Der Ungekrönte: Alexander Zverev
28 Jahre alt ist Zverev mittlerweile, spielt sein bereits 37. Grand-Slam-Turnier und jagt weiter diesem vermaledeiten Major-Triumph hinterher. Und mittlerweile bleibt festzuhalten: Das Titelfenster schließt sich allmählich. Eigentlich sind die French Open ja sein Turnier, viermal in Folge stand er dort im Halbfinale, im Vorjahr im Endspiel, den Belag liebt er. Und doch spricht das sehr holprige Sandplatzjahr 2025 gegen den ersehnten Triumph.
Der Rückkehrer: Jannik Sinner
Der Dominator ist wieder da. Und das nach seiner dreimonatigen Dopingsperre ohne große Anlaufschwierigkeiten. In Rom präsentierte sich Sinner, mit der heiligen Unterstützung von Tennisfan Papst Leo XIV. gesegnet, schon wieder teilweise auf Topniveau - erst im Finale gegen Carlos Alcaraz war nichts zu holen. Mit dem Weltranglistenersten wird auch in Paris zu rechnen sein, wenngleich er auf Sand noch nie sein allerbestes Tennis gezeigt hat.
Der Titelverteidiger: Carlos Alcaraz
Das Nasenpflaster ist recht neu, das Erfolgsrezept das alte: Der spanische Titelverteidiger setzt auf die Melange von physischer und psychischer Stärke sowie einem Spielwitz, den kaum ein Zweiter auf der Tour mitbringt. Damit drehte er im Vorjahr das Finale gegen Zverev. Der 22-Jährige kommt in starker Form nach Paris, Sinner ließ er bei seinem Zweisatzsieg im Rom-Finale letztlich keine Chance. Alcaraz ist der Topfavorit.
Der Youngster: Learner Tien
Der US-amerikanische Jungspund war gerade 19 geworden, da verzückte er zum ersten Mal die Tenniswelt. Bei den Australien Open im Januar war das, als der Qualifikant in der zweiten Runde den damaligen Top-Fünf-Spieler Daniil Medvedev ausschaltete und schließlich bis ins Achtelfinale stürmte. Nun wartet ein Duell mit Zverev, für den die Erstrundenauslosung kaum hätte undankbarer ausfallen können. Youngster Tien macht seinem Vornamen alle Ehre, wird stetig besser und will in Paris den nächsten Topspieler schocken.
Der Zauberer: Gael Monfils
Die Franzosen lieben die Mischung aus Klasse, Kampf und Komik, das war bei Leconte so, bei Noah ebenfalls, erst recht bei Monfils. Abseits von Nick Kyrgios spielt niemand so spektakulär wie Monfils, und wer ihn bei den French Open sehen möchte, muss sich womöglich sputen: Der Zauberer wird im September 39, und wie bei anderen Edeltechnikern - Stan Wawrinka (40), Richard Gasquet (38) - nähert er sich dem finalen Vorhang.
Die Hoffnungsträgerin: Eva Lys
Beim ersten Grand Slam des Jahres sorgte die Hamburgerin mit ihrem Lucky-Loser-Märchen für Schlagzeilen - und den eigenen Durchbruch. Der Achtelfinaleinzug in Melbourne sowie weitere solide Leistungen im Anschluss haben Lys (23) inzwischen bis auf Platz 59 der Weltrangliste katapultiert. Die deutsche Nummer eins ist ein Lichtblick in recht dunklen Frauentennis-Zeiten im Land. Ein Erstrundensieg über Peyton Stearns wäre dennoch eine Überraschung.
"Liebe die großen Stadien": Eva Lys freut sich auf Roland Garros
Die Kämpferin: Jasmine Paolini
Nur 1,63 m ist sie groß - und gefühlt zwei Drittel davon misst ihr Herz: Die Spätstarterin, deren Mutter polnisch-ghanaischer Abstammung ist, spielt so leidenschaftlich wie immer und so gut wie noch nie, nach dem Paris-Finale im Vorjahr ist nun der ganz große Wurf drin - als einzige Italienerin hat bislang Francesca Schiavone im Einzel die French Open gewonnen. Trainer der 29-Jährigen ist Renzo Furlan, und da war doch mal was ... Richtig: 1997 schlug dieser den ewigen Sandplatz-Unglücksraben Boris Becker in Monte Carlo.
Die Strauchelnde: Iga Swiatek
Sie ist die Königin von Paris. Vier der vergangenen fünf Sandplatz-Slams hat die Polin für sich entschieden - selbst der fast unverschämt anmutende Vergleich mit Rafael Nadal (14 Paris-Titel) wurde immer häufiger gezogen. Doch seit dem Titel 2024 ist bei Swiatek der Wurm drin. Kein weiterer Finaleinzug ist der inzwischen nur noch Weltranglistenfünften seither gelungen. Topfavoritin ist diesmal eine andere, sie hört auf den Namen Aryna Sabalenka.