WM-Vorschau Gruppe H: Uruguay möchte Portugal ein Bein stellen

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WM-Vorschau Gruppe H: Uruguay möchte Portugal ein Bein stellen

Cristiano Ronaldo und seine portugiesischen Teamkollegen
Cristiano Ronaldo und seine portugiesischen TeamkollegenAFP
Pünktlich vor Turnierbeginn liefern wir euch unsere Analyse zur letzten verbliebenen WM-Gruppe. Portugal will zusammen mit Cristiano Ronaldo unbedingt möglichst gut abschneiden - die Konkurrenz rund um den zweifachen Weltmeister Uruguay möchte da ein Wörtchen mitreden.

Favorit: Portugal

Der letzte Tango für Cristiano Ronaldo. Bei seiner fünften WM-Teilnahme möchte der Superstar den nächsten Titel mit Portugal einheimsen. 2016 feierte er den Europameistertitel mit Portugal, 2019 gewann man die Nations League. Trotz seiner zahlreichen Erfolge ist kaum ein portugiesischer Spieler international so umstritten wie CR7. Auf dem Platz ist ihm zumindest im Nationalteam der Stammplatz sicher, er wird wohl als Mittelstürmer auflaufen. Auch weil Leipzigs André Silva in der Heimat nicht den besten Ruf genießt, während Gonçalo Ramos für die ganz große Bühne noch zu unerfahren sein dürfte. 

Auf dem linken Flügel soll Rafael Leão mit seinen Tempodribblings der Unruheherd sein, Unterstützung erfährt die Offensive durch die zwei Spielgestalter aus Manchester: Bruno Fernandes (United) und Bernardo Silva (City) kombinieren in ihrer Spielweise eine einzigartige Ballbehandlung mit ausgezeichnetem Spielverständnis. Trainer Fernando Santos kann in der Defensive auf eine Mischung aus Erfahrung und bestem Fußballeralter setzen. Die alternden Verteidiger Pepe (39) und José Fonté (38), sowie Rúben Dias (25) waren bzw. sind allesamt Weltklasse-Spieler.

Zweifelsohne kann Portugal zu den Mitfavoriten auf den Titel gezählt werden. Auch der klare 4:0-Erfolg gegen Nigeria zuletzt macht hoffnungsfroh. Die Gegner in Gruppe H - insbesondere Uruguay - besitzen aber durchaus die Mittel, um den Iberern das Leben früh im Turnier sehr schwer zu machen.

Star der Mannschaft: Er ist und bleibt ein Phänomen. Bei Manchester United hat sich Cristiano Ronaldo mit seiner umfangreichen Kritik am Verein ins Abseits gestellt. Dass er seit Monaten den eigenen sportlichen Ansprüchen hinterherhinkt, hinderte Ronaldo nicht daran, Erik ten Hag und der Vereinsführung zu unterstellen, ihn zum Sündenbock zu machen. Der fünffache Weltfußballer möchte in Katar unbedingt sein Lebenswerk mit dem WM-Titel krönen.

Größter Erfolg: Europameister 2016, WM-Halbfinale 1966, 2006

Flashscore-Prognose: Die leichten Unruhen im portugiesischen Team erweisen sich für Trainer Fernando Santos als schwierig zu managen. Superstar Cristiano Ronaldo brachte mit dem Interview bei Piers Morgan unnötig viel Unruhe ins portugiesische Teamcamp - nach einer gelungenen Qualifikation für das Achtelfinale erweist sich Brasilien als die stärkere Einheit.

Verfolger: Uruguay

"La Celeste" - kein besonders beliebter Konkurrent. Uruguay hat sich weltweit den Ruf erarbeitet, ein extrem unangenehmer Gegner zu sein. Einerseits, weil sich Luis Suárez und Kollegen nie aufgeben und im Zweifelsfall nicht davor zurückschrecken, auf unfaire Mittel zurückzugreifen. Andererseits, weil sich im Kader etliche Weltklasse-Spieler tummeln, die immer dazu in der Lage sind, magische Momente zu kreieren. In Ghana kann man davon ein Lied singen. Suárez war 2010 hauptverantwortlich für das Ausscheiden der Westafrikaner. Im Viertelfinale trafen die zwei Teams aufeinander, in der Verlängerung verhinderte Suárez den Siegestreffer für Ghana, indem er mit der Hand den Ball von der Linie kratzte.

