Die grüne Cap mit dem Logo der Boston Celtics tief ins Gesicht gezogen und bekleidet mit einer Winterjacke schlurfte Nick Kyrgios bei über 30 Grad in den Pressekonferenzraum der Australian Open. Den exzentrischen Auftritt, das wurde deutlich, beherrscht der 29-Jährige noch immer wie kein Zweiter. In Melbourne aber will der Lokalmatador endlich auch wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen.
"Ich habe so ziemlich jeden besiegt, den der Sport mir bisher vor die Nase gesetzt hat", stellte Kyrgios fest, als er sich schließlich niedergelassen hatte. Und genau deswegen soll es auch dieses Jahr wieder klappen mit dem Gewinnen.

Trotz der Unsicherheiten. Trotz der langen Leidenszeit, die er hinter sich hat. "Die Leute" würden immer sagen: "Sei realistisch, du wirst es nicht schaffen", erklärte Kyrgios, aber diese Einstellung könne er "leider" nicht teilen.
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Machbare Auftakthürde
Fast zweieinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass das Riesentalent mit dem feinem Ballgefühl und der spektakulären Spielweise zuletzt ein Grand-Slam-Match bestritt - Probleme mit dem Handgelenk und dem Knie zwangen Kyrgios zu einer langen Pause. Die nun vorbei sein soll.
Sein Selbstbewusstsein jedenfalls hat der Mann aus Canberra vor seinem Erstrundenauftritt am Montag gegen den Briten Jacob Fearnley zwischenzeitlich offenbar nicht verloren. Nicht nur, was seine Leistungsfähigkeit auf dem Platz angeht.
Match-Center: Fearnley vs. Kyrgios
Attacke auf Sinner
Vor Kyrgios markigen Sprüchen ist bekanntermaßen niemand sicher. Auch nicht der Weltranglistenerste Jannik Sinner. Oder besser: Erst recht nicht der Weltranglistenerste Jannik Sinner. An dem und dessen schwelendem Dopingverfahren arbeitete sich Kyrgios in den vergangenen Wochen auffällig intensiv ab.
"Widerlich für den Sport" sei Sinners Fall, polterte Kyrgios kürzlich - er sei "schrecklich gehandhabt" worden und jeder wisse das, "aber niemand möchte darüber sprechen", so der Australier. Der Attackierte selbst ließ sich am Freitag nicht provozieren.

"Ich will nicht auf das reagieren, was Nick gesagt hat. Das Wichtigste ist, dass ich meine Leute um mich habe. Die wissen im Gegensatz zu anderen Personen genau, was passiert ist", sagte Sinner. Zu einem direkten Duell der beiden Streithähne – abseits des Verbalen – wird es in Melbourne kaum kommen, dafür müssten nämlich beide das Finale erreichen. Deutlich realistischer scheint da schon ein Aufeinandertreffen von Kyrgios mit Alexander Zverev.
Das stünde nämlich schon in der dritten Runde an. Für Zverev dürfte es deutlich angenehmere Alternativen geben.