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Tennis-Kolumne: "Heartbreak" für Davidovich Fokina - Ende einer bizarren Partnerschaft

De Minaur (r.) feiert den Gewinn der Trophäe in Washington
De Minaur (r.) feiert den Gewinn der Trophäe in WashingtonJustin Cooper / Zuma Press / Profimedia
Alex de Minaur ist mit seinem 10. Titel auf Tour-Eben einer der Gewinner der Woche: Auf dramatische Art und Weise wehrte er im Finale der Mubadala Citi DC Open in Washington drei Matchbälle ab un setzte sich mit einem 5:7, 6:1, 7:6(3) gegen Tragik-Figur Alejandro Davidovich Fokina durch. Unsere Tennis-Kolumne wirft zudem einen Blick auf Doppel-Erfolge von Alexander Bublik und Luciano Darderi - und beleuchtet darüber hinaus das Ende der Partnerschaft zwischen Stefanos Tsitsipas und Goran Ivanisevic.

Erneuter Schmerz für Davidovich Fokina

Für Davidovich Fokina, der nach wie vor auf seinen ersten Titel auf der ATP-Tour wartet, setzt sich dagegen ein besorgniserregender Trend fort. Im Februar hatte er bereits im Finale von Delray Beach gegen Miomir Kecmanovic zwei Matchbälle verpasst, im März verlor er auch das Finale in Acapulco gegen Tomas Machac.

Zum Match-Center: Davidovich Fokina vs. De Minaur

Der Spanier brach nach der Niederlage in Tränen aus, musste von Sieger de Minaur in einem unglaublichen Akt des Sportsgeistes getröstet werden.

Fernandez setzt Zeichen vor den US Open

Beim Damen-Wettbewerb meldete sich dagegen Leylah Fernandez eindrucksvoll auf der WTA-Tour zurück. Nach dem souveränen 6:1, 6:2-Sieg in nur 69 Minuten Spielzeit über Anna Kalinskaya gewinnt die Weltranglisten-36. als erste Kanadierin das Turnier in der amerikanischen Hauptstadt.

Die US-Open-Finalistin von 2021, die seit dem Triumph in Hongkong 2023 keinen Titel mehr geholt hatte, zeigte in Washington die ganze Woche über ihren einst gefürchteten Kampfgeist. Auf dem Weg zu ihrem achten WTA-Einzel-Finale in ihrer Karriere gab sie keinen einzigen Satz ab.

Bublik schwebt weiter auf Wolke Sieben

Weiter auf einem Hoch schwebt auch Alexander Bublik, der sich Samstag beim ATP-250-Turnier Generali Open in Kitzbühel seinen zweiten ATP-Titel in Folge und auf Sandplatz sicherte. Wie bereits in der Woche zuvor im Halbfinale von Gstaad war er gegen den Franzosen Arthur Cazaux der Bessere. Danke dem 6:4, 6:3 in den österreichischen Bergen durfte der Kasache bereits seinen dritten Titel in diesem Kalenderjahr feiern.

Bublik, der insgesamt 26 Winner schlug, hat nun seine letzten acht Matches gewonnen. Der "Jim Carrey des Tennis" kann sich mit einer 17:2-Bilanz seit Roland Garros rühmen, wo er mit seinem ersten Major-Viertelfinale für Furore gesorgt hatte.

Tour: Siege für Darderi und Bouzkova

Auch Luciano Darderi schnappte sich seinen zweiten ATP-Titel in zwei aufeinanderfolgenden Wochen. Bei den Croatia Open in Umag sicherte er sich mit einem 6:3, 6:3-Sieg über Carlos Taberner nach Bastad in der Vorwoche erneut Silberware.

Marie Bouzkova gewann dagegen ihren zweiten WTA-Tour-Einzel-Titel bei den Livesport Prague Open. Am Samstag schlug sie die Tschechin Linda Noskova nach einem Comeback mit 2:6, 6:1, 6:3.

Die Verlierer der Woche: Andrey Rublev

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Andrey Rublev in dieser Saison nicht in Tritt kommt. Im Februar sprach der Russe abermals über den Kampf gegen Depressionen, nach dem Erstrunden-Aus in Wimbledon 2024 war er nach eigenen Aussagen einst an der Grenze des Erträglichen angelangt.

