Der letzte Championship-Sieg liegt nun mehrere Jahrzehnte zurück. In der Saison 1989/90, noch mit Stars wie Mark Messier oder Glenn Anderson, konnten die Edmonton Oilers das letzte Mal den Stanley Cup gewinnen. Mit McDavid, Draisaitl, Nugent-Hopkins oder Kane haben die Kanadier aber auch heutzutage etliche Top-Stars in ihrem Kader, doch trotzdem reichte es in den vergangen Jahren für keinen Titel. Das beste Ergebnis erzielten sie vergangene Saison, als es nach Siegen über LA und Calgary ein 0-4 in der Serie gegen den späteren Stanley Cup-Sieger Colorado setzte. Doch dieses Jahr könnte alles anders sein, gerade weil sich nun im wichtigen Saison-Endspurt das Feuer gerade erst entfacht hat und bestenfalls in die Play-Offs übertragen werden kann.
Historische Gesellschaft
Im aktuellen Power Ranking von CBS Sports befindet sich das Team berechtigerweise auf dem 4. Platz, kann aber im Moment definitiv gleichauf mit den Teams in den Top 3 gesehen werden. Die Bruins, Kings und Avalanche sind allesamt enge Konkurrenz in der Post-Season, jedoch muss Edmonton nur bei dem Franchise aus LA auf einen Ausrutscher hoffen, um sich noch den besseren Seed zu sichern. Um das erfolgreich zu schaffen, haben sie neben Connor McDavid und Leon Draisaitl, welche in den letzten Jahren gemeinsam 3 MVP-Titel abstauben konnten, auch einen Ryan Nugent-Hopkins in Top-Verfassung.
Während die ersteren Beiden bereits die 100 Punkte Marke weit überschritten haben, könnte der 29-jährige ebenfalls in den "Hunderter-Klub" eintreten. Dafür fehlen ihm in den letzten 10 Matches noch 12 Scorer, in den letzten 10 holte er 14 Punkte. Das letzte Mal in der Geschichte der NHL, dass in einem Team drei Spieler diese magische Marke in der selben Saison überschreiten konnten war ebenfalls bei den Oilers. In der Saison 1982/83 gelang dies Legende Wayne Gretzky im Trio mit Jari Kurri und Mark Messier - In dieser Saison scheiterten sie jedoch im Finale mit 0-4 an den New York Islanders.
Offensiv breit aufgestellt für "das Jahr"
Eigentlich sagt es jeder Fan einer halbwegs erfolgreichen Mannschaft, wenn es einmal läuft - "Dieses Jahr ist unser Jahr!" Aber bei den Oilers könnte das dieses Jahr wirklich "Das Jahr" sein. Superstar McDavid hat die höchste Schussgenauigkeit seiner gesamten Karriere (19,1 %), Draisaitl seine zweithöchste (20,2 %). Das Duo hat zusammen in 72 Spielen bisher 248 Punkte erzielt, womit sie pro Spiel im Schnitt gemeinsam 3,44 Punkte kreierten. Dahinter stehen mit Nugent-Hopkins (88 Punkte) und Hyman (75 Punkte) weitere Top-Spieler. Womit Edmonton als einziges Franchise 4 Spieler in der Liste der besten 25 Scorer hat. Auch die Ergänzungsspieler leisten hervorragende Offensivarbeit, Evander Kane lieferte beispielsweise trotz seiner verletzungsbedingten Ausfälle in seinen 31 Einsätzen 13 Tore und 11 Assists. Diese Breite könnte in diesem Jahr der Schlüssel sein, die Gegner können sich nicht mehr auf die beiden Stars konzentrieren, wenn auch in anderen Reihen große Gefahr lauert.
Die defensiven Schwächen ausmerzen
Ein meisterhafter Schachzug für die Defensive war der Neuzugang von Mattias Ekholm. Der Schwede, der von den Nashville Predators nach Alberta kam, konnte in seinen ersten 11 Einsätzen neben grandioser Arbeit nach hinten auch in der Offensive mit 3 Toren und 6 Assists seinen Beitrag leisten. Der Trade war wichtig im Hinblick auf die größte Schwäche der Oilers, der Defensive. Einem Problem, dem sich auch der skandinavische Neuzugang bewusst ist und genau hier anpacken möchte: "Es gibt im Moment eine Menge neuer Dinge, aber zunächst einmal bin ich sehr aufgeregt. Ich weiß, dass Edmonton eines der Top-Teams der Liga ist und einige sehr gute Offensivspieler in ihrem Team hat, wenn nicht sogar die besten. Ich hoffe, dass ich mit meiner Art und meinem Stil auf der defensiven Seite einen Beitrag leisten kann, wenn ich hierher komme."
Auch Vincent Desharnais sorgt mit seiner Präsenz dafür, dass das Team eine selbstbewusstere Ausstrahlung auf dem Eis zeigt. Der "Hockey East Best Defensiveman 2019" auf dem College und Spieler mit dem besten +- der vergangenen AHL-Saison bringt Edmonton die gewisse Härte, die es gerade in den Play-Offs brauchen wird, um einen Run bis in die Finals zu starten. Auch er wird durch den Zugang von Ekholm besser, wenn die Defensive einmal stabil steht, kann die beste Offensive der Liga (283 Treffer in 72 Spielen) erst richtig zuschlagen. In den letzten 5 Spielen kassierte man im Schnitt 3,0 Tore, während der Saison-Schnitt bei 3,3 gegnerischen Treffern pro Partie liegt. Fehler, die es schnell auszumerzen gibt, sind auch die die hochfrequenten Gegentore in Power-Plays gegen sich. Hier kassiert man nicht nur am vierthäufigsten Penalties, sondern bekommt dabei auch 0,85 Gegentore im Schnitt.
Der Traum vom Titel lebt
Zusammengefasst, kann eine historisch gute Offensive nicht nur statistisch glänzen, sondern durch die Breite und Effizienz genügend Tore erzielen, um die defensive Schwäche auszumerzen. Die Löcher sind kleiner geworden, jedoch muss trotzdem die Leistung des Goalies stimmen. Stuart Skinner, der zuletzt mit guten Leistungen glänzen konnte, könnte in einer guten Verfassung das Zünglein an der Waage innerhalb der Play-Offs sein. Hier ginge es stand jetzt gegen die LA Kings gegen jene man nur 2 der letzten 5 Duelle gewinnen konnte. Doch auch hier ist zu beachten, dass das letzte Aufeinandertreffen im Januar war und diese Oilers ein anderes Team sind, als noch vor ein paar Monaten.
Wenn also die Offensive klickt und die Defensive ihren Aufwärtstrend weiter bestätigen kann, ist es absolut nicht verwerflich, als Fan der Oilers in diesem Jahr vom Titel zu träumen. Die Räder, die in der vergangenen Saison ins Laufen gekommen sind, rollen weiter und geschmeidiger in dieser entscheidenen Schlussphase der Saison. Schaffen sie es, diese Verfassung mit in die Post-Season zu nehmen, können sie, auch wenn die Spiele eng werden, jeden Gegner schlagen. Am Ende ist es also nicht unrealistisch davon zu träumen, wie unser deutscher Star Leon Draisaitl mit seinem Team seit über 30 Jahren das erste Mal wieder den Titel in der größten Eishockey-Liga der Welt holt.