Sie kommen von einem Topklub wie Wolfsburg, der gewohnt ist, um die Champions League mitzuspielen. Warum war der Wechsel zu den OL Lyonnes für Sie wichtig?
Ich hatte das Gefühl, dass der Zeitpunkt für etwas Neues gekommen war. Lyon ist einer der größten Vereine Europas, vielleicht sogar weltweit. Der Klub hat den Anspruch, jedes Jahr die Champions League zu gewinnen.
Als sie mich kontaktiert haben, habe ich mich riesig gefreut. Die Gespräche waren sehr gut, und insgesamt hatte ich einfach ein gutes Gefühl. Deshalb bin ich sehr glücklich, jetzt hier zu sein.
Lyon hat die Champions League zuletzt vor einigen Jahren gewonnen. Spürt das Team einen besonderen Druck, endlich wieder den Titel zu holen?
Wir alle – die Spielerinnen wie auch der gesamte Verein – haben das klare Ziel, die Champions League zu gewinnen. Wenn ich sehe, welche Spielerinnen wir haben und wie hart wir arbeiten, dann ist unser Anspruch, jedes einzelne Spiel zu gewinnen.
Uns ist aber auch bewusst, wie schwierig dieser Wettbewerb ist. Trotzdem geben wir alles, um unser Ziel zu erreichen.
Also kein zusätzlicher Druck?
Nein, eher im Gegenteil. Es ist ein positiver Druck. Wir pushen uns im Training und in den Spielen gegenseitig, weil wir gemeinsam das Maximum erreichen wollen.
Rotation im Angriff: „Ich gebe immer alles, egal ob Startelf oder Einwechslung“
Finden Sie es schwierig, Ihren Rhythmus zu behalten, wenn Sie häufig zwischen Bank und Startelf wechseln? Sind Sie eher ein guter Joker oder fühlen Sie sich als Stammspielerin wohler?
Ich glaube, jede Spielerin möchte am liebsten in der Startelf stehen. Aber egal, ob ich beginne oder eingewechselt werde: ich versuche immer, mein Bestes zu geben, das Spiel zu bereichern und meinen Rhythmus zu finden.
Unser Trainingsniveau ist extrem hoch, und wir haben viele starke Spielerinnen. Natürlich möchte ich viele Spiele starten, aber wir rotieren viel. Sobald ich Minuten bekomme, will ich sie optimal nutzen.
In Deutschland spielten Sie häufig als klassische Zehnerin, in Lyon eher auf dem rechten Flügel. Haben Sie eine Lieblingsposition?
Das hängt ein bisschen vom Spiel ab. Ich mag beides. Ich möchte mich nicht nur auf einer Seite festspielen, sondern mich frei bewegen: mal ins Zentrum, mal nach links oder rechts. Eine Lieblingsposition habe ich nicht. Ich spiele überall gern.
Spektakuläres Comeback gegen Juventus
Gegen Juventus hattet ihr ein beeindruckendes Comeback (3:3). Was hat das Team in der Halbzeit verändert?
Wir waren mit unserer ersten Halbzeit überhaupt nicht zufrieden und lagen 0:3 zurück. Wir wollten das Spiel unbedingt drehen und haben alles gegeben. Am Ende hätten wir sogar fast noch das 4:3 erzielt.
Das Comeback zeigt, welchen Charakter diese Mannschaft hat, wie wir uns gegenseitig pushen und zusammenhalten. Die zweite Halbzeit war ein echtes Statement unserer Mentalität.
Glauben Sie, dass ihr Team in dieser Saison den Titel holen kann?
Ja, absolut. Ich sehe jeden Tag, wie wir trainieren und auftreten. Wir wissen, dass wir uns Phasen wie die erste Halbzeit in Italien nicht erlauben dürfen. Wir müssen von der ersten Minute an da sein. Aber wenn ich unsere Qualität und unser Team sehe, bin ich überzeugt: Wir können die Champions League gewinnen.
Die Rolle von Michelle Kang
Wie trägt das Engagement von Michelle Kang zu den Zielen des Vereins bei?
Sie hilft uns enorm. Es ist beeindruckend, was sie für den Klub und für den Frauenfußball insgesamt tut. Das inspiriert uns und stärkt auch unseren Zusammenhalt. Wenn wir sehen, wie leidenschaftlich sie sich engagiert, wollen wir als Team unseren Teil dazu beitragen.
Ist es motivierend, von jemandem unterstützt zu werden, der so sehr für den Frauenfußball brennt?
Ja, definitiv. Sie ist ein Vorbild. Wir wollen sie auf diesem Weg unterstützen und ihr etwas zurückgeben.

Haben Sie vor Ihrem Wechsel mit Sara Däbritz gesprochen?
Ja, und sie hatte nur Positives über Lyon zu sagen. Ich konnte vorher kein Französisch, deshalb wusste ich, dass es nicht einfach werden würde. Aber ich wollte diese Herausforderung annehmen. Es ist schön, die Sprache nach und nach zu lernen, und Sara hat mir dabei geholfen. Das Gespräch mit ihr war sehr wertvoll.
Brand: „Ich freue mich, mit allen hier zu spielen“
Gibt es eine Mitspielerin, mit der Sie besonders gern zusammenspielen oder die Ihren Stil gut ergänzt?
Bevor ich herkam, wusste ich schon, dass hier außergewöhnliche Spielerinnen spielen – viele, die ich als Kind bewundert habe. Ich freue mich einfach, mit allen zusammen auf dem Platz zu stehen. Deshalb möchte ich keinen einzelnen Namen hervorheben.
Zum Abschluss: Deutschland richtet die EM 2029 aus. Wie haben Sie darauf reagiert?
Ich freue mich riesig! Es ist schön, dass meine Familie ohne großen Aufwand ins Stadion kommen kann. Es werden große Arenen, tolle Stimmung und ein großartiges Turnier. Ich liebe die Atmosphäre in den Stadien, deswegen freue ich mich sehr darauf.
