Wir können es immer noch nicht fassen. Luka Dončić hat die Dallas Mavericks verlassen und wurde von seiner Franchise nach LA geschickt. Ein unwahrscheinlicher Ausgang, der das slowenische Genie bei den Los Angeles Lakers landen lässt. Zur gleichen Zeit macht sich Anthony Davis als auf den Weg nach Texas. Eine Schockwelle geht durch die NBA.
Nach der Überraschung kann man sich kopfüber in die Folgen dieses Austauschs stürzen. Das Duo Dončić - LeBron James lässt einem auf dem Papier zwangsläufig das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auf der anderen Seite wird Davis mit Kyrie Irving ein sehr interessantes Duo bilden. Wer wirklich der Gewinner dieses Trades ist, wird sich erst noch zeigen müssen, aber bis dahin wirft er viele Fragen auf.
Luka Dončić + LeBron James, zwangsläufig funktional?
Zwei Anomalien des Basketballs, zwei ultrakomplette Spieler - das ist etwas, wovon nicht nur die Fans der Lakers träumen können. Der King mag zwar am Ende seiner Karriere sein, doch er erzielt immer noch 24 Punkte / 9,1 Assists / 7,6 Rebounds und ist, obwohl er gerade 40 Jahre alt geworden ist, immer noch der Motor der Lakers. Aber ein Punkt zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
LeBron James steht mit 121 auf Platz 5 der Rangliste der meisten Triple-Doubles in seiner Karriere und wird mit Dončić zusammenleben müssen, der wiederum auf Platz 7 dieser Rangliste steht (80). Die wichtigste Frage, die sich aus diesen Zahlen ergibt, ist, ob diese beiden Spieler zusammenleben können. Ein guter Zeitpunkt, um einen Blick auf die usage rate zu werfen.
Luka Dončić hat die drittgrößte usage rate in der NBA und LeBron James die neunte. Das bedeutet, dass beide Spieler den Ball überdurchschnittlich oft in der Hand haben und ihn daher teilen müssen. Vor kurzem versuchte James bereits, mit Russell Westbrook, einem Spieler mit einer hohen Nutzungsrate, zusammenzuspielen. Dies war in jeder Hinsicht ein Misserfolg.
Natürlich gibt auch der defensive Aspekt Anlass zur Sorge. Dončić gilt immer noch als ungeschickter Verteidiger, und mit 40 Jahren ist der King in diesem Bereich keine Referenz mehr. Es wird jedoch die Aufgabe des Staffs sein, eine Starting Five zusammenzustellen, die in der Lage ist, alles defensiv auszugleichen. Oder aber davon auszugehen, dass dieser Teil des Spiels vernachlässigt wird, um sich auf das offensive Potenzial dieser Kombination zu konzentrieren.
Kyrie Irving + Anthony Davis, eine offensichtliche Ergänzung?
Auf dem Papier weniger auffällig, macht dieses neue Paar dennoch Sinn, und zwar auf logische Weise. Das trifft sich gut, denn er wird logischerweise mit Daniel Gafford zusammenarbeiten, einem Aufbauspieler, der ein Schattenspieler ist, der sich von dem ernährt, was man ihm geben will, und der sich auf die undankbaren Aufgaben beschränken sollte, um AD nach Belieben schalten und walten zu lassen.
Defensiv werden die Mavs in diesem Bereich einen Anker zurückgewinnen. Anthony Davis war bereits Finalist des Defensive Player Of the Year, dreimal NBA All-Defensive First Team (und zweimal Second Team), dreimal bester Konterspieler der NBA. Sein Einfluss war in dieser Saison jedoch fragwürdig, aber während seiner Zeit bei den Lakers hat er sein Talent in diesem Bereich deutlich unter Beweis gestellt, und die Mavs, die in dieser Saison die 13. offensive rating haben, werden dies zu nutzen wissen.
Was Kyrie betrifft, so wird er also zum wichtigsten Ballhandler der Mavs werden. Während seine Kombination mit Luka Magic aufgrund seines enormen Talents im Off-Ball-Spiel recht effektiv war, hat man ihn bereits als Spielmacher gesehen und die individuellen Ergebnisse waren da. So fanden beispielsweise fünf seiner sechs Spiele in seiner Karriere mit mindestens 50 Punkten in dieser Konstellation statt. Was seine Kombination mit AD angeht, stehen die Ampeln jedoch auf Grün.
Obwohl er lange mit LeBron und dann mit Dončić gespielt hat , kommt er in seiner Karriere auf durchschnittlich 5,6 Assists und vor allem hatte er wohl noch nie einen so starken Innenverteidiger zu bedienen. Pick'n'Roll dürfte daher in Texas üblich werden, und mit zwei so starken Spielern dürfte der Punkteschnitt auf dem Halbfeld steigen.
