Am 7. Januar 2024 war Franz Beckenbauer im Alter von 78 Jahren verstorben. Die Fußball-Welt stand still. Doch auch ein Jahr nach seinem Tod ist das Vermächtnis des "Kaisers" allgegenwärtig - nicht nur bei seinem FC Bayern. Der deutsche Fußball trägt künftig den "Franz Beckenbauer Supercup" zwischen Meister und Pokalsieger aus. Die Stadt München wird pünktlich zum Todestag die Fläche rund um die Allianz Arena umbenennen: Das Stadion steht ab Dienstag am Franz-Beckenbauer-Platz 5.
Dies sei "die höchste Ehre, die die Stadt München posthum vergeben kann und ein Zeichen des tiefen Respekts und der Wertschätzung, den wir Franz Beckenbauer entgegenbringen", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter. Beckenbauer sei "einer der größten Sportler, den unsere Stadt jemals hervorgebracht hat".
Beckenbauers Herzensklub FC Bayern wird zudem die "5" nicht mehr vergeben. Diese bleibe "reserviert für ein einmaliges Vermächtnis", sagte Präsident Herbert Hainer bewegt: "Weil unser Verein und seine Geschichte ohne Franz schlichtweg undenkbar sind."
Beckenbauers Tod riss beim deutschen Rekordmeister eine tiefe Lücke. Daran erinnerte Hainer bei der JHV im Dezember noch einmal. "Lieber Franz", sagte er, "du hast den Verein zu dem gemacht, der er heute ist: Ein Synonym für größtmöglichen Erfolg, einzigartigen Stil – und tiefe Menschlichkeit. Du fehlst uns." Auch Reiter würdigte die Legende: "Seine unaufgeregte, humorvolle Art und seine Ausdrucksweise werden für immer Teil des Münchner Lebensgefühls bleiben."
Beckenbauer war einzigartig. Er, der als Spieler und Trainer Weltmeister geworden war und das "Sommermärchen" 2006 nach Deutschland geholt hatte, mutierte schon mal zum "wilden Kaiser". Aber ansonsten nahm er die Menschen mit seiner charmanten Art und seiner Herzlichkeit für sich ein. "Wenn Franz Beckenbauer einen Raum betrat", sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann anerkennend, "hat der Raum geleuchtet". In erster Linie blieb diese Lichtgestalt aber Mensch. Sein Vater, betonte Joel Beckenbauer, sei "zu Hause nie der Kaiser, sondern der beste Papa" gewesen.
Bewegende Abschiedsworte für Beckenbauer im Januar
Entsprechend tief saß auch der Schmerz, als sich am 19. Januar 30.000 Menschen in der Allianz Arena vom Kaiser verabschiedeten. "Niemand wird ihn jemals erreichen", sagte Hoeneß unter Tränen in Gedenken an seinen Freund.
Er sei "ein vom Glück verwöhntes Sonntagskind" gewesen, das "aus dem Nichts" kam, sagte Beckenbauer einmal über sich selbst. Ihm, dem Sohn eines Postbeamten, der im Arbeiterviertel Giesing in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, verziehen die Menschen fast jeden Spruch und manch fragwürdige Entscheidung.
Seit einem Jahr lebt Beckenbauer nun nicht mehr. Der Tod, sagte er einst, "der kommt irgendwann, und keiner kann sich verstecken. Du musst den Tod als Freund begreifen, der dich in ein anderes Leben begleitet." Und wenn er einmal wiedergeboren werden sollte - "dann als Beckenbauer".