Für den SK Rapid endet am Donnerstagabend (21:00 Uhr) ein schwieriger Europacup-Herbst. Im letzten Spiel der Ligaphase der UEFA Conference League gastieren die Hütteldorfer bei Zrinjski Mostar. Sportlich geht es für Rapid nur noch um einen achtbaren Abschluss, während die Gastgeber noch um das Überwintern im Bewerb kämpfen.
Was nach der Auslosung keiner für möglich gehalten halt, ist nach fünf großteils bitteren und schmerzhaften Pleiten Realität: Rapid hat die Reise nach Mostar als punkteloses Conference-League-Schlusslicht angetreten. Der Traum von der K.o.-Phase ist längst geplatzt, dennoch wollen die Grün-Weißen das Jahr mit einem positiven Ergebnis abschließen. Unter Interimstrainer Stefan Kulovits blieb Rapid bislang sieglos, zuletzt gab es ein Remis bei Blau-Weiß Linz. Insgesamt wartet der Rekordmeister seit acht Pflichtspielen auf einen Erfolg.
Eine holprige Anreise mit unerwartetem Teambuilding-Effekt?
Der Weg nach Bosnien-Herzegowina gestaltete sich dabei alles andere als ideal. Aufgrund schlechter Witterungsbedingungen konnte der Charterflug nicht in Mostar landen und musste nach Dubrovnik umgeleitet werden. Von dort aus ging es per Bus weiter – rund 150 Kilometer und mehrere Stunden zusätzlich. Ob und wann das geplante Abschlusstraining stattfinden konnte, blieb zunächst offen.
Kulovits sah darin dennoch keinen Nachteil: „Vielleicht ist das sogar ein positiver Effekt, der sich daraus ergeben hat. Die Mannschaft war an diesem Tag sehr lange gemeinsam unterwegs, man musste sich austauschen und miteinander beschäftigen. Dazu kam, dass wir über die Grenze gefahren sind und Roaming-Kosten angefallen wären – möglicherweise hat der eine oder andere deshalb das Handy bewusst weggelegt. Das hat am Ende vielleicht sogar zur Teambildung beigetragen.“
Die sportliche Herausforderung: Zrinjski Mostar
Sportlich wartet mit Zrinjski Mostar ein routinierter Gegner. Der neunfache bosnische Meister liegt in der heimischen Liga auf Rang zwei und hat in der Conference League seine beiden Heimspiele souverän gewonnen – mit 5:0 gegen Lincoln Red Imps und 2:1 gegen BK Häcken. Entsprechend groß ist für die Gastgeber die Bedeutung dieser Partie, denn Zrinjski kämpft noch um den Einzug in die nächste Runde.
Kulovits erwartet ein intensives Spiel: „Wir haben uns gut auf einen sehr robusten Gegner vorbereitet, für den es morgen um sehr viel geht. Sie wollen unbedingt in der Conference League überwintern und suchen ihre große Stärke klar in der Offensive. Wir wissen, dass sie eine sehr ballbesitzorientierte Mannschaft sind. Lässt man sie spielen und in einen Flow kommen, können sie extrem gefährlich werden. Gleichzeitig haben wir auch Bereiche erkannt, in denen wir ihnen wehtun können.“
Rapid will laut Kulovits daher sehr offensiv auftreten – mit und gegen den Ball. Frühes Anpressen, Druck machen – ein Plan, der Monstar wehtun soll und zudem nach dem klingt, was viele Fans schon so lange vermissen. Ob das Team das so schnell umsetzen kann?
Personell muss Rapid erneut improvisieren. Kapitän Matthias Seidl fehlt gelbgesperrt, Bendegúz Bolla fällt erkrankt aus. Ebenfalls nicht zur Verfügung stehen Jannes Horn und Petter Nosa Dahl. Dafür kehrt Andrija Radulović nach überstandener Erkrankung in den Kader zurück, auch die Rapid-II-Spieler Jakob Brunnhofer und Lorenz Szladits sind mitgereist. Kurios: Martin Ndzie hat seit längerer Zeit große Fitnessprobleme, konnte dadurch bei Rapid noch nicht Fuß fassen und ist dennoch Teil des Kamerun-Kaders beim Afrika-Cup.
Was bisher gegen bosnische Gegner geschah und 500 scheinbar Unbelehrbare
Historisch ist es bereits das zweite Europacup-Gastspiel Rapids in Mostar. Vor über 50 Jahren scheiterten die Grün-Weißen im UEFA-Cup an Velež Mostar. Positive Erinnerungen gibt es hingegen aus dem Frühjahr 2025, als Rapid im Achtelfinale der Conference League Borac Banja Luka nach Verlängerung ausschaltete. Kulovits schätzt Zrinjski in seiner Spielstärke in einem ähnlichen Bereich ein.
Trotz der sportlich enttäuschenden Ausgangslage werden über 500 Rapid-Fans in Mostar erwartet, die ihre Mannschaft beim Jahresabschluss unterstützen – wenn das mal keine neue Definition für das Wort „Unbelehrbar“ ist oder rutschen wir hier schon in Richtung Masochismus ab? Unabhängig von dieser Definition weiß das Stefan Kulovits zu schätzen: „Wir wollen das Jahr in Mostar halbwegs vernünftig ausklingen lassen und uns mit einem Sieg aus dem Jahr verabschieden. Egal was bei Rapid gerade los ist und egal ob wir daheim oder auswärts spielen, können wir immer auf lautstarken Support zählen. Ich hoffe, dass wir den Fans morgen einen Sieg schenken können!“
