Mehr

"Vollgas bis ins Ziel": Lipowitz besteht Feuerprobe am Windberg

Lipowitz bei der 16. Etappe.
Lipowitz bei der 16. Etappe.CHRISTOPHE PETIT TESSON / EPA / Profimedia
Florian Lipowitz besteht die Ventoux-Prüfung und festigt bei der Tour de France seinen dritten Platz.

Florian Lipowitz stemmte sich auf dem provisorischen Siegerpodest des Mont Ventoux dem beißenden Wind entgegen, auch nach dem Kraftakt in der Steinwüste des Provence-Riesen kämpfte der Radsport-Überflieger mit den Elementen. Doch weder Wind noch Ventoux konnten Lipowitz etwas anhaben: Mit einer abermals ganz starken Leistung hat der Debütant bei der Tour de France seinen grandiosen dritten Platz gefestigt - die Alpen können kommen.

"Es kann noch viel passieren, die Alpenetappen werden superschwer. Aber wird sind auf einem guten Weg, auch wenn ich heute relativ k.o. war", sagte Lipowitz, der beim Ausreißersieg des Franzosen Valentin Paret-Peintre am brutalen Schlussanstieg bis auf 1910 m Höhe mit 1:53 Minuten Rückstand Zehnter wurde. Seinen Kontrahenten im Kampf um das erste Tour-Podest eines Deutschen seit 16 Jahren nahm er wichtige Zeit ab: "Ich habe schon Vorfreude auf Paris."

Mit Superstar Tadej Pogacar, der als Tagesfünfter 43 Sekunden hinter dem Sieger lag und seinen Vorsprung auf Widersacher Jonas Vingegaard in der Gesamtwertung um zwei Sekunden auf 4:15 Minuten ausbaute, konnten Lipowitz und sein Teamkollege Primoz Roglic im Finale nicht mithalten - das ist aber auch nicht sein Maßstab. Seinen beiden Traumziele - Gesamtplatz drei und Weißes Trikot des besten Jungprofis - kam der 24-Jährige wieder ein Stück näher.

Lipowitz macht 39 Sekunden gut

"Als Pogi und Jonas attackiert haben, hatten Primoz und ich nicht die Beine um mitzugehen. Da haben wir uns darauf fokussiert, die Jungs im Kampf ums Podiums auf Distanz zu bringen", sagte Lipowitz in der ARD: "Irgendwann ging die Lücke auf, und dann war es Vollgas bis ins Ziel." Seinem schärfsten Kontrahenten, dem Briten Oscar Onley, nahm Lipowitz 39 Sekunden ab, 2:01 Minuten beträgt nun sein Vorsprung im Kampf um Podest und Weiß.

Bester Jungprofi bei der Tour - das war als letztem Deutschen Jan Ullrich 1998 gelungen. Und der fieberte am Dienstag mit. "Florian sollte alles probieren, um den dritten Platz zu verteidigen. Das wäre ein gigantischer Erfolg", sagte Ullrich bei Eurosport: "Es kommen noch sehr schwere Etappen, es ist noch nicht durch. Wenn er das Podium erreichen kann, ist das ein Traum eines jeden Radprofis."

Von Traum zu Traum jagt derweil Pogacar. Der Slowene verpasste zwar den ersehnten ersten Sieg am Ventoux, hat aber seinen vierten Tour-Triumph dicht vor Augen. "Es war ein epischer Schlussanstieg", sagte der 26-Jährige: "Ich habe die Führenden vor mir gesehen, aber ich bin eben nicht Superman. Und selbst Superman hätte die heute nicht mehr geschnappt."

Erster Tageserfolg für Frankreich

Enormer Jubel und große Erleichterung herrschte derweil bei den Gastgebern. Valentin Paret-Peintre verewigte sich bei der ersten Ventoux-Gipfelankunft seit 2013 als Etappensieger und bescherte den Franzosen den ersten Tageserfolg der 112. Tour de France. In einem packenden Hin und Her sprintete der 24-Jährige im Finale einer Ausreißergruppe den Iren Ben Healy nieder. "Ich habe gemerkt, dass Tadej rankam - aber ich wollte diesen Sieg einfach nicht aus der Hand geben", sagte Paret-Peintre.

Bevor bei der Tour in den Alpen das Tour-Finale eingeläutet wird, bekommen die Sprinter auf der 17. Etappe am Mittwoch ihre womöglich letzte Chance. Der Tagesabschnitt von Bollene nach Valence ist mit einer Länge von 160,4 km vergleichsweise kurz und bietet keine nennenswerten Schwierigkeiten