Warum Villarreal in dieser Saison als Titelkandidat in LaLiga gelten sollte

Das Team des FC Villarreal vor dem Anpfiff des Champions-League-Spiels gegen Kopenhagen
Das Team des FC Villarreal vor dem Anpfiff des Champions-League-Spiels gegen KopenhagenČTK / imago sportfotodienst / Jose Torres

Im spanischen Fußball läuft das Meisterschaftsrennen meist auf dasselbe Szenario hinaus: ein Zweikampf zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Seit dem Jahr 2000 gelang es nur zwei Klubs, diese Dominanz zu durchbrechen – dem FC Valencia sowie Atlético Madrid. In all diesen Jahren kam es insgesamt nur sechsmal vor, dass weder Real noch Barça mindestens Vizemeister wurden. Einer dieser seltenen Ausreißer könnte auch diese Saison die Überraschung schaffen.

Unter Trainer Manuel Pellegrini belegte der FC Villarreal damals sensationell den zweiten Platz und durchbrach damit die Vormachtstellung der beiden Giganten. Mit 77 Punkten ließ "das Gelbe U-Boot" sogar Frank Rijkaards Barcelona hinter sich, lag am Ende jedoch noch acht Zähler hinter Meister Real Madrid.

Obwohl der Titel außer Reichweite blieb, war es eine historische Saison – getragen von Spielern wie Robert Pires, Santi Cazorla, Diego Godín, Giuseppe Rossi, Guille Franco und Nihat Kahveci. So nah dran und doch so weit entfernt.

Europäische Erfolge und der große Triumph 2021

Der zweite Platz brachte Villarreal in die Champions League und legte den Grundstein für eine lange Phase internationaler Präsenz. In den folgenden Jahren etablierte sich der Klub als feste Größe im europäischen Wettbewerb, insbesondere in der Europa League.

Der größte Moment der Vereinsgeschichte folgte 2021: Unter Unai Emery gewann Villarreal erstmals den zweitwichtigsten europäischen Vereinswettbewerb. Im Finale setzte man sich nach Elfmeterschießen gegen Manchester United durch und setzte sich endgültig auf die europäische Landkarte.

Auch wenn nationale Titel bislang fehlen, zählt Villarreal längst zu den konstantesten Erfolgsgeschichten der LaLiga.

Geheimfavorit im Schatten der Großen

In der aktuellen Saison wird darüber zwar noch leise gesprochen, doch Villarreal gilt zunehmend als Geheimfavorit auf die Meisterschaft. Das zuletzt wegen schlechten Wetters verschobene Spiel gegen Levante sorgt dafür, dass die Mannschaft von Marcelino aktuell zwei Spiele weniger absolviert hat als Real Madrid und Barcelona.

Trotzdem rangiert Villarreal bereits auf Platz drei, nur vier Punkte hinter Real und acht hinter Barça. Das letzte Ligaspiel des Kalenderjahres bestreiten sie zu Hause gegen die Katalanen, eine Partie, die traditionell für viele Tore steht.

Villarreals aktuelle Form
Villarreals aktuelle FormFlashscore

Die letzten vier direkten Duelle hatten eines gemeinsam: Immer gewann die Auswärtsmannschaft. Die Ergebnisse lauteten 2:3, 1:5, 3:5 und 3:4 – Unterhaltung pur, aber kein gutes Omen für Villarreal.

Doch angesichts der hohen Abwehrlinie von Hansi Flicks Team und der starken Form von Alberto Moleiro, Tajon Buchanan und Gerard Moreno könnte auch dieses Duell erneut ein Highlight werden. Für beide Mannschaften sind die drei Punkte im Titelrennen von enormer Bedeutung.

Marcelinos perfekte Kader-Mischung

Der aktuelle Höhenflug lässt sich jedoch nicht allein auf einzelne Offensivspieler zurückführen. Marcelino hat eine ausgewogene Mischung aus Physis, Tempo und Kreativität geformt.

Besonders Thomas Partey zeigt sich nach seinem Abgang von Arsenal wieder in Topform. Der 32-Jährige stabilisiert das Mittelfeld, unterbindet gegnerische Angriffe und ermöglicht schnelles Umschaltspiel. Trotz privater Turbulenzen liefert er konstant starke Leistungen ab.

Auch Nicolas Pépé trägt seinen Teil bei. Zwar stehen in 21 Pflichtspielen bislang nur zwei Tore und zwei Vorlagen zu Buche, doch seine Auszeichnung als LaLiga-Spieler des Monats im August unterstreicht seinen Einfluss auf das Spiel. Mit 29 Torschüssen ist er ligaweit einer der aktivsten Offensivspieler im Kader.

Die beste Defensive der Liga

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg ist die Defensive. Mit nur 13 Gegentoren stellt Villarreal aktuell die beste Abwehr der gesamten Liga. Juan Foyth, Renato Veiga und Santiago Mouriño sind die tragenden Säulen dieser Stabilität. Bislang hat das „Gelbe U-Boot“ in der Saison 2025/26 nur zwei Ligaspiele verloren, und das gegen Atlético Madrid und Real Madrid.

Die Spitze der LaLiga
Die Spitze der LaLigaFlashscore

Kurioserweise präsentiert sich Villarreal in der Champions League deutlich schwächer. Nach sechs Spielen steht dort lediglich ein Punkt zu Buche, was aktuell Platz 35 bedeutet – nur Kairat Almaty liegt noch dahinter.

Unabhängig davon bleibt LaLiga das klare Hauptziel des Klubs. Mit einem genehmigten Rekordbudget von 215 Millionen Euro – im Vergleich zu rund 1,25 Milliarden bei Real Madrid und geplanten 1,1 Milliarden bei Barcelona – ist es bemerkenswert, wie konkurrenzfähig Villarreal aufgestellt ist.

Der starke Saisonstart spricht dafür, dass die Mannschaft diesen Weg fortsetzen kann. Sollte Marcelino im Januar ein oder zwei gezielte Verstärkungen erhalten, ist es durchaus denkbar, dass Villarreal erneut die Dominanz der beiden Großen sprengt – oder sogar noch einen Schritt weitergeht und erstmals die Meisterschale ins Estadio de la Cerámica holt.

Jason Pettigrove
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