Herren:
Favoriten:
Es ist absolut keine Überraschung, dass man in dieser Liste mit dem Spanier anfangen muss. Carlitos ist amtierender Champion von Wimbledon und zeigte sich auch bereits in der Vorbereitung auf dem Rasenplatz extrem bissig. Als wäre es ein Charity-Turnier, maschierte er durch das 500er in London und machte zu keinem Zeitpunkt den Anschein, als wäre der Sieg in Gefahr.
Wenn der „Erbe von Rafael“ Nadal auf dem Rasen loslegt, kommt so schnell keiner hinterher, auch Jannik Sinner sollte nach seiner Pause nicht in der Verfassung sein, dem aktuell noch, Weltranglistenzweiten hier irgendwelche Probleme zu bereiten. Dafür stimmt das Allround-Paket einfach zu sehr. Physis, Variabilität im Spiel und der gewisse Spielwitz machen Carlos Alcaraz zum Top-Favoriten auf den Gesamtsieg.
1. Runde: Fabio Fognini vs. Carlos Alcaraz
Seit 2022 mischt der Brite bei den „großen Jungs“ mit und ist spätestens durch seinen Sieg in Indian Wells jedem ein Begriff geworden. Sein großer Vorteil in London könnten die Fans werden, die dafür sorgen sollten, seine große Schwachstelle auszumerzen. Gerne lässt sich Draper vom Spielverlauf treiben, liegt er vorne, stellt dies kein Problem dar, unterlaufen ihm aber Fehler, kann es schnell in die mentale Abwärtsspirale gehen.
Mit großem Support im Rücken passt sein Spiel jedoch perfekt nach Wimbledon. Ein massiver Aufschlag, der Drang nach schnellen Rallyes und das gewisse Star-Appeal, kaum einer sollte in den kommenden Tagen in der Lage sein, dem englischen Powerhouse seinen Sieg streitig zu machen. Laufen die ersten Spiele geht, könnte es nicht nur für einen extrem tiefen Lauf, sondern auch den Gesamtsieg reichen, denn ein komplett heiß gelaufener Jack Draper ist in seiner Entwicklung definitiv soweit, sowohl Carlos Alcaraz als auch jegliche andere Stars aus den Top 10 in die Schranken zu weisen.
(Honorable Mention) Alexander Zverev
Hier spielt natürlich auch die immer währende Hoffnung mit. In Stuttgart scheiterte er an Fritz, in Halle hatte Daniil Medvedev dann einen zu starken Tag. Zumindest beim Russen schien es aber so, als hätte er ihn entschlüsselt und wären die physischen Probleme an diesem Tag nicht extrem gewesen, wäre es bei einem Fünfsatz-Match sicherlich zu Gunsten des Hamburgers ausgegangen.
In Wimbledon könnte die Distanz sein bester Freund sein. Die letzten Jahre ist Sascha teils sogar dafür bekannt geworden, dass er überdurchschnittlich oft in den entscheidenden fünften Satz geht, aber diesen dann eben auch für sich entscheiden kann. Gerade in Wimbledon, wo seine körperlichen Eigenschaften perfekt auf die Bedingungen zugeschnitten sind, ist das ein großer Pluspunkt. Geht es schlussendlich nur noch ums Servieren ist er wohlmöglich sogar der beste Spieler auf der gesamten Tour und das gibt ihm auch mental das gewisse Quäntchen, um den Glauben zu bekommen, sich aus jeder brenzligen Situation heraus zu manövrieren.
1. Runde: Alexander Zverev vs. Arthur Rinderknech
Dark Horses:
Bis in den Mai hinein fand der Kasache nicht konstant zu seinem Spiel, der „hochbegabte“ Alexander Bublik hat an guten Tagen immer das Zeug gehabt, jedem Spieler die Grenzen aufzuzeigen, scheint aber nun gefestigt. Knackpunkt war wohl das Challenger-Turnier in Turin, dass er noch Rom in seinen Turnierplan aufgenommen hatte. Dort rauschte er durch, um im Anschluss bei den French Open erst von Jannik Sinner gestoppt werden zu können, auf Rasen hingegen gab es dann kein Halten mehr. Daniil Medvedev, der gegen Alexander Zverev noch eine wahnsinnig gute Vorstellung gezeigt hatte, schien im Finale dem trickreichen und cleveren Spiel des Kasachen nicht mehr gewachsen gewesen zu sein.
