Rückblick, 3. August 2021: In einem packenden Final-Thriller krönt sich Mihambo in Tokio zur Olympiasiegerin - im letzten Versuch segelt sie auf genau 7,00 m. Doch zwei Konkurrentinnen hätten noch kontern können, Mihambo kann gar nicht mehr hinsehen. Was für ein Drama, was für eine Erlösung, als Mihambo Gold sicher hat.
"Manchmal denke ich an diesen Wettkampf zurück, aber nicht regelmäßig", sagt Mihambo im SID-Gespräch: "Ich habe das Gefühl, dass die Zeit des großen Rückblicks erst nach dem Karriereende kommt. Im Moment ist es eher so, dass nach jedem Erfolg sofort das nächste Ziel ansteht – es bleibt gar keine Zeit, lange an die Vergangenheit zu denken."
Und so schmiedet Mihambo längst an ihrem Plan, wie sie am kommenden Sonntag um 20.40 Uhr Ortszeit (13.40 Uhr/MESZ) ihrer ohnehin schon beeindruckenden Vita ein weiteres Highlight hinzufügen kann. "Ich bin sehr zufrieden", sagt die 31-Jährige über ihre Form. Das heißt nichts anderes, als dass alles möglich ist.
Mihambo ist ja ohnehin so etwas wie die "Mrs. Zuverlässig" in der deutschen Leichtathletik. Seit sieben Jahren hat sie bei jeder großen Meisterschaft eine Medaille geholt - vorausgesetzt sie war am Start. Selbst in Paris gewann Mihambo trotz Post-Covid Silber, vor zwei Jahren in Budapest fehlte die Ex-Weltmeisterin verletzt - kehrt Mihambo nun am Ort ihres größten Erfolges zurück auf den Weitsprung-Thron?
Zu alt? Mihambo sieht das "ganz entspannt"
Die Konkurrenz ist unter anderem mit Paris-Champion Tara Davis-Woodhall (USA) und der aufstrebenden Italienerin Larissa Iapichino nicht nur sehr, sehr groß, sondern auch deutlich jünger als Mihambo. "Vor mir gab es auch Ältere, an deren Thron ich gerüttelt habe – das ist im Sport normal."
"Alter spielt dabei keine entscheidende Rolle", sagt sie: "Die Besten messen sich eben bei den großen Wettkämpfen. Es ist der Lauf der Dinge, dass irgendwann neue Leute nachkommen. Ich sehe das ganz entspannt."
Davis-Woodhall (7,12 m) und Larissa Iapichino (7,06) sind in diesem Sommer schon weiter gesprungen als Mihambo (7,01), die allerdings als absolute Meisterin darin gilt, genau an Tag X voll da zu sein und abzuliefern. "Sehr schnell" sei sie in diesem Jahr, sagt Mihambo, die zuletzt mit Trainer Ulli Knapp vor allem an ihrer Anlaufgenauigkeit gefeilt hat.
Und dann ist da ja auch noch ihre innere Ruhe, Mihambos vielleicht größte Stärke. "Ich habe alle großen Erfolge erlebt und muss mir nichts mehr beweisen", sagt sie: "Ich will mein Bestes geben, weil es mir Spaß macht und mich interessiert, wie weit ich noch springen kann."