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Gonçalo Ramos: Der widerwillige Joker, der Paris Saint-Germain am Leben hält

Gonçalo Ramos war der gefeierte Held bei PSG gegen Nizza.
Gonçalo Ramos war der gefeierte Held bei PSG gegen Nizza.FRANCK FIFE / AFP

Beim Champions-League-Kracher von Paris Saint-Germain gegen den FC Bayern wird ein Name wieder einmal besonders im Fokus stehen, und doch vielleicht erst spät auf der Anzeigetafel auftauchen: Gonçalo Ramos. Der portugiesische Stürmer ist in dieser Saison zum Inbegriff des „Super-Subs“ geworden. Eine Rolle, die er selbst nie wollte, die er aber derzeit wie kein anderer verkörpert.

Ramos mag es nicht, nur Ersatz zu sein. Doch er erfüllt diese Aufgabe mit einer Effizienz, die an alte Manchester-United-Zeiten erinnert: Wie einst Ole Gunnar Solskjær sorgt auch Ramos regelmäßig für späte Tore, die Spiele drehen oder retten. Physisch mag er wenig mit dem „Baby Face Killer“ gemeinsam haben, mental aber teilt er dessen Instinkt, in entscheidenden Momenten zuzuschlagen.

Ramos ist kein klassischer Stoßstürmer für 90 Minuten. Luis Enrique hat erkannt, dass sein Stil besonders in den hektischen Endphasen zur Geltung kommt. In dieser Saison erzielte Ramos Tore gegen Atalanta, Barça und Tottenham – jeweils in der Nachspielzeit. Zuletzt war es gegen Nizza ein wuchtiger Kopfball in der allerletzten Sekunde, der PSG den Sieg brachte.

Von seinen fünf Treffern in dieser Saison fiel nur einer als Starter: ausgerechnet in dem Spiel, das PSG nicht gewann (3:3 gegen Strasbourg).

Es ist eine Statistik, die seine paradox anmutende Rolle perfekt beschreibt: Als Einwechselspieler trifft Ramos alle 20 Minuten in der Champions League, während er in der Ligue 1 als Starter in 527 Minuten nur einmal erfolgreich war. Luis Enrique sieht in ihm daher den idealen „Schlussmann“. Ein Spieler, der den Unterschied macht, wenn andere müde sind.

Vom 90-Millionen-Mann zum Luxusjoker

Als PSG im Sommer 2023 rund 90 Millionen Euro an Benfica zahlte, war die Idee klar: Ramos sollte der unumstrittene Mittelstürmer einer neuen Pariser Offensive werden. Doch der Trainer hatte andere Pläne: Luis Enrique formte eine Mannschaft, die stärker auf das Flachpass-Spiel und die Kreativität von Akteuren wie Ousmane Dembélé setzt. Ramos’ Wucht und Direktheit sind nur situativ gefragt.

Der Portugiese musste sich also in einen „zu engen Anzug“ zwängen, wie es in Frankreich heißt: in den des Last-Minute-Spielers, der dann kommt, wenn das Spiel bereits auf Messers Schneide steht. Seine Zahlen geben dem Trainer recht, auch wenn sie Ramos selbst kaum gefallen dürften.

Und so wird Luis Enrique wohl auch gegen die Bayern (Dienstag ab 21 Uhr bei Prime Video und in der Flashscore-Audioreportage) wieder auf seine bewährte Formel setzen: Geduld – und dann Ramos.

Zum Match-Center: Paris Saint-Germain vs. FC Bayern