Am Ende war es die Belohnung für Monate des Durchhaltens und des Tankens von Selbstvertrauen, die sich hier auf einen Schlag ausgezahlt und in einen, von Freudentränen überströmten, Alexander Bublik resultierten. Mit diesem Rückenwind könnte Wimbledon ganz schnell zu einem großen Bublik-Fanklub werden, denn davon die Zuschauer mitzureißen, versteht der sympathische 28-Jährige sehr viel. Sollte sich die Form konservieren und der Zug weiterrollen, wäre es nicht unwahrscheinlich einen weiten Lauf zu sehen, welcher, je tiefer er geht, kaum noch zu stoppen sein würde.
1. Runde: Jaume Munar vs. Alexander Bublik
Noch steht der Kanadier im Schatten seines Landsmannes Felix Auger-Aliassime, sollte aber jenen am Ende des Jahres sogar überholt haben. Gabriel Diallo klopft bereits jetzt an die Top-40 an und hat auf Rasen absolut keinen Grund, sich zu verstecken. Mit einer Bilanz von 8-2 in diesem Jahr, die auch seinen Turniersieg in ‚s-Hertogenbosch beinhaltet, kann man bei ihm getrost von einem der Dark Horses für Wimbledon sprechen, sich aber auch Hoffnung machen auf einen sehr interessanten Youngster, der in Zukunft viel weiter oben mitmischen sollte.
Der 23-Jährige kombiniert Flair, unfassbare Laufarbeit und einen starken Aufschlag mit einer absoluten Siegermentalität. In der Niederlande konnte er damit auch gestandene Stars wie Karen Khachanov oder Ugo Humbert glatt aus dem Turnier schmeißen, bei den French Open besiegte er sogar Francisco Cerundolo mit 3:0. In London startet der Nordamerikaner gegen Daniel Altmaier, der so bitter es aus deutscher Sicht auch zu sein scheint, für ihn kein großes Hindernis darstellen sollte. Zu gut hat der Hartplatzspezialist sich bereits mit dem Rasen-Untergrund angefreundet und wird hier für einige Überraschungen sorgen können.
Früh sollte das Duell mit Daniil Medvedev winken, der gerade in „solchen Matches“ selten sein bestes Tennis zeigen kann und dem Kanadier bereits sein Ticket fürs Achtelfinale schenken könnte. Die Vorzeichen stehen gut, dass Gabriel Diallo sich also, ähnlich wie Alexander Bublik, durch eine Kombination aus exzellenten Anlagen und dem Publikumsbonus durchboxt und die Tenniswelt erschüttert.
1. Runde: Gabriel Diallo vs. Daniel Altmaier
Damen:
Favoriten:
Zwei Halbfinals gab es bereits auf dem heiligen Rasen von London, doch das Endspiel oder gar ein Sieg sprang für die Weltranglistenerste noch nie heraus. Das soll und könnte sich dieses Jahr ändern. Die Belarussin liebt die große Bühne und bringt mit ihrem wuchtigen Aufschlag und der massiven Vorhand die besten Grundvoraussetzungen für einen Turniersieg. Zwar war ihre Vorbereitung nach einer Niederlage gegen Marketa Vondrousova, trotz vorherigen Erfolges gegen Elena Rybakina, nicht optimal, jedoch handelte es sich bei beiden bereits um Championesses von Wimbledon.
Mit voller Kraft und der Lust auf Revanche für das verlorene Endspiel bei den French Open startet Aryna hier in das Turnier und stoppen können sollte sie, wie so oft, nur sie selbst. Auf dem Papier hingegen gibt es eigentlich keinen Weg vorbei an der 27-Jährigen.
