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Critérium du Dauphiné: Früher Tanz der Topstars und ein Deutscher in der Hauptrolle?

Tadej Pogacar überragte im Frühjahr
Tadej Pogacar überragte im FrühjahrERIC LALMAND / Belga / AFP / Profimedia
Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard jagen sich gegenseitig über die französischen Alpenriesen, die Sommersonne brennt unerbittlich auf den Asphalt und Tausende Fans peitschen ihre Idole nach vorne. Es liegt mehr als nur ein Hauch Tour de France in der Luft, auch wenn das wichtigste Radrennen der Welt erst im Juli startet. Beim Critérium du Dauphiné steht der erste heiße Tanz der Topstars in diesem Jahr an.

Es ist die Neuauflage des Duells zwischen dem brillanten Alleskönner Pogacar und dem zähen Rundfahrt-Experten Vingegaard, das die Radsportwelt seit rund vier Jahren in Atem hält. Und dann ist da ja auch noch Belgiens Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel, der das Tour-Podium aus dem vergangenen Jahr auf der Startliste komplettiert. Auch wenn das Ergebnis bei der "Mini-Tour" ab Sonntag noch zweitrangig ist: Sie dürfte erste Erkenntnisse liefern im Hinblick auf die Machtverhältnisse bei der Frankreich-Rundfahrt.

Vingegaard optimistisch

"Ich denke, ich kann ihn schlagen und viel stärker sein als letztes Jahr", ließ Vingegaard kürzlich aus dem Trainingslager in der Sierra Nevada verlauten und meinte damit Pogacar. Vergangenes Jahr war der Däne, der den Slowenen 2022 und 2023 bei der Tour in die Schranken gewiesen hatte, nach einem schweren Sturz nur bedingt konkurrenzfähig gewesen - doch nun arbeite er daran, seine "Kraft zurückzugewinnen und von da an eine neue Stufe zu erklimmen, um noch stärker zu sein als 2023".

Die acht Etappen durch die Dauphiné im Südosten Frankreichs werden zeigen, wie weit Vingegaard schon ist auf diesem Weg; schließlich stehen auch ein Einzelzeitfahren und drei knackige Bergetappen auf dem Programm. Was er bislang sehe, so der Mann vom Team Visma-Lease a Bike in Spanien, stimme ihn positiv.

Pogacar der Mann, den es zu schlagen gilt

In Evenepoels Lager ist man ebenfalls guter Dinge, diesmal mithalten zu können. "Remco liegt definitiv besser im Zeitplan als letztes Jahr", verriet sein Trainer Koen Pelgrim der Zeitung Het Nieuwsblad. Von seinem verheerenden Trainingssturz im Dezember habe sich Evenepoel erholt und das Höhentrainingslager "auf einem recht guten Niveau beginnen" können. Und doch bleibt die Frage, ob dieser Pogacar, den nicht wenige Experten inzwischen mit der Ikone Eddy Merckx in einem Atemzug nennen, überhaupt zu schlagen ist.

Hinter Pogacars Leistungsfähigkeit jedenfalls stehen kaum Fragezeichen. Seine spektakulären Auftritte bei den Frühjahrsklassikern im Norden, wo der nimmersatte Slowene allen (außer Matthieu van der Poel bei Paris-Roubaix) davonfuhr, sprechen eine deutliche Sprache. Pogacar ist auch in diesem Jahr der Mann, den es zu schlagen gilt, ganz egal, wo er auftritt.

Lipowitz erhält die Chance, sich zu beweisen

Dass sich nach einem Frühjahr mit ganz unterschiedlichen Prioritäten nun die Wege der "Großen Drei" schon einmal - sozusagen verfrüht - in Frankreich kreuzen, birgt indes auch für einen jungen Deutschen eine Chance.

Florian Lipowitz erhält in Abwesenheit von Team-Leader Primoz Roglic die Gelegenheit, sich auf dem allerhöchsten Niveau zu beweisen. Der 24-Jährige von Red Bull-Bora-hansgrohe reist nach seinem starken zweiten Gesamtrang bei Paris-Nizza im März mit viel Rückenwind zurück nach Frankreich.