Dabei lesen sich die Zahlen gar nicht einmal so schlecht: Rublev hat sich in den letzten vier Jahren in den Top 10 gehalten und dabei 16 Titel errungen. Bei den Grand Slams scheitert er dagegen regelmäßig früh und fällt dagegen eher durch seine emotionalen Ausbrüche auf dem Platz auf. 

In Washington musste er in der abgelaufenen Woche bereits in der zweiten Runde die Segel streichen, nachdem ihm nicht weniger als 42 Unfirced Errors gegen den jungen amerikanischen Linkshänder Learner Tien unterlaufen waren.

Das Ende einer bizarren Partnerschaft

Stefanos Tsitsipas beendete am 24. Juli seine Zusammenarbeit mit Trainer Goran Ivanisevic nach weniger als zwei Monaten gemeinsamer Arbeit: "Die Zusammenarbeit mit Goran Ivanisevic war kurz. Es war eine intensive Erfahrung und ein wirklich wertvolles Kapitel auf meiner Reise", schrieb Tsitsipas am Mittwoch in einer Instagram-Story.

Eine gute Verbindung zwischen dem Paar hatte es wohl von Anfang an nicht gegeben. Nach Tsitsipas' Erstrunden-Aus in Wimbledon hatte es vom Kroaten eine vernichtende Einschätzung gegeben. Er habe in seinem Leben "noch nie einen schlechter vorbereiteten Spieler gesehen", hatte Ivanisevic das Ausscheiden seines jetzigen Ex-Schützlings gegenüber Sport Klub kommentiert: "Er sagt, er wolle (auf Top-Niveau zurückkehren), aber er tut nichts. Es heißt immer 'Ich will, ich will', aber ich sehe keine Fortschritte", so Ivanisevic, der im weiteren Verlauf auch die Trennung und Rückkehr Tsitsipas' zu seinem Vater als Coach mit einer Spitze belegte: "Er ist der Einzige, der ihn trainieren kann."

Der Grieche ließ diese Aussage natürlich nicht unkommentiert: "Es ist sehr schwierig, Diktatoren in seinem Umfeld zu haben, die sich negativ äußern und bei denen man nicht das Gefühl hat, dass sie einem wie eine Familie nahe stehen." Es stellt das Ende einer bizarren Partnerschaft dar.

Momente der Woche

Der Franzose Corentin Moutet buchte sein Ticket für das Halbfinale des ATP-Turniers in Washington mit einem der spektakulärsten Matchbälle des Jahres. Daniil Medvedev schlug auf der anderen Seiten den finalen Ball ins Aus - und ließ seine unbändige Wut am Schläger aus.

Spektakulär wurde es auch zwischen De Minaur und Davidovich Fokina. In Washington trennten den Spanier nur Zentimeter von seinem ersten Titel. Beim dritten Matchball schien die Messe für De Minaur bereits gelesen, doch der Australier befreite sich gleich mehrfach aus scheinbar aussichtslosen Positionen und zog Davidovich Fokina letztlich doch noch den Zahn.

Was steht an?

Die Hartplatzsaison geht langsam in die heiße Phase über. In Kanada reisen die Herren zum ATP-1000-Turnier in Toronto, während bei den Damen das WTA-1000-Turnier in Montreal ansteht.

Das Stichwort bei den Herren ist prominente Abstinenz: Jannik Sinner (Nummer 1 der Welt), Carlos Alcaraz (2), Jack Draper (5) und Novak Djokovic (6) haben sich allesamt von den Canadian Open zurückgezogen. Djokovic ist bereits seit 2018 nicht mehr in Kanada angetreten. Der Deutsche Alexander Zverev rückt damit an die Nummer eins der Setzliste vor, Titelverteidiger ist Alexei Popyrin.

Auch bei den Damen gab es einen hochrangigen Rückzug: Aryna Sabalenka ist wegen Übermüdung nicht dabei. Die Nummer 2 der Welt, Coco Gauff, führt das Feld in Montreal demnach an.