Darts-WM: "Bester Moment" seines Lebens - David Munyua schlägt Major-Sieger

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Darts-WM: Motomu Sakai begeistert den Ally Pally - De Decker bezwingt Tierarzt Munyua
Darts-WM: Motomu Sakai begeistert den Ally Pally - De Decker bezwingt Tierarzt MunyuaProfimedia

Die heutige Nachmittags-Session war eine bunte Mischung aus Tour-Veteranen und Darts-Exoten. Neben Ryan Joyce, Callan Rydz oder Mike de Decker waren auch der Kenianer David Munyua der Japaner Motomu Sakai und Patrik Kovacs aus Ungarn mit von der Partie. Munyua, der beruflich Tierarzt ist, war der erste Kenianer, der jemals einen Fuß in die heilige Hallen des Dartssports setzen durfte. Und dabei verzauberte er die Massen.

Den Auftakt machte Callan Rydz im Duell gegen Patrik Kovacs. Der Ungare war erst der zweite Magyare, dem die Qualifikation für den Alexandra Palace gelang, vor 17 Jahren debütierte Nándor Bezzeg für das stolze Land aus Zentraleuropa. Als es auf die Bühne ging, begann hier aber die Callan-Rydz-Show, der Mann aus Newcastle profitierte sichtlich von seiner Erfahrung und konnte über die meiste Zeit des Matches sein Spiel auf die Bühne bringen, profitierte dabei vor allem von einem guten Timing.

Match-Center: Callan Rydz vs. Patrik Kovacs

Das größte Highlight der Partie war wohl gleichzeitig die einzige, knifflige Situation aus Sicht von Rydz in diesem Match. Im dritten Durchgang schaffte der Ungare zunächst das Break, Rydz antwortete mit einem Checkout, bei dem er zweimal die Doppel-18 traf. Anschließend war dann die Luft bei Kovacs raus, wodurch Rydz mit 3:0 glatt in die zweite Runde einziehen konnte.

Motomu Sakai tanzt, begeistert und gewinnt

Es ist eine dieser Geschichten gewesen, die der Alexandra Palace jährlich schreibt. Motomu Sakai, der in seiner Heimat als hauptberuflicher Dartsspieler unterwegs ist, aber im Ally Pally dieses Jahr erstmalig die Qualifikation schaffte, begeistert die Welt. Bereits beim Walk-On macht der Japaner einfach nur Spaß, schreibt Autogramme, tanzt und posiert - das Publikum hatte ihn bereits zu diesem Zeitpunkt ins Herz geschlossen.

Match-Center: Thibault Tricole vs. Motomu Sakai

Das Match sorgte dann im Anschluss umso mehr für Sympathie für den 28-Jährigen aus Tokio. Gegen Thibault Tricole galt er als Außenseiter, doch diese Rolle war ganz schnell vergessen. Spätestens, nachdem er im zweiten Durchgang ein 148er Checkout spielte, stand nicht nur der Ally Pally, sondern auch die Rollenverteilung Kopf. 

Das sollte sich auch bis zum Ende des Matches nicht mehr ändern. Motomu Sakai ging hier glatt in Sätzen durch. Ein 3:0 zum Auftakt gegen Thibault Tricole mit einem Average von 87,38 folgerten als Belohnung ein Zweitrunden-Duell gegen Andreas Harryson. Sakai, der das Strahlen aus dem Gesicht kaum rausbekam, sagte im Nachhinein, dass das Publikum ihn "die Kraft zum Sieg" verlieh. Selbst im Anschluss an sein Interview bei Sport1 gab es noch einen ausführlichen Freudentanz von Sakai, der das ganze hier "einfach genießen" wollte.

"Relentless" mit überragender Doppel-Quote

Ryan Joyce traf im dritten Spiel der Nachmittags-Session auf Owen Bates. Der 40-Jährige zeigte direkt, dass er hier der absolute Favorit war, packte sein bestes Spiel auf Doppel aus und schmiss letztendlich einen 95,27er Average ans Board. Mehr brauchte es aus seiner Sicht auch nicht gegen einen Owen Bates, der nicht in der Lage war, sein Potenzial, auch nur in Ansätzen auf die Bühne zu bringen.

