Torwart-Entertainer Julius Hudacek zog wieder seine Show ab, aus den Lautsprechern dröhnte "Kölle Alaaf", 18.000 euphorische Fans grölten mit. Selbst Kari Jalonen war begeistert.
"Unglaublich", sagte der finnische Haie-Coach, der in 24 Jahren als Cheftrainer schon einiges erlebt hat, und redete am MagentaSport-Mikro gegen den Lärm in der ausverkauften Arena an: "Ich war schon an so vielen Orten, aber diese Kulisse hat uns enorm geholfen in unserem Play-off-Run."
In seiner Heimat führte der ehemalige NHL-Stürmer bereits Kärpät Oulu und IFK Helsinki zu insgesamt vier Titeln, in der Schweiz den Traditionsklub SC Bern zweimal zur Meisterschaft.
Doch der vielleicht größte Coup könnte dem inzwischen 65-Jährigen womöglich mit den Kölner Haien gelingen: Nach dem 2:1-Sieg im Overtime-Krimi gegen den vermeintlich übermächtigen Rekordmeister Eisbären Berlin ist die Finalserie der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ausgeglichen - und der Altmeister vom Rhein darf vom ersten Titel seit 23 Jahren träumen.
Dramatischer Sieg
Nach dem 1:5 im ersten Endspiel in Berlin hätten seine Spieler "die richtigen Lehren gezogen", sagte Jalonen: "Wir waren taktisch und physisch sehr gut, vor allem aber mental. Das brauchten wir, das wollten wir."
Anders als im Halbfinale gegen den Hauptrundenersten ERC Ingolstadt – die Haie sicherten sich das Weiterkommen durch finnischen Beton-Eishockey – spielten sie diesmal munter mit. Köln verbuchte am Ende sogar mehr Torschüsse als der Titelverteidiger.
Dank des überragenden Hudacek wurde die Verlängerung erreicht. Dort durfte man nach dem Siegtor von Gregor MacLeod (74.) jubeln.
Heimvorteil
"Die Fans geben uns so viel Energie", sagte der Matchwinner, "in dieser Halle ist es absolut verrückt. Wir lieben das." Schon vor dem Spiel hatten sich zahlreiche Haie-Anhänger mit dem Silberpokal fotografieren lassen, den sie so lange nur aus der Ferne gesehen hatten.
2002 hatte der Traditionsklub seinen achten Meistertitel gewonnen, 2014 zum letzten Mal im Finale gestanden. Die Euphorie ist riesig.
Mehr als 50.000 Karten hätten die Haie verkaufen können, berichtete Geschäftsführer Philipp Walter, die beiden feststehenden Heimspiele waren "nach 30 Minuten ausverkauft". Womöglich gibt es nach Spiel vier am kommenden Mittwoch sogar noch ein weiteres Spektakel in der Lanxess Arena am nächsten Sonntag.
Eisbären bangen um Kapitän Wissmann
Doch zunächst sind die Eisbären am Ostermontag (16:30 Uhr/MagentaSport) wieder Gastgeber – mit einigen Sorgen. Der Topfavorit verlor in Köln nicht nur erstmals nach sieben Play-off-Siegen in Folge – er musste auch schon nach wenigen Sekunden ohne seinen Kapitän Kai Wissmann auskommen.

Der aktuell beste Verteidiger der Liga hatte einen Schlag auf die linke Hand bekommen, verfolgte das erste Drittel noch mit einem Eisbeutel auf der Bank, kehrte nach der ersten Pause aber nicht mehr zurück. Wie schwer die Verletzung ist, teilten die Berliner nicht mit. In den Play-offs schweigt man lieber über solche Details.