Viele Namen sind in den letzten Jahren gefallen: Alexander Zverev, Daniil Medvedev, Casper Ruud, Stefanos Tsitsipas oder Taylor Fritz. Sie alle erreichten Grand-Slam-Finals, sie alle scheiterten. Ein dauerhafter Rivale für Alcaraz und Sinner ist aus dieser Generation nicht hervorgegangen. Einziger Lichtblick: der US-Amerikaner Ben Shelton.
Shelton, 23 Jahre alt, steht inzwischen auf Platz sechs der Weltrangliste und könnte bald Fritz als US-Nummer eins ablösen. Noch vor drei Jahren spielte er sein erstes Grand-Slam-Hauptfeldmatch, heute hat er bereits zwei Halbfinals vorzuweisen.
Bei den Australian Open 2023 erreichte er die Runde der letzten Acht, bei den US Open 2023 sogar das Halbfinale. Bemerkenswert ist vor allem seine Konstanz: In dieser Saison stand er bei allen Majors mindestens in der dritten Runde – etwas, das sonst nur Alcaraz, Sinner und Djokovic gelang.
Seine Entwicklung folgt einer klaren Linie: vom Rohdiamanten mit gewaltigem Aufschlag und brachialer Vorhand hin zu einem vielseitigeren Spieler, der auch von der Grundlinie und am Netz überzeugt. Der Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn: der Sieg beim Masters 1000 in Kanada, wo er mehrere Top-10-Spieler besiegte.
Shelton hat Spektakel und Vermarktungspotenzial
Shelton verkörpert einen Spielertyp, der der ATP-Tour guttut: aggressiv, spektakulär, offensiv. Seine Aufschläge jenseits der 230 km/h, seine Schlagkraft von der Vorhandseite und seine Bereitschaft, Risiken einzugehen, machen ihn zu einem Publikumsmagneten. Er liebt die große Bühne, bei 13 Grand-Slam-Teilnahmen erreichte er bereits sechsmal die zweite Woche.
Auch symbolisch wäre sein Aufstieg bedeutsam: Seit Andy Roddicks Triumph 2003 wartet das US-Herrentennis auf einen Grand-Slam-Sieger. Ein neuer amerikanischer Champion könnte nicht nur sportlich, sondern in einem der wichtigsten Märkte des Tennis auch wirtschaftlich einen Aufschwung bedeuten.
Noch kein Rivale – aber das Potenzial dazu
Natürlich steht Shelton noch am Anfang. Gegen Sinner und Alcaraz hat er bisher eine klar negative Bilanz: einen Sieg gegen den Italiener, keinen gegen den Spanier. Doch schon dieser eine Erfolg (beim Masters in Shanghai 2023) zeigte, dass er im entscheidenden Moment bestehen kann.
Die letzten Schritte bleiben die schwersten: Um Teil einer „Big Three“ zu werden, muss Shelton das Duo auf höchstem Niveau bezwingen, in Grand-Slam-Finals, auf den größten Bühnen. Aber die Voraussetzungen sind da: Talent, Spielweise, Mentalität und der unbestreitbare Spielraum für Verbesserungen.