Verbesserte Schalker verlieren bei Werder Bremen knapp

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Verbesserte Schalker verlieren bei Werder Bremen knapp

Verbesserte Schalker verlieren bei Werder Bremen knapp
Verbesserte Schalker verlieren bei Werder Bremen knappProfimedia
Es will einfach nicht klappen: im Aufsteigerduell mit Werder Bremen zeigte der FC Schalke 04 eine im Vergleich zu den letzten Wochen stark verbesserte Leistung. Mehr Abschlüsse, ein kompakter Abwehrverbund, klar verteilte Aufgaben: trotzdem setzten sich im Weserstadion letztlich doch die formstarken Gastgeber durch. Füllkrug und Ducksch treffen für Werder, Drexler setzt spät den Schlusspunkt. Das 2:1 (1:0) muss der Truppe von Thomas Reis als Mutmacher dienen.

Die neue Spielzeit könnte für die beiden Aufsteiger nicht unterschiedlicher gelaufen sein. Beim FC Schalke 04 herrschte seit der Bundesliga-Rückkehr fast ununterbrochen nur Unruhe. Die Verpflichtung von Frank Kramer hatte sich nach einer beispiellosen Niederlagenserie als das erwiesen, was sie laut Vereinsexperten von Anfang an war: eine Verlegenheitslösung.

Unter Kramer war eine aufgrund finanzieller Schwierigkeiten notdürftig vom nunmehrigen Ex-Sportdirektor Rouven Schröder zusammengewürfelte Truppe rasch auf die Abstiegsränge gerutscht. Kramer musste gehen, Schröder wollte gehen. Thomas Reis kam. 

Der gebürtige Wertheimer profilierte sich bei den Fans schnell. Obwohl er bei Ligakonkurrent Bochum aus demselben Grund entlassen worden war wie Kramer bei den Gelsenkirchenern: Erfolgslosigkeit. Reis verlor mit dem VfL sechs Spiele in Folge - sein letztes auf der Bochumer Trainerbank ausgerechnet gegen Frank Kramer und Schalke 04.

Doch bei seinem Amtsantritt auf Schalke betonte er seine Identifikation mit dem Ruhrpott. Malocher-Pullover inklusive. Dass er außerdem Teile seiner Ablöse - Reis hatte trotz Beurlaubung noch gültigen Vertrag in Bochum - selbst bezahlte, steigerte sein Ansehen weiter. 

Zum Einstand setzte es eine Heimniederlage gegen den SC Freiburg (2:0). Im königsblauen Umfeld verwunderte das niemand, Freiburg mauserte sich in den letzten Jahren zu einer nationalen Spitzenmannschaft. Gegen Werder rechneten sich die Knappen schon bessere Chancen aus. Wenngleich eben jenes in der neuen Bundesliga-Saison für Begeisterung sorgt. 

Zwei Aufsteiger, viele Unterschiede

Wie die Bremer das geschafft haben? Indem man die eigenen Ansprüche vorläufig reduziert hat. Das alte Problem der Traditionsvereine, das Schwelgen in den alten Erinnerungen, ließ man an der Weser einfach mal sein. Schon in der 2. Bundesliga wurde jener Kader zusammengestellt, der heute den Grundstock des aktuellen Erfolgslaufs stellt. Ein krasser Gegensatz zum in der zweiten Klasse noch besser platzierten Schalke.

Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch zählen zu den gefährlichsten Sturmduos in den Top-Ligen Europas. Mitchell Weiser galt eigentlich schon als verlorenes Talent, gegen Schalke 04 zeigte er eine Leistung, die ihn durchaus für Katar qualifizieren würde. Ilia Gruev brilliert mittlerweile nicht nur als Abräumer, sondern auch als Spielgestalter. Die Last bei Werder ist auf vielen Schultern verteilt.

Starker Schalker Beginn

Am Samstagabend bestimmten die Gäste aus dem Ruhrpott die erste halbe Stunde. Nur selten gelang es Werder, gefährliche Konter zu fahren. Schalke 04 verteidigte als Mannschaft sehr kompakt. Eng gestaffelt attackierte man den ballführenden Gegenspieler. Dadurch entstanden anderswo auf dem Spielfeld Räume - doch Werder schien von der Aggressivität der Königsblauen etwas überrascht zu sein. Weite Spielverlagerungen und lange Bälle - die beliebtesten taktischen Mittel unter Ole Werner - waren kaum zu sehen. 