Schlussendlich resultierte dies in einem 3:0 für "Relentless", der dabei nur ein einziges Leg abgab und bei der Doppel-Quote mit 69,23 % einen neuen Maßstab bei der diesjährigen Weltmeisterschaft setzte.

Match-Center: Ryan Joyce vs. Owen Bates

Kenianer Munyua verzaubert den Alexandra Palace

Das erste, was David Munyua nach dem Aufstehen macht wäre laut eigener Aussage Darts zu spielen und auch vor dem Einschlafen ginge es für den Kenianer immer nochmal ans Board. Der Mann aus Nairobi spielt erst seit drei Jahren aktiv Darts und ist in seiner Heimat als Tierarzt aktiv. Für den Debütanten ging es gegen den belgischen World Grand Prix Sieger Mike De Decker, der hier die klare Favoritenrolle innehatte.

Match-Center: Mike De Decker vs. David Munyua

Doch Munyua ließ sich nicht beirren und hatte im ersten Durchgang sogar den besseren Average, dies half jedoch nicht gegen einen eiskalten Mike de Decker, der sich den Auftaktsatz mit 3:1 schnappen konnte. Auch im zweiten Satz war Munyua gut dabei, führte sogar kurzzeitig mit 2:0 und hatte dabei drei Chancen auf den Satzgewinn - diese vergab er jedoch und das Momentum schwang in Richtung von De Decker. Dieser holte drei Legs in Folge und stellte damit auf's 2:0 in Sätzen.

"Bester Moment" seines Lebens

Aber auch im dritten Durchgang zeigte David Munyua, was er auf dem Kasten hatte, besorgte sich wieder eine 2:0 Führung, verpasste dann aber sechs Darts, um diesen Satz direkt zu gewinnen. De Decker zog erneut Kraft aus diesen verpassten Chancen und brachte es in den Decider, dort gewann der Kenianer dann aber den ersten Satz für seinen Land bei einer Weltmeisterschaft und der Rest war Teil einer wunderschönen Geschichte.

Der vierte Durchgang sorgte erneut für Begeisterung. Erst spielte Munyua hier sechs perfekte Darts in Folge, dann verzählte sich der Kenianer beim Versuch des Checkouts und warf zweimal aufs falsche Doppel - De Decker profitierte davon und besorgte sich nach dem tollen Einstand Munyuas die Führung. Erneut folgerte aber ein Spiel auf komplett gleichem Niveau einen Decider. Mike De Decker hingegen war nicht mehr ganz so cool, verpasste drei Match-Darts und Munyua hingegen sicherte sich den Satz-Ausgleich über seine bevorzugte Doppel-16. 

Und "Why Not" blieb weiterhin komplett im Tunnel, sicherte sich nach einem guten Start von Mike De Decker den Ausgleich über ein 135er Finish über sein heiß geliebtes Bullseye. Der Wahnsinn nahm kein Ende, David Munyua blieb cool, während Mike De Decker an sich selbst zweifelte. Die größte Sensation der Darts-WM war perfekt - David Munyua gewinnt mit 3:2 und der Ally Pally wurde abgerissen.

"Ich will nicht lügen, das ist der beste Moment meines Lebens": So klar und doch so emotional beschreibt David Munyua die Gefühlslage nach seinem Sieg über Mike De Decker. 

Es sei wichtig gewesen, an sich zu glauben - auch nach den zwei Verrechnern, als er zweimal ein falsches Doppel (erfolgreich) angeworfen hatte. Diese hätten ihn "nicht aus dem Rhythmus gebracht", sondern ihm eher das Gefühl gegeben: "Wenn ich es einmal geschafft habe, schaffe ich es auch nochmal".