Sich lediglich in der Serie A Brasiliens zu etablieren, ist natürlich nicht das wahre Ziel von Santos. Immerhin hat der Traditionsverein in seiner Geschichte ganze achtmal die nationale Meisterschaft gewonnen. Seit dem Weggang von Neymar zum FC Barcelona gelang dem Klub allerdings weder auf nationaler, noch auf internationaler Ebene der Gewinn eines Titels.
Gerüchte über die Rückkehr des Stars, der bei Al-Hilal auf dem absteigenden Ast ist, scheinen ein Licht am Ende des Tunnels zu sein. Gleichzeitig lenken sie von der dringenden Notwendigkeit einer kompletten Umstrukturierung ab, um den Verein wieder unter die besten Mannschaften des Landes zu bringen.

In der gesamten Zeit nach Neymar wurden lediglich die beiden Paulistão-Meisterschaften (2015 und 2016) und der Titel in der Serie B im Jahr 2024 gewonnen. Letzteren erwähnt der Verein nicht einmal auf seiner offiziellen Website.

Die glorreichen Zeiten scheinen in Vila Belmiroalso aktuell weit entfernt zu liegen. Die Rückkehr von Marcelo Teixeira an die Spitze des Klubs reichte zwar aus, um den Verein nach der katastrophalen Amtszeit von Andrés Rueda aus der zweiten Liga zu führen. Viel Anlass zu Optimismus gibt sie aber auch nicht. Diskussionen über die Umwandlung des Klubs in eine SAF, wie sie Rivalen wie Botafogo, Cruzeiro und Vasco führen, sind aktuell wohl (noch) keine realistische Option.
Reformulierung hinter den Kulissen
Trotz des Titels in der Serie B im Jahr 2024 hat man bei Santos immerhin erkannt, dass eine solche Umstrukturierung notwendig ist, und Fehler von 2023 im Jahr 2025 nicht wiederholt werden dürfen. Dazu gehören zum Beispiel die Verpflichtung zu vieler Spieler, ohne den Kader dabei wirklich zu verstärken, sowie übermäßige Trainerwechsel. Pedro Martins, der neue Geschäftsführer, ist für diesen Prozess verantwortlich.
Er verließ seinen Posten als Fußballdirektor von Botafogo nach einem gelungenen Jahr in Rio de Janeiro. Nun soll er die zentrale Figur in der strategischen Planung von Peixe werden. So war Martins nach der Entlassung von Fábio Carille bereits an der Auswahl des neuen Trainers, des Portugiesen Pedro Caixinha, beteiligt, der zuvor bei Red Bull Bragantino tätig war.

"Wir planen mit dem Trainer, den wir wollen, mit der richtigen Struktur und wir werden die besten Entscheidungen für Santos treffen", sagte Martins. Der Vorstandsvorsitzende beschloss zudem, den Fußballvorstand Alexandre Gallo zu entlassen, und übernahm die Leitung des Bereichs selbst. Santos entließ auch drei Mitglieder des festen Trainerstabs, unter anderem den Assistenten Marcelo Fernandes, der die Mannschaft in der Vergangenheit mehrmals und in verschiedenen Rollen geführt hatte.

Kehrt Neymar zurück?
Das Schicksal von Neymar ist eines der großen Rätsel des Transferfensters. Konkret hat der Star bei Al-Hilal einen Vertrag bis Juni 2025. Seine Zukunft in Saudi-Arabien scheint in immer weitere Ferne zu rücken. Zu Beginn dieses Jahres wurde bereits über einen Wechsel zu Santos spekuliert. Eine Möglichkeit wäre dabei eine sechsmonatige Leihe, bis die Situation um Neymar endgültig geklärt ist. Die Fans von Santos haben bereits eine Kampagne eingeleitet, um ihr Idol zu überzeugen.

Dabei sind die Signale für eine Rückkehr von Neymar zu Peixe definitiv vorhanden. Der Verein macht keinen Hehl daraus, dass er ihn gerne zurückhaben möchte, und der Spieler betont immer wieder seine Liebe zu Santos. Gleichzeitig macht der Vorstand jedoch deutlich, dass die Verhandlungen sehr schwierig sind. Neymar schließt unterdessen die Möglichkeit nicht aus, auch für einen anderen brasilianischen Verein wie Flamengo zu spielen - zudem sollen Inter Miami und Chicago Fire aus der MLS interessiert sein.
"Neymar hat eine unglaubliche wirtschaftliche Macht, egal wohin er geht. Es gibt Interesse von Santos und auch von ihm selbst. Wenn er kommt, muss ich mir über die finanzielle Seite keine allzu großen Sorgen machen. Er bezahlt sich selbst, allein durch seine Anwesenheit, die Trikotverkäufe, die Eintrittskarten usw. Aber es ist ein komplexer Vorgang, der nicht nur vom Verein oder vom Spieler abhängt", sagte der Finanzdirektor von Santos, Norberto Gonçalves, in einem Interview mit dem Flashscore Podcast.
Versprechungen ohne sportliche Erfolge
Doch ist Neymar wirklich die Lösung, um die sportliche Misere umzuwandeln? Die größten Titel in der Geschichte von Santos wurden stets mit jungen Spielern aus dem Nachwuchs gewonnen: Pelé, Coutinho, Pepe, Ganso, Robinho - oder eben Neymar im frühen Frühling seiner Karriere.
Die hervorragende Nachwuchsarbeit, für die der Verein seit jeher bekannt war, stockte aber in den letzten Jahren. Das beste Beispiel ist Rodrygo. Der Stürmerstar von Real Madrid und der brasilianischen Nationalmannschaft gilt als einer der besten Spieler der Welt, mit Santos gelang es ihm aber nicht, eine Trophäe zu gewinnen. Auch die 45 Millionen Euro, die sein Verkauf eingebracht hatten, wurden nicht sinnvoll Investitionen umgewandelt, die den Verein tatsächlich verstärken konnten.

Der Torschützenkönig der brasilianischen Liga aus dem Jahr 2024 spielt beim Rivalen Corinthians und heißt Yuri Alberto. Bis 2020 spielte er bei Santos, verließ den Verein danach ablösefrei. Er bestritt nur 25 Spiele für die erste Mannschaft. Ein ähnliches Schicksal erfuhr Gabigol, der bei Peixe zwar glänzte, dessen Stern aber auch erst später bei Flamengo aufging. Kaio Jorge, der von 2018 bis 2021 bei Santos unter Vertrag stand, brilliert dieser Tage beim Libertadores-Vizemeister Cruzeiro.
Das Fehlen einer internen Organisation, die einen starken Kader ermöglicht und junge Talente fördert und an den Verein bindet, ist sicherlich eine Teilerklärung für die lange Durststrecke des FC Santos. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, ob der Plan des Vereins für 2025 nur darauf abzielt, den Verbleib in der brasilianischen Erstklassigkeit zu sichern - oder man tatsächlich der von den Fans erwähnten Ambition nachgeht, den verlorenen Platz unter den Giganten des Landes zurückzugewinnen.