Die 7,5 kg schwere und 71 cm hohe Silber-Trophäe soll ein Anschmecker sein für den "schönen WM-Pokal" 2026. Portugals alternder Weltstar Cristiano Ronaldo mag vor dem Halbfinale am Mittwoch (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) noch so entschlossen drohen, er habe das Endspiel "im Blick" - Nagelsmann hält dagegen: "Wir werden alles reinwerfen, um den Finaleinzug zu realisieren!"
Zum Match-Center: Deutschland vs. Portugal
Seien die Probleme mit zehn Ausfällen noch so groß, sei der Gegner noch so ein "dickes Brett", wie der Bundestrainer vor dem Sieger der Erstauflage der Nationenliga 2019 warnte. Acht Jahre nach dem Confed-Cup-Erfolg, dem bislang letzten "Triumphchen", sollen in den Adler-Trikots wieder Siegertypen wachsen. "Das große Schlagwort", betonte Nagelsmann, "ist für uns das Selbstverständnis."
Der Anfang ist mit nur einer Niederlage in 17 Länderspielen seit dem Neustart im März 2024 gemacht. Doch die Gegner beim Final Four, bei dem im Finale am Sonntag erneut in München Europameister Spanien oder Vize-Weltmeister Frankreich warten würde, "sind absolute Weltklasse", wie Sportchef Völler warnte. Und die personelle Lage ist schwierig.
Trotz Ausfälle "genug Qualität"
In Abwesenheit der Säulen Antonio Rüdiger, Jamal Musiala und Kai Havertz, von Angelo Stiller und starker Alternativen wie Nico Schlotterbeck oder Tim Kleindienst tüftelte Nagelsmann beim Abschlusstraining in Herzogenaurach an seiner Startelf. Klar ist: Rückkehrer Marc-André ter Stegen "ist unsere Nummer eins" - monatelange Pause hin, Verkaufsgerüchte in Barcelona her. "Ich fühle mich sehr gut", versicherte der Torhüter.
Vor ihm ruhen die Hoffnungen vor allem auf "Magier" Florian Wirtz, der im März bei den spektakulären Viertelfinals gegen Italien (2:1/3:3) ebenfalls gefehlt hatte. "Er ist mit Jamal unser außergewöhnlichster Spieler", sagte Nagelsmann und forderte, der Noch-Leverkusener möge die Fans in der ausverkauften Arena "verzaubern".
Und sonst? "Wir haben genug Qualität", sagte Kapitän Kimmich vor seinem 100. Länderspiel. Zum Beispiel den formverbesserten Dortmunder Waldemar Anton, der Rüdiger im Abwehrzentrum ersetzen dürfte. Im defensiven Mittelfeld wittern Aleksandar Pavlovic und Felix Nmecha ihre Chance als Stiller-Ersatz, Serge Gnabry könnte für Musiala wirbeln.
Ganz vorne brennt Shootingstar Nick Woltemade auf sein Debüt. Der frühere Weltklasse-Neuner Völler prophezeite dem Stuttgarter eine "ganz große Karriere", laut Nagelsmann passt "Woltemessi" bei ihm "sehr, sehr gut rein".
Letzte Personalfragen klärte er nach dem Umzug ins Spielquartier in Unterschleißheim. Worauf er sich verlassen kann: "Das Ehrgefühl", für Deutschland zu spielen, sei zurück. Das spüren auch die Fans. Jetzt müsse es gelingen, sagte Völler, "die Euphorie am Leben zu halten".
Nagelsmann warnt vor Vitinha
Nagelsmann ließ nichts unversucht. Mit einer riesigen Video-Leinwand zur Taktikschulung oder einer Tribüne auf dem Fitnesskomplex zur besseren Übersicht wurde der Trainingslatz optimiert, das viel beschworene "Wir-Gefühl" beim Teamabend am Sonntag gestärkt.
Portugal mit vier Champions-League-Siegern um Passmaschine Vitinha, weiß der Bundestrainer, habe "außergewöhnlich viel Talent". Er warnte vor "Freestyle-Momenten" und "extrem viel Gezocke". Kurz: "Wir dürfen keinen Meter weniger gehen als in den Topmomenten gegen Italien!" Der nach dem Champions-League-Finale ramponierte Platz wurde dafür mit 40 Quadratmetern Hybridrasen ausgebessert - "Routine", wie die Organisatoren versicherten.
München als Spielort ist ein gutes Omen, vor vier Jahren wurde Portugal dort bei der EM 4:2 bezwungen. Überhaupt ist die Seleção ein Lieblingsgegner: Seit dem demütigenden 0:3 bei der EM 2000 gab es fünf Siege in Serie. Das berauschende 4:0 zum WM-Auftakt 2014 legte den Grundstein zu jenem Titel, von dem jetzt auch Nagelsmann träumt.