Auf Wangen-Schmatzer für seinen Trainer verzichtete Kylian Mbappé beim Wiedersehen. "Ich habe dem Trainer noch nie einen Kuss gegeben", erklärte er, "ich weiß nicht einmal, ob ihm das gefallen würde." Der Kapitän der französischen Nationalmannschaft kehrt nach einem halben Jahr Abstinenz zurück in die Équipe Tricolore – und stellte gleich mal klar: "Ich komme an, als wäre ich nie weg gewesen."
Also eben ohne das in Frankreich gängige "Bise", das Küsschen zur Begrüßung für Nationaltrainer Didier Deschamps, der auf seinen Spielführer bei den vergangenen vier Länderspielen mal mehr, mal weniger überraschend verzichtet hatte.

Gerüchte um Streit mit Deschamps
Beim Hinspiel im Viertelfinale der Nations League am Donnerstag (20:45 Uhr/DAZN) in Split gegen Kroatien ist Mbappé wieder dabei. Zuvor hatte das Fehlen des Superstars Mutmaßungen über einen Disput mit Deschamps hervorgerufen. Diese wies der Torjäger im Interview mit der Zeitung Le Parisien aber entschieden zurück.
"Wenn es einen Bruch gegeben hätte, hätte ich nie auf seine Anrufe reagiert", sagte der Stürmer von Real Madrid: "Ich habe den Kontakt zum Trainer nie abgebrochen, meine Beziehung zu ihm hat sich nicht geändert. Und auch mit den Mitarbeitern und den Spielern hat sich nichts geändert. Es wird sehr natürlich sein."
Match-Center: Kroatien vs. Frankreich
Meinungsverschiedenheiten "nicht schwerwiegend"
Unter Deschamps wurde die Équipe Tricolore 2018 in Russland Weltmeister, Mbappé spielte dabei eine entscheidende Rolle. Vier Jahre später verpassten die beiden gemeinsam eine erfolgreiche Titelverteidigung in Katar nur haarscharf. Für Mbappé schweißen die Erfahrungen zusammen.
"Wir haben gemeinsam Erfolge gefeiert", sagte er, "und unsere Beziehung kann nicht wegen zwei, drei Meinungsverschiedenheiten, die zudem überhaupt nicht schwerwiegend sind, in der Mülltonne landen."
Wie genau diese Meinungsverschiedenheiten aussahen, verschwieg er. In jedem Beruf gebe es diese, "das bedeutet nicht, dass man sie nicht mag oder nicht respektiert", sagte er. Deschamps hatte bei der Nicht-Berücksichtigung im November erklärt, Mbappé "wollte dabei sein", die Gründe für seine Entscheidung allerdings nicht weiter erläutert.
Vor der Partie in Kroatien bemühte sich auch Deschamps um ein ungetrübtes Bild vom Verhältnis der beiden. "Wir haben uns weiter ausgetauscht, ich habe ihn weiter unterstützt", erklärte er am Sonntag beim Fernsehsender TF1: "Ich habe immer gesagt, dass ich der Meinung bin, dass die französische Nationalmannschaft mit ihm stärker sein wird."
Bei der Neuauflage des WM-Finals 2018 gegen die Kroaten ruhen die Hoffnungen eindeutig auf dem im Verein wiedererstarkten Mbappé - auch ohne Küsschen für den Trainer. Eine "Umarmung" werde es geben, kündigte Mbappé im Vorfeld immerhin an: "Wie immer."