1. Runde: Aryna Sabalenka vs. Carson Branstine
Ein schneller Untergrund und Madison Keys? Das ist eigentlich immer ein „perfect match“. In Wimbledon hat sie im Laufe ihrer Karriere eine Sieg-Quote von 71%, konnte jedoch nie in das Halbfinale oder weiter kommen. Doch die Anlagen, die sie sowohl in London, als auch Berlin gezeigt hat, sorgen für großen Glauben in die US-Amerikanerin. Seit dem Sieg der Australian Open zum Jahresanfang steht sie bei jedem Experten für diese Saison auf dem Zettel und Wimbledon könnte ihr nächster Streich werden.
Ihr kaum lesbarer Aufschlag kombiniert sich mit einer wahnsinnigen Coolness und jahrelanger Erfahrung. Ihr Auftakt gegen Gabriela Ruse sollte dabei direkt viel Selbstvertrauen geben und kaum eine Spielerin kann es mit Keys aufnehmen, wenn die Maschinerie, der US-Amerikanerin erstmal ins Rollen gekommen ist.
1. Runde: Gabriela Ruse vs. Madison Keys
(Honorable Mention) Marketa Vondrousova
2023 war das magische Jahr der Tschechin. Als erste ungesetzte Spieler in der Open Era gelang es Marketa Vondrousova in Wimbledon zu triumphieren, danach kam jedoch eine lange Zeit nichts – bis zum Triumph in Berlin. Dort war es plötzlich die Spielerin, die man in den letzten Monaten und Jahren vermisste. Mit nur zwei verlorenen Sätzen und Siegen über Sabalenka, Jabeur oder Keys rauschte sie ins Finale und machte auch vor Xinyu Wang nicht Halt.
Konserviert sie diese Form bis zum Auftakt in Wimbledon, sollte es auch hier wenige, die sie stoppen können. Jedoch ist das Erstrundenlos ein extrem schwieriges, denn dort wartet McCartney Kessler, die nicht ohne Grund als nächstes auf dieser Liste, in der Riege der Dark Horses folgt.
1. Runde: Marketa Vondrousova vs. McCartney Kessler
Dark Horses:
Die 25-Jährige ist aktuell auf dem Weg zu einem rasanten Aufstieg, vor nur zwei Jahren lag sie noch auf dem 221. Platz in der Weltrangliste, inzwischen kratzt Kessler bereits an den Top-30, nicht zuletzt aufgrund ihres Triumphs in Nottingham. Dort räumte sie mit Beatriz Haddad Maia oder Dayana Yastremska gestandene Namen auf der Tour aus dem Weg, um am Ende den Titel zu holen.
Besonders in engen Sätzen, zeigte sie immer die mentale Stärke, um schlussendlich als Sieger hervorzugehen und belohnte sich verdientermaßen mit dem Titel. Der Auftakt gegen Marketa Vondrousova wird die Richtung angeben, ein überzeugender Sieg gegen eine ehemalige Wimbledon-Championesse würde natürlich das nötige Selbstvertrauen generieren, um die Überraschung dieses Turnieres zu werden und einen tiefen Lauf zu starten.
1. Runde: Marketa Vondrousova vs. McCartney Kessler
Die Dame aus Bad Saulgau, die trotz ihres höheren Alters keinen Halt davor macht, jungen und alten Spielerinnen auf der Tour zu beweisen, dass sie es noch kann. „Tadde“ war in London nicht von dieser Welt, gewann gegen Muchova, Rybakina, Keys und schlussendlich auch Anisimova um komplett aus dem Nichts das Turnier zu gewinnen.
Zwar reichte es in Bad Homburg im Anschluss nicht einmal für einen Erfolg in der ersten Runde, doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass der gedankliche Fokus bereits in Wimbledon lag. Dort wartet mit Katie Volynets ein Erstrundenlos, das mit den letzten Gegnern von Maria kaum mithalten kann. Spielt sich die Deutsche wieder in einen Fluss, könnte es hier eine der größten Überraschungen der Turniergeschichte geben und wie man weiß, ist auf der WTA-Turnier meist alles möglich.
1. Runde: Katie Volynets vs. Tatjana Maria