Gerade einmal 66 Minuten beackerte Alexander Zverev bei seinem Auftakt in das Masters in Cincinnati den Tennisplatz - dann war das Preisgeld von 60.400 Dollar für das Erreichen der dritten Hauptrunde auch schon eingestrichen. Ein stolzer Stundenlohn von gut 47.000 Euro, möchte man meinen, vor allem aber: der nächste kleine Schritt in die richtige Richtung.
Match-Center: Nishesh Basavareddy vs. Alexander Zverev
Denn Deutschlands bester Tennisspieler will sich ja endgültig herauswuchten aus seiner Schaffenskrise. Und rechtzeitig vor den US Open wieder zur Weltklasseform auflaufen. Weshalb ihn das 6:3, 6:3 gegen Nishesh Basavareddy erst einmal zufrieden stimmte: "Ich bin glücklich über den Sieg und glücklich darüber, wie ich gespielt habe", ließ Zverev wissen - gehaltvoller wurde die Form-Analyse vorerst nicht.
Was der Hamburger auf dem Platz zeigte, machte aber in der Tat durchaus Hoffnung. Erneut war Zverev bemüht, die Passivität, die sich fast chronisch in sein Spiel einschleicht, zu vermeiden. Und obwohl er sich einige Fehler erlaubte: Mit seinen starken Aufschlägen ließ er Gegner nicht einmal in die Nähe eines Breaks kommen.
Harte Gegner in Cincinnati
Der "kleine Burnout", von dem Zverev kürzlich im Podcast "Nothing Major Show" berichtete, scheint jedenfalls überwunden. Nach seinem sportlichen Tiefpunkt, dem Erstrundenaus in Wimbledon, und der Offenlegung mentaler Probleme hat der 27-Jährige wohl die richtigen Ansatzpunkte gefunden. Erst gönnte er sich eine Pause, dann trainierte er auf Mallorca mit Rafael Nadals berühmten Onkel und Ex-Trainer Toni - und schon in Toronto vergangene Woche sah es wieder viel besser aus als während der Krise, in die Zverev nach dem verlorenen Australian-Open-Finale im Januar geschlittert war.
Das unnötige Halbfinalaus gegen Karen Khachanov in der kanadischen Metropole war dabei verkraftbar, denn richtig wichtig wird es ja erst wieder ab dem 24. August. Bei den US Open, wo endlich der erste Grand-Slam-Triumph her soll, werde er wieder "ein Titelanwärter" sein, sagte Zverev zuletzt selbstbewusst.
Um dieses Versprechen wahrmachen zu können, wartet auf der runderneuerten Anlage in Cincinnati aber noch jede Menge Arbeit. Die Aufgaben werden Stück für Stück komplizierter. Sollte Zverev den Weltranglisten-31. Brandon Nakashima schlagen, könnte Khachanov diesmal schon im Achtelfinale warten - Toronto-Sieger Ben Shelton wäre ein möglicher Viertel- und Carlos Alcaraz ein möglicher Halbfinalgegner. Der Weltranglistenerste Jannik Sinner ist beim hochkarätig besetzten Turnier zudem ebenfalls dabei.
Jede Menge Potenzial also, sich auf dem höchsten Niveau zu beweisen. Zverev kann das, auf dem steinigen Weg zurück zu alter Stärke, nur recht sein.