ANALYSE: Vielleicht hat der Fußball Casemiro doch nicht nicht komplett verlassen

Casemiro hat sich in die Startelf von Manchester United zurückgearbeitet.
Casemiro hat sich in die Startelf von Manchester United zurückgearbeitet.Getty Images via Profimedia

Noch vor wenigen Monaten galt Casemiro bei Manchester United als Auslaufmodell. Mit 33 Jahren schien seine Zeit als unumstrittener Leistungsträger vorbei zu sein, zumal United in der Saison 2024/25 die schlechteste Premier-League-Spielzeit seiner Geschichte erlebte und der Brasilianer kaum noch die nötige Intensität erreichte. Doch inzwischen erlebt Casemiro eine bemerkenswerte Renaissance.

Trainer Ruben Amorim gab selbst zu, dass Casemiro über lange Strecken der vergangenen Saison seine letzte Option im Mittelfeld gewesen war. Heute jedoch steht der Brasilianer ganz oben auf dem Spielberichtsbogen, gemeinsam mit Spielern wie Bryan Mbeumo, Bruno Fernandes und Matthijs de Ligt. Casemiro ist wieder ein zentraler Baustein im System des neuen Trainers.

Die Zahlen belegen seinen Einfluss deutlich: Mit Casemiro kassiert United nur alle 110,6 Minuten ein Gegentor, ohne ihn fällt bereits alle 31,5 Minuten eines. Auch offensiv zeigt sich ein klarer Unterschied. In 553 Premier-League-Minuten mit ihm erzielte United zwölf Tore, ohne ihn in 347 Minuten lediglich fünf. Das Team ist mit Casemiro also beinahe dreimal so torgefährlich.

Besonders aufschlussreich war das 2:2 gegen Tottenham: Bei seiner Auswechslung führte United noch, danach trafen die Spurs zweimal.

Neue Rolle, neues Profil

Manchester United hat sich offenbar darauf eingestellt, dass Casemiro nicht mehr so große Räume abdecken kann wie früher. Seine Laufwerte sind über die Jahre stabil geblieben, doch die taktische Nutzung hat sich verändert: Er läuft pro 90 Minuten 10,8 Kilometer und absolviert 5,9 Sprints. Statt die Außenbahnen abzusichern, agiert er heute klar zentraler, was zeigt, dass United seine Spiele besser kontrolliert.

Er steht höher als in der Vorsaison und hat in nur zehn Spielen vier Ballgewinne im letzten Drittel, gegenüber zehn in 24 Partien der vergangenen Saison. Besonders entscheidend: seine langen Pässe. Casemiro schaltet blitzschnell von Defensive auf Offensive um, und nur fünf Mittelfeldspieler in der Liga spielen pro 90 Minuten mehr erfolgreiche lange Bälle.

Auch in der Offensive ist er präsenter als früher: drei Tore in zehn Spielen, zwei davon nach Ecken, eines ein Distanzschuss aus 20 Metern im 4:2 gegen Brighton.

Casemiro letzte Chance

Casemiros Alter bleibt ein Thema. Er fehlte beim 0:3 gegen City und beim 1:3 gegen Brentford. Beide Spiele fanden nach einer Länderspielreise nach Brasilien statt, in der er umfangreich eingesetzt wurde und sich zudem verletzte. Gegen Liverpool wagte Amorim dennoch nicht, auf ihn zu verzichten.

Sein Vertrag läuft am Saisonende aus, und United wird ungeachtet seiner aktuellen Form wohl im Januar oder Sommer einen neuen Mittelfeldspieler verpflichten. Kurios: Im Duell mit Nottingham Forest dominierte Casemiro ausgerechnet den Wunschkandidaten Elliot Anderson.

Casemiro erlebt bei Manchester United eine überraschende Wiederauferstehung. Seine Präsenz stabilisiert nicht nur die Defensive, sondern macht die Mannschaft auch im Angriff gefährlicher. Kurzfristig wird er Amorim weiter wertvolle Dienste leisten, langfristig jedoch blickt United bereits auf einen Umbruch im Mittelfeld.

Trotzdem: In einer Phase großer Unsicherheit ist Casemiro plötzlich wieder ein unverzichtbarer Fixpunkt.