Mit seinem dritten Bundesliga-Doppelpack (20./62.) rettete der Edelreservist die Stimmung beim FC Bayern vor der entscheidenden Phase in der Vorrunde der Champions League. Selbst Max Eberl, der Goretzka im Sommer noch liebend gerne transferiert hätte, zog da anerkennend den Hut. "Leon hatte keine einfache Zeit", sagte der Sportvorstand mitfühlend und betonte: "Es ist bemerkenswert und bewundernswert, wie er Gas gibt, wie er sich reinschmeißt. Er hat sich nicht hängen lassen, da kann man von 'Musterprofi' sprechen."
Wie befreiend sein Distanztreffer und das Kopfballtor für ihn waren, machte Goretzka auch ohne Erklärungen deutlich - nicht nur beim ausgelassenen Torjubel. Nach dem Abpfiff riss er die Fäuste hoch, wenig später zeigte er das Victory-Zeichen Richtung Haupttribüne und verschwand mit einem breiten Grinsen in der Kabine. Die Huldigungen seiner Mitspieler dürften seine Freude noch gesteigert haben.
"Wir haben ihm immer den Rücken gestärkt und wussten, dass seine Zeit kommen wird", sagte Kapitän Manuel Neuer, "er hat immer, wenn er gespielt hat, alles reingehauen. Das ist die Belohnung dafür." Joshua Kimmich nannte Goretzka "ein Paradebeispiel für jeden in der Kabine, der vielleicht ein bisschen hinten dran ist".
Mehr Spielzeit als die Konkurrenz
Goretzka war allerdings nicht nur "ein bisschen hinten dran", sondern abgeschrieben. Hinter Kimmich, Neuzugang Joao Palhinha, Aufsteiger Aleksandar Pavlovic und Konrad Laimer, der inzwischen meist Rechtsverteidiger spielt, war er im zentralen Mittelfeld die Nummer 5 - und sollte trotz Vertrages bis 2026 weg. Er klagte nicht, sondern wartete geduldig auf seine Chance, die kam, als sich Konkurrenten verletzten.
Inzwischen hat Goretzka mehr Minuten gespielt als Pavlovic und Palhinha. "Er ist ein wichtiger Spieler für uns und das ist schön", sagte Eberl und scherzte: "Nächste Vertragsverlängerung." Tatsächlich aber würden die Bayern den 29-Jährigen noch immer gerne abgeben, auf seiner Position ist der junge Hoffenheimer Tom Bischof (19) fest eingeplant.
Goretzka: Nicht alles, was Gold ist, glänzt?
Zur Wahrheit des Wolfsburg-Spiels gehört schließlich auch, dass Goretzka dem VfL-Stürmer Mohamed Amoura unfreiwillig das 1:1 auflegte (24.), beim Stand von 3:1 mit einem schlampigen Pass eine Großchance ermöglichte und vor dem zweiten Amoura-Tor (88.) einen wichtigen Zweikampf verlor.
Es käme nicht überraschend, sollte Goretzka am Mittwoch in der Königsklasse bei Feyenoord Rotterdam wieder auf der Bank sitzen. Eberl warnte vor einem "komplizierten Spiel", das die Bayern wie den Gruppen-Abschluss gegen Bratislava am 29. Januar gewinnen müssen, um direkt ins Achtelfinale einzuziehen.
Auch dann sollen wieder die Füße sprechen.