Julian Nagelsmann betritt die große Bühne im "Opernhaus des Fußballs" mit dem Tatendrang des jungenhaften Helden. All die Mythen und Legenden des Fußball-Klassikers Deutschland gegen Italien schön und gut, aber, betonte der Bundestrainer: "Ich will immer lieber eigene Geschichten schreiben!"
Und mit der deutschen Nationalmannschaft im ikonischen Retro-Trikot erstmals ins Final Four der Nations League stürmen.
Der Grundstein dafür soll am Donnerstag (20:45 Uhr/ARD) in "La Scala del Calcio" im Mailänder Stadtteil San Siro gelegt werden. "Wir müssen und wollen es absolut positiv gestalten", sagte Nagelsmann allen personellen Problemen, der Zeitnot und der verheerenden Bilanz gegen den "ewigen" Angstgegner zum Trotz.
Match-Center: Italien vs. Deutschland
Italien "ein harter Brocken"
Das Giuseppe-Meazza-Stadion mit seinen elf ikonischen, schraubenförmigen Türmen hat schon zahlreiche deutsche Fußballhelden hervorgebracht: Den dynamischen Anführer Lothar Matthäus bei der WM 1990, Schalkes unvergessliche Eurofighter 1997 oder "Titan" Oliver Kahn beim Champions-League-Triumph des FC Bayern 2001. Lange her.
Nagelsmann will "weniger davon zehren, was irgendwann in der Vergangenheit war. Ich versuche lieber, die Aktualität zu beeinflussen." Da steht ihm ein Kontrahent gegenüber, der sich seit dem enttäuschenden Achtelfinal-Aus bei der EM gegen die Schweiz neu erfunden hat.
Italien, weiß Nagelsmann, habe "zu alter Stärke zurückgefunden" und spiele einen "sehr offensiven, aggressiven Fußball". Das bekamen in der Vorrunde Größen wie Frankreich oder Belgien schmerzhaft zu spüren. "Ein harter Brocken", sagte Italien-Experte Rudi Völler. Nagelsmann aber weiß auch: "Wie wir sind sie noch nicht am Ende des Weges" angekommen.

Nagelsmann wünscht sich einen Sieg
Sein Weg soll 2026 auf den WM-Thron führen; der Klassiker ist auf dieser langen Reise aus mehreren Gründen ein Meilenstein. Im Rückspiel am Sonntag (20:45 Uhr/RTL) in Dortmund wird zunächst darüber entschieden, ob Deutschland mit dem Finalturnier der Nationenliga im Juni in Stuttgart und München wieder ein kleines Sommermärchen bekommt.
Darüber hinaus geht es um das vom Bundestrainer vielbeschworene "Selbstverständnis" für Siege, eine Schlüsselqualifikation für spätere Weltmeister, und um eine bessere Ausgangsposition für den Griff nach dem fünften Stern.
"Es geht um die Weltrangliste", betonte Nagelsmann. Deutschland ist Zehnter, Italien Neunter, das würde sich im Erfolgsfall umkehren - und die DFB-Elf wäre bei der WM-Auslosung gesetzt. Außerdem käme sie in die vermeintlich leichtere Quali-Gruppe und ginge Norwegen mit Superstar Erling Haaland aus dem Weg. Es geht um viel mehr als die Nations League.