Mehr

Didier Cuche im Flashscore-Interview: "Die Tradition ist in der Schweiz sehr stark"

Didier Cuche lacht
Didier Cuche lachtKlaus Pressberger / APA-PictureDesk / APA-PictureDesk via AFP
Didier Cuche ist einer der erfolgreichsten Wintersportler des 21. Jahrhunderts. Viermal holte der Schweizer die kleine Kristallkugel für den besten Abfahrer im alpinen Skisport. Auch mit 50 Jahren ist Cuche auf vielfältige Weise aktiv. Flashscore hat sich vor der Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel mit dem einstigen Rivalen von Hermann Maier unterhalten.

2012 beendete Didier Cuche seine aktive Karriere – doch der ehemalige Speed-Spezialist ist den Skigebieten treu geblieben. Er ist Präsident des Verbandes Giron Jurassien des Schneesportclubs, welcher unter seinem Dach insgesamt 26 Vereine versammelt. Ziel: "Die Betreuung und Begleitung von Skianfängern und später von Jugendlichen zu strukturieren. Sie in die Freude am Schnee einführen."

Der Weltmeister von 2019 lobt die Strukturen des Schweizer Skisports: "Es gelingt uns immer wieder, junge Leute für den Skisport zu begeistern. Die Tradition ist in der Schweiz sehr stark, und wir haben ein sehr gutes Reservoir an jungen Leuten."

Cuche erzählt: "Die Strukturen in der Schweiz sind solide und gesund. Das Problem bleibt die Betreuung, die teuer ist, vor allem zwischen 11 und 20 Jahren." Vor allem die Reisekosten seien nicht für jede Familie stemmbar.

Bestes Beispiel für den Schweizer Erfolgsweg sei natürlich Marco Odermatt. Der 27-Jährige hat beste Chancen, sich in diesem Winter zum vierten Mal die große Kristallkugel zu sichern – nach seinem Sieg im Kitzbüheler Super-G am Freitag strotzt er vor Selbstvertrauen.

Leistungstechnisch ist die Schweiz breit aufgestellt, betont Cuche. Man habe viele Athleten "auf höchstem Niveau", was auch zwölf Weltcupsiege im laufenden Winter beweisen. Vor der alpinen Ski-WM im österreichischen Saalbach (4. bis 19. Februar) gibt es für die Eidgenossen also guten Grund, optimistisch zu sein.

Dass die Einzelkombination in diesem Jahr erstmals durch einen Mannschaftsbewerb für Frauen und Männer ersetzt wird, ist für Cuche keine Überraschung: "Es war logisch, dass die Einzelkombination verschwinden würde."

Seit seinem Karriereende habe sich der Skisport auf vielen Ebenen weiter entwickelt: "Der technische Fortschritt ist unglaublich. Es wird immer schwieriger, in mehreren Disziplinen gleichzeitig erfolgreich zu sein. Daher ist es für die Kombination logisch, dass sie nicht mehr existiert." Woran auch der gut gefüllte Wettbewerbskalender seinen Anteil hat.

Eine "atypische" Karriere

Didier Cuche hat eine bewegte Karriere hinter sich – und gibt als Redner bei diversen Veranstaltungen immer wieder Einblick in seine Karriere: "Ich zeichne den Faden meiner Karriere nach", erzählt der 50-Jährige. Diese sei "atypisch" gewesen: "Meine Eltern hatten ein Restaurant und einen Bauernhof. Sie hatten keine Zeit, mich zum Skifahren zu bringen".

Umso praktisch, dass er am Fuße einer Skipiste wohnte. "Wenn ich weg war, wussten sie, wo ich war", erzählt Cuche mit einem Lachen. Die Ausflüge machten sich bezahlt, wenngleich er vom Verletzungspech immer wieder eingebremst wurde. Mit 23 Jahren feierte er schließelich seinen ersten Weltcup-Sieg – und zwar bei der Abfahrt in Kitzbühel (1998).

Wenngleich ihm der Sieg im Gesamt-Weltcup stets verwehrt blieb, Cuche ist fixer Bestandteil der Wintersport-Geschichte. Sein wilder, mutiger Fahrstil bleibt ebenso in Erinnerung wie seine humorvolle Art.

Doch hinter dem Lachen verbergen sich schwierige Rückschläge. Cuche nutzt seine Erfahrungen, spricht bei Vorträgen immer wieder über das Thema Resilienz, Widerstandskraft. Er möchte die Menschen "ermutigen, motiviert zu bleiben, auch wenn der Erfolg ausbleibt." Denn: "Ich habe viel mehr aus meinen Niederlagen als aus meinen Siegen gelernt."

Cuche wird beim Weltcup-Wochenende in Kitzbühel persönlich vor Ort sein, er ist Markenbotschafter für den Skiausrüster Head. Auch Audi und Ovolmatine begleiten und unterstützen ihn seit vielen Jahren: "Ich bin bis 38 Jahre Ski gefahren und hatte enorme Erfolge. Ich hatte eine lange und erfolgreiche Karriere."