Der 17-Jährige gehört beim entscheidenden Spiel um die Teilnahme am Finalturnier in Bologna (18. bis 23. November) zum ersten Mal zum deutschen Team. Ihm gehört die Zukunft, sein Aufstieg in der Tenniswelt ist bemerkenswert. Doch im 10.000 Zuschauer fassenden Ariake Coliseum, dem Stadion der Olympischen Spiele 2021, geht es für Engel zunächst darum, "die Atmosphäre aufsaugen", die Verantwortung gegen Japan tragen andere.
Allen voran der wiedererstarkte Jan-Lennard Struff, der tatsächlich einst als Babysitter auf den kleinen Justin aufgepasst hat. Gemeinsam mit dem Weltklassedoppel Tim Pütz/Kevin Krawietz soll der 35 Jahre alte Warsteiner für die Qualifikation zur Endrunde in Italien sorgen. Auch ohne Alexander Zverev und den verletzten Daniel Altmaier stehen die Chancen nicht einmal schlecht: Japan tritt nach der Absage von Kei Nishikori ohne einen Top-100-Spieler an.
Davis Cup: Ausgeglichenes Duell erwartet
Struff hat nach einem "schwierigen Jahr" pünktlich zum Davis Cup die Wende geschafft. Die Form der US Open will er trotz Tausender Flugkilometer in den Knochen und einiger harter Nächte in Japan "in die Woche transportieren", am Freitag (ab 7 Uhr MESZ) und Samstag (ab 6 Uhr MESZ/jeweils Tennis Channel) sollte der Jetlag überwunden sein.
Als zweiter Einzelspieler steht Yannick Hanfmann bereit. Engel ist zunächst Ersatz, sollte er zum Einsatz kommen, wäre er der jüngste deutsche Davis-Cup-Spieler seit Boris Becker.
Engel ist sich seiner Rolle bewusst, er könne es "kaum erwarten, das Team anzufeuern", sagte er am Mittwoch mit angemessener Demut. Im Training versteckt er sein immenses Potenzial aber nicht, "es ist schön zu sehen, dass etwas im deutschen Tennis nachkommt", sagte Pütz und ergänzte: "Ich hoffe, die Lücke wird schnell geschlossen."
Neben Zverev, der dem Davis Cup kaum noch Zeit in seinem Kalender einräumt, stehen nur noch Altmaier und Struff unter den Top 100 im Ranking. Engel (Nr. 219) ist nach Hanfmann die Nummer fünf. Und dennoch muss der Nürnberger, der von Ex-Profi Philipp Kohlschreiber trainiert wird, noch viel lernen - auf und neben dem Platz.
Bei einem Teamausflug in Tokio in die Galerie teamLab Planets kam Engel in Kontakt mit moderner Kunst, was Krawietz zu einer kleinen Spitze nutzte: "Das bildet weiter - und das ist auch für Justin wichtig, so erweitert er seinen Horizont in jungen Jahren." Eine schlagfertige Antwort blieb Engel schuldig. Noch dominieren die Routiniers, doch die Zeit spielt für den Teenager.