Das "Einhorn" - SGS Essen verweigert die Rolle des Außenseiters gegen den VfL Wolfsburg

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Das "Einhorn" - SGS Essen verweigert die Rolle des Außenseiters gegen den VfL Wolfsburg
Lena Ostermeier im Zweikampf.
Lena Ostermeier im Zweikampf.Profimedia
Die SGS Essen ist der letzte sich selbst tragende Klub in der deutschen Frauenfußball-Elite. Am Samstag steht das DFB-Pokal-Halbfinale bei Seriensieger Wolfsburg an.

Essen/Berlin (SID) Ob nun "letzte Mohikanerinnen", biblischer "David" oder "gallisches Dorf" - an Vergleichen mit berühmten Außenseitern mangelt es den Fußballerinnen der SGS Essen nicht. Doch all das ficht den letzten sich selbst tragenden Klub der Bundesliga offensichtlich nicht an. Seit Jahren bietet er der durchweg von Lizenzvereinen unterstützen Konkurrenz nun schon die Stirn. Und erntet dafür zu Recht Anerkennung.

Match-Center: VfL Wolfsburg vs. SGS Essen

Auch im Halbfinale um den DFB-Pokal am Samstag (13.00 Uhr/Sky) beim mit Nationalspielerinnen gespickten VfL Wolfsburg ist die Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck vermeintlich der klare Underdog. Eine Rolle, in die sich Manager Florian Zeutschler aber nicht drängen lassen will. "Natürlich ist Wolfsburg der Favorit", sagte er dem SID vor dem Duell mit dem Titelverteidiger: "Aber wir sind auch nicht der absolute Außenseiter. Alles ist möglich."

Der Glaube an die Überraschung

In der Tat stehen auch die Essenerinnen nicht zufällig im Halbfinale. Denn auch in der Bundesliga mischt der Klub als Tabellensechster kräftig mit. "Die Kompaktheit, die uns in dieser Saison ausgezeichnet hat", nennt Zeutschler als Grund für seine Zuversicht, dass Essen "eine Überraschung aus Wolfsburg mitnehmen" kann. Über 65 Minuten habe man das bereits im Ligaspiel im Januar (1:3) gezeigt.

Davon, dass die Essenerinnen auch strukturell als das sprichwörtlich letztes Einhorn in der deutschen Elite bestehen können, ist man bei der SGS überzeugt. Im Gegensatz zum Pokalgegner aus der Autostadt hat Essen keinen einzelnen Großkonzern im Rücken - und will auch keinen haben. Auch gegen eine Kooperation mit einem Männer-Bundesligisten wehrt man sich an der Hafenstraße bisher erfolgreich.

Für Zeutschler ist dieser Weg elementar. "Wenn wir nicht daran glauben würden, sollten wir vom Fußballgeschäft Abstand nehmen. Wir haben im Vergleich zu vielen Vereinen vielleicht sogar eine bessere Infrastruktur, weil wir sie für uns haben." Die SGS zeichne sich seit Jahren durch ihre "Nachwuchsförderung, klare Strukturen und das richtige Personal aus". Spielerinnen würden in Essen frühzeitig in die Bundesliga gebracht. Darüber, sagt Zeutschler könne man den vergleichsweise kleinen Etat kompensieren.

"In ein selbsttragendes Ökosystem wechseln"

Ob Essen mit dieser Haltung dauerhaft weiter oben mitspielen kann, wird freilich auch bezweifelt. So sagte der ehemalige DFB-Direktor Oliver Bierhoff dem SID: "Der Trend wird eher dahingehen, wie man es jetzt bei Bayern München, bei Wolfsburg oder auch bei Eintracht Frankfurt sieht", diese Klubs könnten "natürlich auf eine ganz andere Infrastruktur und auch Personal zurückgreifen". Trotz der erfolgreichen Arbeit der vergangenen Jahre könne das ein Verein wie Essen "leider nicht".

Zeutschler sieht dies anders. "Dass wir uns finanziell selber tragen, ist natürlich eine Challenge, aber dafür ist es nachhaltig." Er glaubt daher, dass sich auch die anderen "Vereine in der Bundesliga zum Ziel setzen werden, in ein selbsttragendes Ökosystem zu wechseln". Bierhoff, dessen Fußballkarriere als Jugendlicher in Essen begann, dürfe sich das bei der SGS "gerne mal anschauen kommen", sagte Zeutschler.

Sollte Essen am Samstag die Überraschung gelingen, wartet im Finale am 9. Mai Meister Bayern oder Frankfurt - beide Spitzenklubs spielen am Sonntag (15.45 Uhr/ARD und Sky). Über die Rolle des Außenseiters im Kölner Rhein-Energie-Stadion müsste dann womöglich neu diskutiert werden. Die SGS Essen würde das freuen.