Nach starken Auftritten bei ihrer Olympia-Premiere in Paris, EM-Bronze im Mixed und der Krönung zur Nachwuchs-Weltmeisterin ruhen die Hoffnungen in der Post-Boll-Ära auch auf der jungen Kaufmann. Vor allem ihre eigenen Ansprüche sind dabei stets hoch, manchmal noch zu hoch, wie sie selbst sagt.
Ihr Umfeld sei aber stabil, "super entspannt" und unterstütze sie enorm: "Das funktioniert auch gut. Ich muss da selber manchmal ein bisschen runterschrauben, aber das lerne ich auch gerade noch."
Mit 18 Jahren wirkt Kaufmann außergewöhnlich reflektiert, sagt klar, was sie möchte - und was eben nicht. Wie etwa verfrühte und überhöhte Huldigungen. "Wenn ich am Ende meiner Karriere auch erfolgreich bin wie er, dann kann man sagen: Das war Annett Kaufmann, und sie war wie Timo Boll eine Repräsentationsfigur des Tischtennis." Diesen Status will sie sich erst einmal verdienen.
Die Chance dazu bietet sich in Doha. Bei den Weltmeisterschaften (17. bis 25. Mai) richten sich im deutschen Team viele Blicke auf Kaufmann, die in allen drei Wettbewerben mitspielt. Im Stile einer routinierten Spielerin betont sie im Gespräch mit dem SID, bei ihrer zweiten Einzel-WM "von Spiel zu Spiel" denken zu wollen, "ob es im Doppel, Mixed oder Einzel ist. Ich versuche einfach, die Sachen, die ich im Training übe, anzuwenden."
Sorgen um den Knöchel
Kaufmanns Start war kurz vor dem Turnier noch in Gefahr geraten. Beim Mixed-Training knickte sie um, eine Bänderdehnung im linken Knöchel zwang sie zu einer Pause. Sie "merke, dass da schon was ist", sagte sie kurz nach der Verletzung, "aber es ist nicht so schlimm, dass ich das Gefühl habe, ich kann jetzt keine WM spielen."
Wenige Tage vor Turnierstart gab der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) Entwarnung. Auf SID-Anfrage erklärte der Verband, Kaufmanns Knöchel habe den Härtetest bestanden, die gebürtige Wolfsburgerin könne nach Katar fliegen. Dorthin im übrigen, wo Boll 2004 mit Mannschafts-Silber seine erste WM-Medaille gewann.
Auch wenn Kaufmann ihre eigene Geschichte schreiben will, zog sie dann doch eine kleine Parallele zu Bolls Karriere. Was sie am Ende ihrer Laufbahn gerne über sich lesen würde? "Ich fand es bei Timo mit 'Tischtennislegende' eine schöne Überschrift", sagt sie mit einem Lächeln: "Aber bis dahin werde ich mir, glaube ich, meinen eigenen Namen erarbeiten, der dann für mich spricht - und dann gibt es auch eine schöne Überschrift."