Den kleinen Seitenhieb auf seinen alten Kumpel Bastian Schweinsteiger konnte sich Thomas Müller nicht verkneifen. "Basti, hast du's jemals in die Play-offs g'schafft?", fragte der 36-Jährige vor dem Auftakt der Titeljagd in der nordamerikanischen Profiliga MLS frech in die BR-Kamera und ergänzte verschmitzt: "Tschuldigung, der musste sein."
Tatsächlich erreichte Schweinsteiger nur im ersten seiner drei Jahre bei Chicago Fire 2017 die K.o.-Runde –dort ging er mit seiner Mannschaft gegen die New York Red Bulls in der ersten Runde unter (0:4).
Müller und die Caps haben ganz andere Ambitionen: Der kanadische Meister fühlt sich trotz starker Konkurrenz wie Hauptrundensieger Philadelphia Union oder Inter Miami mit Weltstar Lionel Messi bereit für den ersten "MLS Cup" – Müller sei Dank.
Tolle Torquote
Geschäftsführer Axel Schuster bezeichnete den 36-jährigen Alles-Gewinner als "fehlendes Puzzleteil". Bei den Vertragsgesprächen überzeugte er ihn mit den Worten: "Wenn du hier bist, können wir alles gewinnen."
Und der Start des Raumdeuters war tatsächlich vielversprechend: Mit seinen sieben Toren und drei Vorlagen in sieben MLS-Spielen hat er die Caps – die erst ein einziges Play-off-Spiel gewonnen haben – fast im Alleingang in die "Postseason" geschossen.
"Läuft und läuft", so Müllers knappes Fazit. Warum es läuft? Das hat der Rio-Weltmeister schnell erklärt: "Ich komme hier in deutlich mehr Offensivsituationen als in der Bundesliga." In der Heimat gehe es enger zu, da werde "härter verteidigt. Hier gibt es etwas mehr Raum." Auch in den Play-offs?
Hohe Hürde
Schon zum Auftakt wartet dort in der Nacht auf Montag (0:30 Uhr) eine hohe Hürde: Gegen den FC Dallas hat Vancouver nur eines der jüngsten fünf Spiele gewonnen, zum Abschluss der Vorrunde gab es trotz Müller-Tor ein 1:2.
Sollten die Caps die Serie "best of three" überstehen, wird der Weg keineswegs einfacher. In den weiteren drei Runden – einschließlich des Finales – entscheidet jeweils ein einziges Duell. "Wie im DFB-Pokal", sagte Müller beim BR in der Sendung Blickpunkt Sport.
Dann gibt es nur noch zwei Alternativen: Heimfahren, die Saison beenden – oder weiterhin vom Titel träumen: "Du brauchst an dem Tag zumindest kein Pech."