Erfolg für Dončić auch fernab von Dallas möglich?
Wie bereits erwähnt, braucht Luka Dončić den Ball. Als Hauptballhandler glänzt er, und so wird er lernen müssen, zu teilen. Aber abgesehen von dieser Feststellung hat der Slowene noch nie mit einem so angesehenen Teamkollegen gespielt. Heute ist er stärker als LeBron James, aber nicht bekannter oder angesehener.
In Dallas war Luka Magic das Maß aller Dinge. Das Team wurde für ihn und um ihn herum aufgebaut. Es war seine Aufgabe, den Angriff zu beleben und die Mannschaft offensiv zu tragen. Seine Bilanz von 8 Siegen bei 11 Niederlagen seit seiner Wadenverletzung im Dezember belegt dies.
Aber natürlich hat Dončić in der NBA bislang noch nie woanders als in Dallas gespielt. Und er wird vor allem diesen völlig unerwarteten Transfer verdauen müssen. Keiner der Spieler im Trade wusste davon, und als Hauptfigur scheint er mit der Situation nicht gut zurechtgekommen zu sein. Der Wahnsinn um ihn herum in Dallas wird sich verdoppeln, verdreifachen oder verzehnfachen. Die Lichter leuchten in Los Angeles heller als anderswo, ein Hindernis?
Wahrscheinlich nicht. Sobald die Enttäuschung verflogen ist (er hat nie daran gedacht, Dallas zu verlassen, aber so ist die NBA nun einmal), wird er zweifellos bereit sein. Als Jungstar, der mit 16 Jahren bei Real Madrid sein Profidebüt gab, hat er sich nie vor Druck gefürchtet und erfüllt seit seiner Ankunft in der NBA alle Erwartungen. Diesen Druck zu übernehmen, wird für Luka Magic kein Problem sein.
Mavs und Lakers als Titelkandidaten?
Dieser Austausch mischt möglicherweise die Karten neu. Die Mavs haben wahrscheinlich ein komplementäreres, ausgeglicheneres und stärkeres Team gewonnen... auf dem Papier. Tatsache ist, dass ihre beiden Stars die 30 überschritten haben und oft von Verletzungen betroffen sind, ein nicht zu vernachlässigender Punkt, vor allem mit Klay Thompson, der in diesem Bereich ebenfalls unglücklich ist. Aber unbestritten, defensiv könnte dies vor allem in den Playoffs sehr wichtig sein.
Die Lakers hingegen haben nun zwei der größten Stars der NBA, was für einen der größten Märkte der Liga logisch ist. Wirtschaftlich gesehen ist dieser Trade ein Glücksfall für die Purple & Gold. Der Verkauf von Plätzen, Trikots und Merchandising-Produkten - alle Indikatoren werden steigen. Die Kombination Luka + LeBron ist auch ein Geschenk des Himmels für die NBA, deren Einschaltquoten seit einiger Zeit etwas auf der Kippe standen, und es besteht kein Zweifel daran, dass die Liga das Duo in den Vordergrund stellen wird, sobald der Slowene bereit ist.
Aber sportlich gesehen... bleibt noch bis Donnerstagabend 21:00 Uhr Zeit, um den Kader vor der Trade Deadline anzupassen. Die Lakers haben nun große Defizite in der Verteidigung, die sie ausgleichen müssen, denn in der jetzigen Form könnte die Starting Five defensiv ins Schwimmen geraten und es ist nicht sicher, ob das Offensivtalent ihrer beiden Stars ausreicht, um das jedes Mal zu kompensieren. Dallas steht weniger unter Druck, die Starting Five ist gut drauf. Insgesamt haben beide Teams mehr als genug Möglichkeiten, um in die Top 6 zu kommen und sich direkt für die Playoffs zu qualifizieren.
Im Kampf um den Titel hingegen können es sich die Lakers und die Mavs nicht leisten, einen ihrer beiden Stars in der Postseason zu verlieren, da sonst Ernüchterung droht. In den letzten Jahren waren es aufgebaute und ausgereifte Mannschaften, die manchmal ein Risiko eingingen, wenn auch nicht so groß wie dieses, die das Ende erreichten.
Das letzte Beispiel für einen Trade wenige Monate vor den Playoffs 2019, der zu einem Titel führte, sind die Raptors 2019. Und auch hier hatte die Ankunft von Marc Gasol in Bezug auf das Standing nichts mit diesem Trade zu tun. Das Risiko ist enorm und wird sich nur dann auszahlen, wenn am Ende mindestens ein Finale steht. Es ist schwer zu glauben, dass die Lakers und Mavs die Thunder, Rockets oder sogar die Nuggets in dieser so kompetitiven Western Conference dominieren werden. Aber wir würden uns gerne irren...
