Fünffachsieg in der Oberstdorf-Qualifikation, Dreifachsieg in Engelberg: Das österreichische Skisprung-Team startet mit hohen Erwartungen in die Vierschanzentournee 2024/25.
Pius Paschke landete am Samstag auf dem sechsten Platz, als bester Nicht-Österreicher. Ein respektables Ergebnis – aber auch ein Hinweis darauf, dass sich bei dem 34-jährigen Münchener nach einem sensationellen Saisonstart die ersten Unsicherheiten einschleichen.
In Engelberg waren es noch der Schneefall und die stockende Spur, die ihn bremsten: "Mein Absprung war dafür zu aggressiv", erklärte Paschke im ZDF-Gespräch. Eine Woche später zeigte sich, dass sein Leistungsabfall nicht nur äußeren Umständen geschuldet war, sondern auch der stärker werdenden Konkurrenz.
Paschke war in diesem Winter bislang der große Dominator. Ihm ist definitiv zuzutrauen, dass er sich zum Saisonschluss die große Kristallkugel holt. Doch bei der Tournee hat sich seit Samstag ein neuer Favorit herauskristallisiert: Daniel Tschofenig.
Anpassungsfähigkeit als Trumpf
Der 22-jährige Kärntner verfügt über eine besondere Gabe: Er kann sich an nahezu jede Wetterlage anpassen. Er überzeugte bei den verschneiten Wettbewerben in Wisla und Engelberg, sicherte sich aber auch bei milderen Bedingungen in Titisee-Neustadt eine Podestplatzierung.
Diese Variabilität ist nicht nur seiner Technik, sondern auch seiner mentalen Stärke zu verdanken. Tschofenig ist ein Teamplayer und Realist. Nach dem Quali-Sieg in Oberstdorf richtete sich sein Blick sofort auf die starke Mannschaftsleistung: "Es ist extrem cool, so ein starkes Team zu haben."
Auch Stefan Kraft, der in der Vergangenheit oft als Einzelgänger beschrieben wurde, hat sich unter der Führung von Cheftrainer Andreas Widhölzl perfekt ins Teamgefüge eingefügt: "Schön, wenn jeder so springt. Man sieht, dass wir über Weihnachten viel richtig gemacht haben und cool geblieben sind."
Die Harmonie und Stärke des Teams könnten sich in dieser Tournee als entscheidender Trumpf erweisen.
Eine goldene Generation?
Widhölzl hatte während der Saisonvorbereitung großen Wert auf eine hohe Intensität gelegt. "Wir haben hart gearbeitet. Besonders die Trainings im Sommer und auch im Herbst waren herausfordernd", hatte er vor dem Saisonstar in Lillehammer gegenüber meinbezirk.at festgestellt.
Mittlerweile besticht das ÖSV-Team durch eine unglaubliche Leistungsdichte, neben Tschofenig und Kraft ist auch Jan Hörl einer der Anwärter auf den Goldenen Adler. 17 der 30 Einzelpodien in diesem Winter gingen an einen Österreicher.
Aus Sicht von Widhölzl "zeigt" die starke Formkurve und, "dass wir vieles richtig gemacht haben und richtig machen." Erinnerungen an die goldene Generation um Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern und Wolfgang Loitzl werden wach.
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Geduld!
Paschke hingegen wirkte in den vergangene Tagen fast ein Einzelkämpfer. Ihm fehlt ein starkes Team, welches den Routinier in schwierigen Situationen pushen könnte.
Andreas Wellinger ist es nur phasenweise gelungen, an seine starken Leistungen in der Vorsaison anzuknüpfen. Und nach seinem unglücklichen Ausscheiden in der Innsbruck-Qualifikation im Vorjahr bleibt fraglich, ob Karl Geiger die nötige Stabilität zurückgewinnen kann
Die deutsche Gesamtentwicklung ist zwar positiv, doch Österreich ist in dieser Saison dem DSV-Team einen entscheidenden Schritt voraus. Mit einer beeindruckenden Harmonie, Anpassungsfähigkeit und Leistungsdichte sind die ÖSV-Adler das Maß aller Dinge.
Sven Hannawalds Triumph aus dem Jahr 2002 bleibt vorerst unerreicht – die Tournee gehört Österreich.