Dass also Schalke zunächst ein dickes Chancenplus hatte, war nur eine logische Konsequenz. Marius Bülter erzeugte in Minute 3 erstmalig ordentlich Gefahr, scheiterte jedoch am gut parierenden Pavlenka. Auch Mollet, Karaman und Terodde wirbelten in der Offensive ordentlich Staub auf. In Minute 16 hatten die zahlreich mitgereisten Auswärtsfans zum ersten Mal Anlass für Torjubel.

Alex Král stand frei am Strafraumrand, bekam den Ball serviert und zog einfach mal ab - sein abgefälschter Schuss landete im Netz! Doch wenig später korrigierte der VAR. Kein Tor, Karaman stand zuvor im Abseits. Die richtige Entscheidung.

Weiser überragend

Für Werder war das eine Art Weckruf. Die Heimmannschaft schien von da an mit deutlich größerer Vehemenz die eigenen Angriffe vorzutragen. Die Belohnung folgte alsbald. In Minute 30 ließ der an diesem Abend überragende Mitchell Weiser den als Linksverteidiger aushelfenden Tobias Mohr stehen. Weiser drang in den Strafraum ein und krönte seine Aktion mit einer traumhaften Hacken-Ablage für Niclas Füllkrug. Der Katar-Kandidat ließ sich nicht bitten und nagelte das Ding unhaltbar unter die Latte. 

Schalke gab in der Folge nicht auf, noch vor der Pause (38.) traf Simon Terodde per Kopf das Gebälk. Pech für die Gelsenkirchener. Trotz einer engagierten und taktisch disziplinierten Leistung mussten die Gäste mit einem Rückstand in die Kabinen schreiten. Halbzeitstand: 1:0 für Bremen.

Nach dem Seitenwechsel schien zunächst bei beiden Teams nicht viel los zu sein. Schalkes Bemühungen waren spürbar. Doch Bremen schien dank des Führungstreffers an Souveränität gewonnen zu haben. Hinten ließ man nicht viel zu.

Dass Füllkrug nach einem Zweikampf mit Schalke-Abwehrchef Maya Yoshida wegen anhaltenden Rückenschmerzen ausgewechselt werden musste, sorgte im Stadion zwar für ein Raunen, doch der Matchplan von Ole Werner blieb auch danach derselbe: auf Umschaltsituationen lauern, in den entscheidenden Momenten da sein, vereinzelt Nadelstiche setzen. 

Der als zentraler Mittelfeldspieler in jeder Hinsicht überzeugende tschechische Mittelfeldspieler Král prüfte zwar in Minute 66 seinen Landsmann Pavlenka per Volleyschuss - doch Králs Landsmann schien mit der Abwehr des Balles letztlich keine großen Probleme zu haben. Für Aufregung sorgte auch eine brutale Grätsche von Leonardo Bittencourt (69.), weil Schiri Felix Brych sich gnädig zeigte und den 28-jährigen Werderaner nur verwarnte.

In Minute 76 sorgte wiederum Weiser für ein Highlight. Der rechte Schienenspieler der Heimmannschaft spielte einen traumhaften Pass in die Tiefe, Marvin Ducksch offenbarte anschließend seine Klasse und düpierte den in dieser Situation unkoordiniert wirkenden S04-Keeper Schwolow mit einem Heber. Werder führte nun 2:0.

Dominick Drexler und Sebastian Polter - beide nach dem zweiten Treffer von Thomas Reis ins Spiel gebracht - sorgten spät für den Schlusspunkt. Polter verlängerte eine Flanke von Mohr per Kopf, Drexler kam im Strafraum frei zum Abschluss - jedoch erst in Minute 89. Mehr war für die Knappen nicht mehr drin, ein letzter Sturmlauf blieb unbelohnt.

Die Hoffnung bleibt

Ein enttäuschender Abend für Schalke also. Trotz beherzten Auftretens, am Ende hat wieder der Gegner die Nase vorn. Doch eben diese spielerisch stark verbesserte Leistung muss dem Krisen-Club jetzt als Mutmacher dienen.

Ob in den abschließenden zwei Begegnungen vor der Winterpause gegen Mainz 05 und den FC Bayern Punkte geholt werden können, steht in den Sternen. Fest steht hingegen, dass trotz widrigster Umstände wieder eine hoffnungsfrohe Stimmung im königsblauen Lager entstanden ist. Im Kampf gegen den Abstieg ein möglicher Trumpf.

Werder Bremen hingegen beweist einmal mehr seine vorhandene Klasse. Eine nur phasenweise überzeugende Leistung hindert den Aufsteiger nicht daran, den nächsten Saisonsieg einzufahren. An der Weser kann man mit dem Begriff "Leiden" genauso viel anfangen wie in Gelsenkirchen. Doch davon will man in Bremen aktuell nichts hören. Muss man auch nicht.