Mehr

"Schaler Beigeschmack": Skispringer Lindvik und Forfang nur kurz gesperrt

Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sind nach ihrem Anzugskandal mit einer glimpflichen Strafe davongekommen.
Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sind nach ihrem Anzugskandal mit einer glimpflichen Strafe davongekommen.YOSUKE HAYASAKA / The Yomiuri Shimbun via AFP
Eine kurze Sperre, mehr nicht: Die norwegischen Skispringer Marius Lindvik und Johann Andre Forfang sind sechs Monate nach dem Anzugskandal bei der Heim-WM glimpflich davongekommen. Beide dürfen beim Weltcup-Auftakt im November wieder starten, zudem behält Olympiasieger Lindvik seinen WM-Titel von der Normalschanze. Bei einer nachträglichen Disqualifikation wäre Gold an Andreas Wellinger gegangen.

"Wir hatten uns bereits auf dieses Urteil eingestellt und werden es so akzeptieren", sagte DSV-Bundestrainer Stefan Horngacher auf SID-Anfrage. Im Rückblick auf die WM bleibe dennoch "ein schaler Beigeschmack".

Immerhin: Der Weltverband FIS habe "mit den neuen Regeln einen ersten Schritt dafür getan, unseren Sport wieder glaubwürdiger zu machen".

Sowohl Lindvik als auch Forfang hatten zwar auf einen Freispruch gehofft, stimmten aber der dreimonatigen Sperre und einer geringen Geldstrafe zu. "Das ist vielleicht die beste Lösung", sagte Forfang dem norwegischen Rundfunk NRK.

Beide Springer bestreiten, von der Manipulation ihrer Anzüge durch das Trainerteam bei der WM gewusst zu haben. Doch genau daran gibt es weiter Zweifel.

Lindvik und Forfang unter Verdacht

"Als Skispringer merkst du sofort, wenn an deinem Anzug rumgefummelt wurde", hatte Wellinger, der in Trondheim Silber hinter Lindvik gewonnen hatte, schon im Frühjahr gesagt. Zudem wirkt die Behauptung, die manipulierten Anzüge seien nur im letzten WM-Wettkampf benutzt worden, weiterhin seltsam.

Lindvik und Co. hatten bis dahin eine überaus starke WM gesprungen, ein Anlass für spontane Änderungen bestand also nicht - schon gar nicht ohne Rücksprache mit den Athleten.

Doch der norwegische Verband gab bis heute nur zu, was sich durch das bei der WM aufgetauchte, heimlich aufgenommene Video ohnehin nicht mehr leugnen ließ. Dort war zu sehen, wie die Trainer um den später suspendierten Chefcoach Magnus Brevig mit Nadel und Faden Anzüge manipulierten.

Das Trio übernahm später die Hauptschuld und muss mit einer 18-monatigen Sperre rechnen. Das Video hatte zur Disqualifikation von Lindvik und Forfang gesorgt - aber eben nur für den abschließenden Wettbewerb von der großen Schanze, in dem Lindvik zunächst Silber gewonnen hatte.

Bereits im November ist die Sperre vorbei

Beweise für eine Beteiligung der Springer ließen sich auch in einer fünfmonatigen, unabhängigen Untersuchung nicht finden. Die dennoch verhängte Sperre begründe sich aus einer "Haftung ohne Verschulden", teilten die Anwälte der Norweger mit. Lindvik und Forfang hätten die Anzüge "prüfen und Fragen stellen" müssen.

Weil Lindvik und Forfang schon nach der WM für den Rest der Saison gesperrt worden waren, müssen sie nur noch einen Teil der drei Monate absitzen. Konkret heißt das: Beim Weltcup im norwegischen Lillehammer (20. bis 23. November) ist das Duo pünktlich zum Start in den Olympiawinter wieder dabei.

Ein Zweifel wird aber wohl bleiben, das ahnt auch Forfang. "Aber ich habe in diesem Sommer bereits an Wettkämpfen im Ausland teilgenommen und wurde, bis auf wenige Ausnahmen, von allen sehr herzlich empfangen", sagte er: "Das wird wahrscheinlich auch so bleiben. Ich habe nicht das Gefühl, dass zwischen mir und dem Rest der Skisprung-Familie eine schlechte Atmosphäre herrscht."