Die legendäre Klärungsaktion von Suárez
Die legendäre Klärungsaktion von SuárezProfimedia

Kalkuliertes Risiko vom späteren Weltstar? Suárez wurde berechtigterweise mit Rot vom Feld geschickt, doch Asamoah Gyan vergab den fälligen Strafstoß. Im anschließenden Elfmeterschießen sicherte sich der zweifache Weltmeister den Halbfinal-Einzug. Solche und ähnliche Geschichten sind typisch für die kleine, geographisch zwischen Brasilien und Argentinien gezwickte Nation. Doch auch die spielerische Klasse kommt in der Mannschaft von Trainer Diego Alonso nie zu kurz. 

In der Defensive setzt der Nachfolger von Langzeit-Trainer Óscar Tabárez auf Ronald Araújo und wahlweise auf den in Mexiko aktiven Sebastian Cáceres (23) oder auf den nicht verwandten Altstar Martin Cáceres (35). Der Vorteil des jüngeren Innenverteidigers liegt auf der Hand, er ist schneller und agiler. Zumindest im ersten Gruppenspiel ist der Einsatz von Araújo fraglich, daher könnten die Namensvetter gegen Südkorea gemeinsam auf dem Platz stehen. Prunkstück im 4-3-3 ist das Mittelfeld, wo Vecino, Bentancur und Fede Valverde eine harmonische Mischung aus Spiel- und Zweikampfstärke bieten.

An vorderster Front wird sich niemand geringeres als Suárez selbst beweisen dürfen. Sein Ersatzmann für die Mittelstürmer-Position ist nicht weniger prominent. Edinson Cavani muss sich gegen den in die Heimat zurückgekehrten Landsmann aber hinten anstellen. Darwin Núñez, dem der Durchbruch beim FC Liverpool bislang ja untersagt blieb, weicht wohl auf eine der beiden Flügelpositionen aus.

Star der Mannschaft: Federico Valverde entwickelte sich unter Carlo Ancelotti zu einem Weltklasse-Spieler. Bei Real Madrid darf der 24-Jährige immer öfters Teil der Startelf sein. Valverde ist ein echter Allrounder, der sowohl defensiv als auch offensiv für jede Mannschaft eine große Hilfe ist.

Größter Erfolg: 15x Copa América-Sieger (zuletzt 2011), Weltmeister 1930, 1950

Flashscore-Prognose: Uruguay ist aufgrund der dominanten Spielweise bei großen Turnieren immer ein schwieriger Gegner. Wir glauben, die kleine, aber traditionsreiche Fußballnation kann sogar Portugal hinter sich lassen und als Gruppenerster Brasilien im Achtelfinale aus dem Weg gehen.

In Lauerstellung: Südkorea

Von Uruguay ausgeschalten zu werden ist also kein ausschließlich ghanaisches Schicksal. 2010 konnten die Ostasiaten zum letzten Mal die Vorrunde überstehen, im Achtelfinale traf Suárez doppelt, Endstand 2:1 für die Südamerikaner. Obwohl Südkorea seit 1986 immer an der WM teilgenommen hat - nur 2010 und beim Heimturnier 2002 konnte die Vorrunde überstanden werden. Von gesamt 34 WM-Partien konnte Korea erst sechs Spiele gewonnen - eines davon bekanntlich 2018 gegen Deutschland.

Während Koreas großer Star damals Ji-sung Park hieß, nimmt dessen Rolle heute Heung-min Son ein. Son gilt als einer der besten asiatischen Spieler aller Zeiten. Dass der ehemalige United-Spieler Park sein großes Vorbild ist, kann man erst auf den zweiten Blick in Einklang bringen. Der einstige Ferguson-Schützling war für seine Pferdelunge und seine Fähigkeiten als Manndecker bekannt, der einstige HSV- und Leverkusen-Spieler Son ist hingegen unheimlich schnell, torgefährlich und trickreich.

