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"Es ist groß": Underdog Bodö/Glimt vor Eintrag in die Geschichtsbücher

Bodö/Glimt schreibt sein eigenes Märchen.
Bodö/Glimt schreibt sein eigenes Märchen.NTB, NTB / Alamy / Profimedia
FK Bodö/Glimt könnte als erster norwegischer Verein in das Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs einziehen. Hoffnung gibt der Hinspielerfolg im Schneesturm am Polarkreis.

Auf ein neuerliches Winterchaos können die Sensationskicker des FK Bodö/Glimt bei ihrem Fußballmärchen nicht hoffen. Während vor dem Hinspiel nördlich des nördlichen Polarkreises erstmal Schnee vom gefrorenen Kunstrasen geräumt werden musste, sind für die Partie bei Lazio Rom 14 Grad vorhergesagt. Doch die milden Frühlingstemperaturen sollen keineswegs den Eintrag in die Geschichtsbücher verhindern: Als erster Klub aus Norwegen könnte Bodö/Glimt das Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs erreichen.

Match-Center: Lazio Rom vs. Bodö/Glimt

"Es ist groß", schwärmte Trainer Kjetil Knudsen: "Solche Spiele bedeuten viel. Wir werden uns wahrscheinlich noch daran erinnern, wenn wir alt sind." Nach dem überraschenden 2:0-Erfolg im Hinspiel der Europa League wird das zweite Viertelfinal-Duell mit Favorit Lazio zur bedeutendsten Partie der Vereinshistorie. "Wir fühlen uns privilegiert", sagte Mittelfeldspieler Patrick Berg. Trotz der historischen Mission gebe es "keinen Grund, nervös zu sein".

Norwegen nichts für "italienische Seidenfüße"

Dabei besteht die Mannschaft aus der 50.000-Einwohner-Stadt hauptsächlich aus norwegischen No-Names, verstärkt mit ein paar Dänen sowie einem russischen Stammtorhüter. Bekanntester Spieler ist Jens Petter Hauge, der in der Saison 2021/22 mit Eintracht Frankfurt die Europa League gewonnen hatte. Damals wurde der Flügelspieler, der in Bodö geboren wurde, im magischen Finale von Sevilla in der 70. Minute eingewechselt. Nun wäre er mit seinem Klub potenzieller Gegner der Hessen im Halbfinale am 1. und 8. Mai.

Selbst dann dürften am Polarkreis noch keine Frühlingsgefühle aufkommen. In der Nacht vor dem Hinspiel gegen Lazio in der Vorwoche waren 30 bis 40 Zentimeter Schnee gefallen, mit Schneepflügen und vielen fleißigen Helfern wurde der Kunstrasen im 8200 Zuschauer fassenden Aspmyra-Stadion auf den letzten Drücker geräumt. Die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt samt eisigem Wind seien "grundsätzlich nicht die besten für italienische Seidenfüße", mutmaßte Medienmanager Simen Pedersen - und sollte recht behalten.

Dank des Doppelpacks von Routinier Ulrik Saltnes kam es zur Sensation - wie schon in vielen Heimspielen zuvor. Bei fünf Siegen gab es nur eine Niederlage gegen Qarabag Agdam, in den K.o.-Runden hatten Twente Enschede und Olympiakos Piräus in Nordnorwegen keine Chance. Dafür gab es aber auswärts in sechs Anläufen lediglich einen Triumph. Doch der viermalige Meister konnte stets mithalten: Verlor nie mit mehr als einem Tor Unterschied, unterlag im legendären Old Trafford bei Manchester United unglücklich mit 2:3.

Nicht nur deshalb glaubt der FK Bodö/Glimt ganz fest an die Fortsetzung seines Fußballmärchens in Rom.