italienischen Thron. Bis 2020 dominierten die Liga fast nach Belieben, sicherten sich neunmal in Folge den Scudetto. Die Geschichte von damals scheint sich heute in Ansätzen zu wiederholen, Stichwort geschönte Bilanzen. 

Ein Spieler, dem die temporäre sportliche Bedeutungslosigkeit nicht so gleichgültig war wie Buffon oder Del Piero war Zlatan Ibrahimović. Er wechselte zum Rivalen Inter. Sein Trainer Roberto Mancini hatte in Ibras erstem Mailänder Derby alles richtig gemacht. Crespo, in der Zwischenzeit wieder schwarz-blau angezogen, erzielte nach 18 Minuten das 1:0. Stankovic und Ibrahimović ließen die nächsten Treffer folgen. Seedorf ließ Milan mit dem Anschlusstreffer kurzzeitig hoffen, ehe Marco Materazzi mit einem Kopfstoß – Verzeihung: Kopfball – die Drei-Tore-Führung wiederherstellte.

Bis zur letzten Sekunde hielt Milan das Spiel noch offen. Späte Toren von Gilardino und Kaká hatten noch einmal Spannung in jene Begegnung gebracht, die sich im Nachhinein als richtungsweisend für die kommenden Jahre herausstellen sollte. Milan gewann in derselben Saison zwar die Champions League, Inter hingegen gewann anschließend fünfmal in Folge die italienische Meisterschaft.