Für das Turnier in Katar ist Son wegen einer Gesichtsfraktur nicht ganz fit. Für Südkorea eine echte Schwächung, denn der Kapitän nimmt in der Spielidee von Trainer Paulo Bento eine wichtige Rolle ein. Der ehemalige portugiesische Nationaltrainer legt viel Wert auf technisch sauberes Passspiel und möchte mit einem proaktiven Ansatz schnell hinter die gegnerische Abwehr kommen. Die beiden Außenverteidiger Kim Moon-hwan und Chul Hong haben die richtige Balance zwischen Angriff und Verteidigung noch nicht ganz gefunden. Bei ihren Vorstößen über die Flanken lassen beide oft viel Raum für gegnerische Konter offen. 

Star der Mannschaft: Heung-min Son möchte sein großes Idol überholen und zum besten koreanischen WM-Torschützen werden. Sowohl Son als auch Ji-Sung Park trafen bislang je dreimal. Das Zeug dazu hat Son jedenfalls, im Vorjahr wurde er immerhin Torschützenkönig der Premier League (23 Treffer, zusammen mit Mo Salah). Der pfeilschnelle Angreifer ist verletzungsbedingt aber noch fraglich.

Größter Erfolg: Asienmeister 1956, 1960, WM-Halbfinale 2002

Flashscore-Prognose: Der Fluch geht weiter: Obwohl die Republik Korea zum 11. mal in Folge an einer WM teilnimmt, setzt es auch diesmal das Aus in der Vorrunde.

Außenseiter: Ghana

Last but not least: Ghana möchte mit der jüngsten Mannschaft im Turnier (durchschnittlich 24,7 Jahre) wieder ganz vorne angreifen. Bei Weltmeisterschaften galt die afrikanische Fußball-Nation immer als gefährlicher Gegner. Gleich bei der ersten Teilnahme 2006 in Deutschland qualifzierte man sich für die Runde der letzten 16, dort erwies sich als Brasilien als zu starker Gegner. 2010 folgte das viel beachtete Aus im Viertelfinale gegen Uruguay. Danach ging es etwas bergab mit den "Black Stars". 2014 schied man in einer schwierigen Gruppe mit Ghana, den USA und Portugal aus. 2018 qualifizierte erst gar nicht.

Trotzdem will sich der deutsch-ghanaische Trainer Otto Addo mit seiner Mannschaft nicht verstecken. Gegen den großen Nachbarn Nigeria gelang dank der Auswärtstorregel die Qualifikation, Addo saß da schon an der Seitenlinie. Addo fühlt sich in Ghana gut aufgehoben, nach der WM wird der erfolgreiche Interimstrainer dennoch Schluss mit dem Nationalteam machen. Eigentlich steht der 47-jährige gebürtige Hamburger bei Borussia Dortmund unter Vertrag, wo er für die Talenteförderung zuständig ist. Während des Turniers in Katar ist er lediglich freigestellt. 

Ein Graffiti von André Ayew
Ein Graffiti von André AyewAFP

Auf dem Platz bevorzugt er eine stabile Formation. Im 4-2-3-1 findet auch Kapitän André Ayew einen Platz als offensiver Mittelfeldspieler. Der älteste Sohn von Ghana-Legende Abdi Pelé steht in Katar unter Vertrag, für al-Sadd erzielte er in den sieben Ligapartien in dieser Saison zumindest zwei Treffer. Sein Einsatz wird von den ghanaischen Fans und Außenstehenden gerne in Frage gestellt. Ajax-Youngster Mohammed Kudus (22) drängt sich als Ersatz auf.

Star der Mannschaft: An vorderster Front darf Addo neuerdings auf Iñaki Williams setzen. Im Juli gab der bei Bilbao enorm konstant treffende spanisch-ghanaische Doppelstaatsbürger seine Entscheidung bekannt, künftig für das Heimatland seines Vaters auflaufen zu wollen. Der Baske absolvierte bereits zwei Länderspiele für Ghana, traf aber noch nicht. Mit seinem Tempo und seiner Durchschlagskraft ist er dennoch ein wichtiger Baustein in Addos System.

Größter Erfolg: Afrikameister 1963, 1965, 1978, 1982, WM-Viertelfinale 2010 

Flashscore-Prognose: Die sympathischen Westafrikaner werden in jedem Spiel bis zum Abpfiff kämpfen - das Aus in der Gruppenphase ist jedoch vorprogrammiert.